Mehr Jugendliche in Ausbildung
10.03.2015Zu ihrer jährlichen Plenumssitzung trafen sich im Haus der Wissenschaft am Dienstag (10. März 2015) die Partner der "Bremer Vereinbarungen für Ausbildung und Fachkräftesicherung". Die Vereinbarungen, die von vier Ressorts, dem Magistrat Bremerhaven, den Kammern, den Wirtschafts- und Sozialpartnern sowie der Agentur für Arbeit und den Jobcentern 2014 unterzeichnet wurden, haben ein großes Ziel: allen ausbildungsinteressierten jungen Menschen in Bremen und Bremerhaven einen passenden Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen. In fünf Vereinbarungen hatten sich die insgesamt 28 Partner dazu auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket verständigt. Die Zahlen des Ausbildungsjahres 2014 zeigen, dass dieses Ziel nach wie vor nachdrücklich verfolgt werden muss: Im Vergleich zum Ausbildungsjahr 2013 ging die Zahl der besetzten Ausbildungsplätze insgesamt um 1,3 Prozent zurück, im dualen Bereich um 3,4 Prozent. Gleichzeitig sank die Anzahl der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber um 4,2 Prozent. Damit bleibt die Situation auf dem Ausbildungsmarkt angespannt: Das Bundesinstitut für Bildung ermittelte, dass auf 100 Bewerberinnen und Bewerber 90,1 gemeldete Ausbildungsplätze kamen, die Nachfrage also nach wie vor das Angebot übersteigt. Diese Rechnung berücksichtigt nur die Bewerberinnen und Bewerber aus dem Land Bremen. Tatsächlich ist die Nachfrage jedoch höher, weil die Bewerberinnen und Bewerber aus dem Umland hinzukommen: Nach den Meldungen der Kammern wurden 2.184 der neuen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen aus dem Umland geschlossen.
Im Mittelpunkt des Treffens standen in diesem Jahr deshalb die Themen Ausbildungsgarantie und Jugendberufsagentur.
Bremens Senatorin für Bildung und Wissenschaft, Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, die für das Ausbildungsjahr 2014 die Federführung der Bremer Vereinbarungen übernommen hatte, sagte: "Trotz des hohen Engagements aller Beteiligten ist es bisher nicht gelungen, alle Jugendlichen so zu begleiten, dass sie nach der Schule eine Ausbildung oder ein Studium beginnen können. Wir sind uns einig, dass die Einrichtung einer Jugendberufsagentur viel dazu beitragen kann, die jungen Menschen besser zu unterstützen."
Ab Mai können sich alle jungen Menschen unter 25 Jahren mit ihren Fragen an die Jugendberufsagenturen in Bremen und Bremerhaven wenden. Als gemeinsame Einrichtung der Ressorts Bildung, Arbeit, Soziales und Finanzen, des Magistrats Bremerhaven sowie der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven und der Jobcenter in Bremen und Bremerhaven bietet die Jugendberufsagentur Orientierung, Beratung und Unterstützung, insbesondere zum Thema "Ausbildung". Auch die Kammern sollen in diese große Kooperation fest eingebunden werden. Senatorin Quante-Brandt hob die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten hervor: "Ich freue mich, dass alle zuständigen Institutionen übergreifend zusammenarbeiten wollen. So können die Jugendberufsagenturen in Bremen und Bremerhaven zu einer Erfolgsgeschichte werden."
Martin Günthner, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen: "Der Jugendberufsagentur kommt bei der Umsetzung der Ausbildungsgarantie eine zentrale Rolle zu. Es ist erfreulich, dass es auch dank der engen Kooperation mit der Agentur für Arbeit und den Jobcentern gelingen kann, dieses anspruchsvolle Projekt so zügig zu realisieren. Dafür gilt allen Beteiligten der Dank des Senats."
Günthner verwies darauf, dass der Senat heute erste Weichenstellungen für die Ausbildungsgarantie vorgenommen hat. "Zum neuen Ausbildungsjahr werden neue zusätzliche Angebote den Ausbildungsmarkt ergänzen." Günthner appellierte an die Unternehmen, die eigenen Anstrengungen für mehr Ausbildungsplätze weiter zu verstärken. "Qualifizierte Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft der Unternehmen. Dieses ist eine Herausforderung, die nur gemeinsam zu meistern ist."
Die Senatorin für Jugend, Soziales, Frauen, Anja Stahmann: "Kein junger Mensch unter 25 Jahren soll an der Schnittstelle zwischen Schule und Ausbildung verloren gehen. Wir müssen die jungen Menschen im Blick behalten und immer wieder ermuntern, auch wenn sie nicht sofort nach dem Verlassen der Schule eine Ausbildung anfangen können oder wollen – auch wenn sie von sich aus erst mal nicht auf die Idee kommen, sich Unterstützung im Hilfesystem zu besorgen."
