Sie sind hier:
  • Picasso meets the Streets

Die Senatorin für Justiz und Verfassung

Picasso meets the Streets

Verlängerung für Projekt der JVA Bremen, der Kunsthalle Bremen und der Gesamtschule West zur Gewaltprävention durch kulturelle Bildung

12.03.2015

Der Senator für Justiz und Verfassung, die Kunsthalle Bremen, die Gesamtschule West sowie die ÖVB Versicherungen und VGH Stiftung haben heute (12.03.2015) in der JVA Bremen den Startschuss für die Verlängerung eines gemeinsamen Kunstprojekts zur Gewaltprävention vorgenommen.
Das in Zusammenarbeit mit der AWO entwickelte Gewaltpräventionsprojekt der Kunsthalle Bremen „Picasso meets the Streets!” wird dank der maßgeblichen Förderung der VGH Stiftung Niedersachsen und der Kooperationsstelle Kriminalprävention Bremen sowie von privaten Unterstützern verlängert. Für weitere eineinhalb Jahre wird in der JVA Bremen und der Gesamtschule West die künstlerische Zusammenarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen fortgesetzt. Das Projekt bietet insbesondere den inhaftierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive, sich durch kreative Prozesse statt kriminelle Energie auszudrücken und nutzt künstlerischen Ausdruck als nachhaltige soziale Bestätigung. Das Projekt bringt so kulturelle Bildung in soziale Umfelder, in denen sie bisher keine oder keine große Relevanz hat.

Freuen sich über die Verlängerung des Kunstprojekts (v.l.): Klaus Peter Ifland, Gesamtschule West, Hartwig Dingfelder, Kunsthalle Bremen, Regina Pietzuch-Babovic, Pädagogin JVA Bremen, Dina Koper, Kunsthalle Bremen, Staatsrat Matthias Stauch, Carsten  Bauer, Anstaltsleiter JVA Bremen, Ulrike Schneider, VGH-Stiftung, und Frank Müller, ÖVB Bremen
Freuen sich über die Verlängerung des Kunstprojekts (v.l.): Klaus Peter Ifland, Gesamtschule West, Hartwig Dingfelder, Kunsthalle Bremen, Regina Pietzuch-Babovic, Pädagogin JVA Bremen, Dina Koper, Kunsthalle Bremen, Staatsrat Matthias Stauch, Carsten Bauer, Anstaltsleiter JVA Bremen, Ulrike Schneider, VGH-Stiftung, und Frank Müller, ÖVB Bremen

Justizstaatsrat Matthias Stauch dankte allen am Projekt Beteiligten für Ihr Engagement und hob die Bedeutung künstlerischer Projekte im Strafvollzug hervor: "Wir sind froh und dankbar die jungen Menschen mit diesem alternativen Angebot an kreative Arbeit heranführen zu können. Kunst bietet den Menschen die Chance eigene Talente und Stärken in einem kreativen Rahmen zu entdecken. Dadurch wird die persönliche Entwicklung gefördert. Identität und Selbstwertgefühl werden gestärkt, neue Bildungskompetenzen werden erworben, das Erkennen und Reflektieren von Erfolgserlebnissen werden als persönliche Bereicherung empfunden und neue Chancen und Perspektiven für die Zukunft und die persönliche Entwicklung aufgezeigt."

Hartwig Dingfelder, Leiter der Abteilung Bildung und Vermittlung der Kunsthalle Bremen erklärt die Motivation der Kunsthalle wie folgt: "Mit unseren Workshops und Projekten außer Haus erreichen wir Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Möglichkeit haben, in die Kunsthalle zu kommen. Unserer Erfahrung nach profitieren Menschen von der Auseinandersetzung mit Kunst und der Entdeckung der eigenen Kreativität. Das zeigen unsere seit 2009 umgesetzte Community Outreach Projekte. Und unsere Erfahrungen zeigen auch: Kunst- und museumspädagogische Aktivitäten außer Haus senken Schwellenängste und ebnen Wege ins Museum durch die Hintertür.
Wir freuen uns daher besonders über die Unterstützung der VGH Stiftung und der Kooperationsstelle Kriminalprävention, ohne die die Fortsetzung und Weiterentwicklung von 'Picasso meets the Streets!' nicht möglich gewesen wäre."

