In vielen norddeutschen Städten und Gemeinden fehlen zusehends bezahlbare Wohnungen. Der Neubau ist dramatisch eingebrochen, eine Trendwende noch nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund sind heute (5. Juni 2024) die Cheffinnen und Chefs der Bauressorts der Norddeutschen Bundesländer in Hannover zum "Norddeutschen Wohngipfel" zusammengekommen. Dieser fand auf Einladung des Verbandes der Wohnungswirtschaft Niedersachsen/Bremen (vdw) und des Landes Niedersachsen auf der Messe "Real Estate Arena" in Hannover statt. In einer gemeinsamen Erklärung bezeichnen die Teilnehmer "die Bauwende als die zentrale Herausforderung für die Nordländer."
Bremens Bausenatorin, Özlem Ünsal sagt: "Die norddeutschen Landesregierungen haben die Weichen gestellt. Mit der Novellierung unserer Bauordnungen erleichtern wir nicht nur den Um- und Ausbau unserer Gebäudebestände, sondern machen auch den Neubau schneller, effizienter und damit günstiger und somit bezahlbar. In den Quartieren leben die meisten Menschen und diese Quartiere wollen wir in ihrem Bestand stärken, neben dem Neubau von fehlenden Wohnungstypen. Quartiersstärkende Maßnahmen bieten in Abstimmung mit den örtlichen Gegebenheiten häufig passgerechte und wirksame Lösungen – auch in energetischer Hinsicht."
Olaf Lies, Mitgastgeber und niedersächsischer Bauminister, sagt: "Wir wollen hier im Norden gemeinsam zeigen, dass es möglich ist, etwas zu ändern. Die derzeit horrenden Baukosten, die den Neubau nahezu vollständig abwürgen, sind nicht in Stein gemeißelt. Die Novelle unserer Bauordnung in Niedersachsen sorgt gerade bundesweit für viel Aufmerksamkeit. Und sie führt zu Diskussionen und das ist auch gut. Denn wir müssen uns fragen, welche Standards wir uns so noch leisten können und wollen. Es wird darüber hinaus auf eine Kombination von Maßnahmen ankommen, wenn wieder mehr Wohnraum gebaut werden soll. Denn nur so – durch mehr Angebot – bekommen wir wieder Druck aus dem Markt und damit wieder bezahlbarere Preise."
Dr. Susanne Schmitt, ebenfalls Mitgastgeberin und Direktorin des vdw, sagt: "Mit den neuen Landesbauordnungen in Niedersachsen und Bremen wird aus Sicht der sozialorientierten Wohnungswirtschaft an den richtigen Stellschrauben gedreht. Bauen und Sanieren könnte nun deutlich einfacher vonstattengehen. So wird etwa der Wegfall der Stellplatzpflicht Baumaßnahmen spürbar vergünstigen, was unmittelbar die Mieterhaushalte entlastet. Zudem bietet die Einführung des Gebäudetyps E neue Möglichkeiten. Damit ist es aber nicht getan: Um die Baukrise zu überwinden, benötigen alle Akteure – Politik, Investoren, Planer, Handwerk und Bewohner – eine grundsätzlich andere Haltung zum Bauen und Wohnen. Wir müssen lernen, dass neue Wohnungen mit geringeren Standards etwa beim Schallschutz allemal besser sind als gar keine Wohnungen."
Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg, sagt: "Die Baukosten müssen um ein Drittel gesenkt werden, sowohl für den Neubau als auch für die Modernisierungen. Mit der aktuellen Hamburger Initiative zum kostenreduzierten Bauen arbeiten wir gemeinsam an den größten Kostentreibern. Durch die Reduzierung von Baustandards, die Optimierung von Planung und Management sowie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren wollen wir dieses Ziel erreichen. Wenn es uns gemeinsam gelingt, die Baukosten zu senken, können wir weiter Kurs halten und unsere Neubauziele sowie die Klimaschutzziele erreichen. "
Christian Pegel, Minister für Inneres, Bau und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, sagt: "Das digitale Bauantragsverfahren, das als Einer-für-Alle-Leistung durch Mecklenburg-Vorpommern entwickelt wurde, ist ein wahres Erfolgsprojekt. Der Online-Bauantrag zeigt, was Digitalisierung kann und soll. Alle Beteiligten können hier in einem digitalen Vorgangsraum parallel an dem Antrag arbeiten und miteinander kommunizieren. Das spart Zeit, Papier und Kosten. 582 der insgesamt 691 Bauaufsichtsbehörden in Baden-Württemberg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und natürlich auch bei uns in MV sind bereit, das Verfahren zu nutzen. 452 Bauaufsichtsbehörden sind bereits an die Digitale Baugenehmigung angeschlossen und werden nun schrittweise in den Produktivbetrieb überführt."
Schleswig-Holsteins Innen- und Bauministerin Sabine Sütterlin-Waack sagt: "Ein wichtiger Baustein ist aus unserer Sicht auch der sogenannte 'Regelstandard Erleichtertes Bauen'. Mit diesem Standard werden wir in der Sozialen Wohnraumförderung in Schleswig-Holstein die förderfähigen Maßnahmen auf ein wirtschaftlich und ökologisch sinnvolles Maß führen. Dabei beachten wir selbstverständlich die derzeit gültigen Normen und Gesetze. Die konsequente Durchführung des Regelstandards kann die Herstellungskosten eines Gebäudes um bis zu 25 Prozent senken. Das gilt sowohl für die Soziale Wohnraumförderung, als auch für den frei finanzierten Wohnungsbau."
Die gemeinsame Erklärung im Rahmen des ersten Norddeutschen Wohngipfels finden Sie im Anhang (pdf, 291.7 KB).
Ansprechpartner für die Medien:
René Möller, Pressesprecher bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, Tel.: (0421) 361-6012, E-Mail: rene.moeller@bau.bremen.de