Klaus Rosche, Stadtrat in Bremerhaven: "Die berufliche Ausbildung ist das Rückgrat der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Gute Ausbildung bedeutet Teilhabe an der Gesellschaft und fördert die soziale Integration. Alle Institutionen sind aufgerufen, nachhaltig für mehr Angebote in der beruflichen Ausbildung sowie zusätzliche Ausbildungs- und Studienplätze zu sorgen."
Michael Frost, Stadtrat für Schule in Bremerhaven: "Angesichts der weiterhin nicht ausreichenden Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze in Bremerhaven ist die Bremer Vereinbarung für uns auch in den nächsten Jahren die notwendige Selbstverpflichtung der Beteiligten zur Schaffung von Berufs- und Lebensperspektiven für die jungen Menschen und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Region."
Annette Düring, DGB-Vorsitzende, lobte die Zusammenarbeit der Bündnispartner, stellte aber fest: "Wir haben immer noch zu wenig betriebliche Ausbildungsplätze. Besonders für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund brauchen wir bessere Perspektiven, Betriebe die sich ihnen öffnen und bessere Beratungsstrukturen."
Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, sagte: "Unsere wachsende Wirtschaft in Bremen benötigt gute Fachkräfte. Daher ist es richtig, dass wir unsere Aktivitäten bündeln, um möglichst jedem Jugendlichen einen reibungslosen Berufsstart zu ermöglichen. Als ein wichtiges Instrument muss nun schnell die Jugendberufsagentur an den Start gehen. Dabei ist es notwendig, dass die Wirtschaft durch eine verbindliche Kooperationsvereinbarung eingebunden wird, damit sie qualitative Beiträge zur Arbeit dieser Agentur leisten kann."
Götz von Einem, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: "Mit der Jugendberufsagentur wird keine neue Verwaltungseinrichtung geschaffen. Sie ist vielmehr die Klammer einer gezielteren und intensiveren Zusammenarbeit der bisher verantwortlichen Akteure. Es soll einfacher werden, zum Nutzen aller Jugendlichen. Deshalb engagieren wir uns als Arbeitsagentur sehr stark in der Kooperation."
Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: Andreas Eden vom Jobcenter Bremen ergänzte: "Junge Menschen, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, haben Chancen und Perspektiven. Sie werden durch das Jobcenter begleitet und unterstützt. Ziel ist die Aufnahme einer Ausbildung als wesentliche Grundlage einer selbstbestimmten Lebensführung. Dafür sind auch weiterhin die Aktivitäten der Partner der Bremer Vereinbarungen erforderlich."
Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer: "Wir begrüßen die Jugendberufsagentur, die zukünftig Jugendliche besser dabei unterstützen soll, einen qualifizierten Berufsabschluss zu erreichen. Dabei dürfen wir aber nicht übersehen, dass die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze zurückgeht. Das aktuelle Ausbildungsplatzangebot reicht bei weitem nicht für die Nachfrage von ausbildungssuchenden Jugendlichen aus – hier klafft noch immer eine große Lücke und diese ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch größer geworden. Es müssen deshalb vor allem wieder mehr betriebliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, auch um den sich abzeichnenden Bedarf an Fachkräften zu decken."
Der Geschäftsführer der Unternehmensverbände, Marcel Christmann sagte: "Ausbildung ist und bleibt eine Investition in die Zukunft. Unsere Betriebe in Bremen und Bremerhaven brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, um im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Mit einer guten Ausbildung sichern sich die Jugendlichen gegen spätere Arbeitslosigkeit. Daher müssen die gemeinsamen Anstrengungen der Partner der Bremer Vereinbarungen weiter fortgesetzt werden. Hierbei kommt der Jugendberufsagentur eine besondere Bedeutung zu. Im Rahmen einer verbindlichen Kooperationsvereinbarung kann die Wirtschaft einen wichtigen Beitrag dazu leisten, möglichst jedem Jugendlichen den Weg in eine Ausbildung zu ermöglichen."
An dem Bündnis beteiligen sich: Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Kammern aus Industrie und Handel, der Freien Berufe, Unternehmerverbände, Arbeitgeberverband Bremerhaven, Handwerkskammer Bremen, Arbeitgeberverband Handwerk und Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde, DGB, Arbeitnehmerkammer, Agentur für Arbeit und Jobcenter, Bremer Senat und Magistrat Bremerhaven.
Foto: Senatorin für Bildung und Wissenschaft