"Die Kunst hat mir eine Sprache gegeben, mit der ich Dinge ausdrücke, die ich nicht verbal ausdrücken kann und mir somit einen Zugang zu meinen persönlichen Untiefen verschafft und genau so kann auch dieser künstlerische Prozess zu einem Sprachrohr für in Not geratenen junge Menschen werden", erläutert Dina Koper, Künstlerin und Leiterin des Praxiskurses, ihren Eindruck von den Kursen.

Ziele und Methoden des Projekts
"Picasso meets the Streets!" basiert auf künstlerischer Projektbetreuung und greift nur punktuell auf sozialpädagogische Unterstützung zurück. Dies begünstigt die aus Perspektive der Jugendlichen erforderliche Authentizität des Angebots und somit die Grundlage für eine projektbedingende Vertrauensbildung zwischen den Akteuren. Gerade die Gruppe der gewaltbereiten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne Hafterfahrung soll von Haftentlassenen mit betreut werden, die hier als Scouts fungieren. Diese Aktivierung schafft Synergien und nachhaltige kulturelle wie soziale Erfahrungen auf beiden Seiten.

Vorgeschichte des Projekts
Zu Beginn hatten im Jahr 2013 jugendliche Insassen der JVA Bremen über drei Monate lang die Möglichkeit, unter Anleitung der Künstlerin und Kunstpädagogin Dina Koper kreativ tätig zu werden und sich fernab von Gewalt zum Ausdruck zu bringen. Die Jugendlichen haben ihre Chance aktiv genutzt und ihre eigenen Ideen und Geschichten mit professioneller Unterstützung kreativ umgesetzt. Dabei entstanden verschiedene großformatige Bilder, die anschließend in der Kunsthalle ausgestellt wurden. Ein Jugendlicher zu seinem Werk: "Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas hinbekomme!" Das Projekt war sowohl für die teilnehmenden jungen Männer als auch für Dina Koper, die den gesamten künstlerischen Prozess begleitet und unterstützt, ein positives Erlebnis: "Das Projekt war das überwältigendste und überraschendste, das ich je für die Kunsthalle durchgeführt habe. Die Insassen der JVA waren außergewöhnlich engagiert und interessiert. Es hat sich bestätigt, dass es tatsächlich einen großen Bedarf gibt, sich selber auszudrücken und der künstlerisch angeleitete Weg scheint dafür optimal." Parallel wurde in der Gesamtschule West mit Jugendlichen an einem Wandbild im Street Art Stil gearbeitet, das auf der Auseinandersetzung mit Picasso basierte.

Im gleichen Jahr wurde das Projekt von der VGH-Stiftung mit dem Förderpreis Museumspädagogik 2013 prämiert. Der Preis zeichnet Pionierarbeit im Bereich Gewaltprävention durch kulturelle Bildungsarbeit aus.
Seither fühlt sich die VGH Stiftung dem Projekt verbunden und fördert es daher zusammen mit den ÖVB Versicherungen und weiteren Unterstützern.

"Nachdem die VGH-Stiftung das Kunstvermittlungsprojekt 'Picasso meets the Street' im Jahr 2013 bereits mit dem 'Förderpreis Museumspädagogik' ausgezeichnet hat, freuen wir uns sehr, dass das erfolgreiche Vorhaben 2015 und 2016 weitergeführt werden soll.
Gerade im Bereich der Gewaltprävention können die Auseinandersetzung mit bildender Kunst und das selbstbestimmte künstlerische Tun das Vertrauen in die eigene Ausdrucksfähigkeit stärken und Lust an der kreativen, konstruktiven Gestaltung der eigenen Umgebung wecken.
Die VGH-Stiftung fördert die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen und freut sich, die Fortführung des innovativen Kunstvermittlungsprojekts der Kunsthalle und der AWO Bremen zu unterstützen", erläutert Ulrike Schneider, Referentin für Bildende Kunst das Engagement der VGH-Stiftung.

Der interessierten Öffentlichkeit sollen die im Rahmen des Projekts entstandenen Kunstwerke zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert werden.

Foto: JVA Bremen