Polizeipräsident Lutz Müller, die Leiterin des Landeskriminalamtes, Andrea Wittrock, und der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Harry Götze, haben heute (11.03.2015) die polizeiliche Kriminalstatistik 2014 vorgestellt. Demnach sank die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im Land Bremen von 85.508 (in 2013) auf 83.777. Ähnlich verhält es sich mit der Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner): sie sank von 12.887 (in 2013) auf 12.744. Innensenator Mäurer warnt jedoch vor voreiligen Rückschlüssen. Aufgrund von anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten bei den Polizeibehörden in Bremen und Bremerhaven aufgrund des neuen Vorgangsbearbeitungs-Systems @rtus kommen noch Nacherfassungen von weiteren Fällen hinzu. Dadurch liege die reale Kriminalitätsbelastung tatsächlich leicht über dem Vorjahresniveau.
Die Aufklärungsquote für das Land Bremen sank von 49,8 Prozent auf 45,8 Prozent. Ein Umstand, den Innensenator Mäurer mit dem Anstieg von Delikten mit einer grundsätzlich niedrigen Aufklärungsquote (Einbruch, Fahrraddiebstahl) sowie dem Rückgang von Delikten mit einer grundsätzlich hohen Aufklärungsquote (Ladendiebstahl, Erschleichen von Leistungen) erklärte.
In der Stadt Bremen sanken die Fallzahlen von 71.212 (2013) auf 70.781. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) sank von 12.938 (in 2013) auf 12.903. Der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren lag bei 22,3 Prozent (2013: 21,4).
Neben dem Wohnungseinbruch und der Bekämpfung von Straftaten gegen ältere Menschen (SÄM) war ein Schwerpunkt bei der polizeilichen Arbeit im vergangenen Jahr die Bekämpfung der Raubdelikte. Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt mit 1.053 Straftaten leicht ansteigende Fallzahlen, bei starken saisonalen Schwankungen (2013 waren es 1.018 Raubdelikte) Beim Straßenraub haben es die meisten Täter auf Smartphones sowie Bargeld abgesehen. Ein neues Phänomen ist, dass der Schmuck direkt vom Hals geraubt wird. Die Polizei begegnet dem Straßenraub u.a. mit verdeckten operativen Maßnahmen zu tatrelevanten Zeiten beispielsweise auf der Diskomeile, mit gezielten Ermittlungen, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem beschäftigt sich auf Initiative von Bremen eine Arbeitsgemeinschaft auf Bund-Länder-Ebene mit Möglichkeiten, die weitere Nutzung von gestohlenen und geraubten Smartphones zu unterbinden.
Bei den Körperverletzungen sanken die Fallzahlen von 5.708 (in 2013) auf 5.611 im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote lag in diesem Deliktsfeld bei 82,3 Prozent.
Die Zahl der …Wohnungseinbrüche befindet sich seit 2009 auf einem hohen Niveau bei erheblichen jährlichen Schwankungen. Nach einem deutlichen Rückgang in 2013 ist der Wohnungseinbruch in 2014 wieder gestiegen, analog zur Entwicklung im Bundesgebiet. Die Polizei nahm 3057 Wohnungseinbrüche zur Anzeige auf, davon waren 1239 Taten Versuche. In 2013 waren es 2.577 Wohnungseinbrüche, davon 1001 Versuche. Die Polizei Bremen setzt in diesem Deliktsfeld weiterhin auf eine Gesamtstrategie aus regionalen Eingreifgruppen, verstärkten Ermittlungen, Prävention und gezielter Öffentlichkeitsarbeit.
Die Zahl der gestohlenen Räder stieg im vergangenen Jahr von 5399 auf 5984. Die Zahl der Diebstähle aus und an Fahrzeugen sank dagegen von 6.016 auf 5.823.
Als besondere Herausforderungen sehen Innenbehörde und Polizei alle Delikte, die unter den Begriff Cybercrime fallen. Die Professionalisierung und die Internationalisierung der Täter in diesem Bereich Cybercrime sind immer deutlicher erkennbar. So bieten Täter weltweit spezialisierte Systeme an, welche von anderen Tätern für eine bestimmte Tatausführung genutzt werden, ohne dass sich die Beteiligten jemals gesehen oder direkt miteinander kommuniziert haben. Um diesem Phänomen besser zu begegnen, befindet sich derzeit ein behördenübergreifendes Cybercrime-Bekämpfungskonzept zwischen der Staatsanwaltschaft Bremen, der Ortspolizeibehörde Bremerhaven und der Polizei Bremen in der Endabstimmung. Der angerichtete Schaden im sogenannten Hellfeld beträgt bei Cybercrime 1.223.248 Euro. Darunter fallen Computerbetrug, Sofwarepiraterie, das Ausspähen und Abfangen von Daten, Betrug mittels rechtswidrig erlangter Debitkarten mit PIN etc.
Bei den Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM-Delikte) sank die Zahl der Straftaten von 764 (in 2013) auf 657 Taten. Dabei wurden die älteren Menschen in 391 Fällen Opfer von Diebstahl und 266mal von Betrügern und Betrügerinnen. Bei rund der Hälfte der Fälle blieben die Taten dank vielerlei Präventionsmaßnahmen der Polizei im Versuchsstadium.
Eine weitere Herausforderung in der Kriminalitätsbekämpfung stellen die Straftaten eines Teils der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge dar. 29 Prozent aller Delikte, die tatverdächtigen Jugendlichen zugerechnet werden, gehen auf das Konto von unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen, wobei eine kleine Gruppe hochauffälliger Jugendlicher für die Mehrzahl der Taten verantwortlich ist.
Der Taschendiebstahl, an dem u.a. die kleine Gruppe der hochauffälligen Jugendlichen unter den Flüchtlingen stark beteiligt ist (Stichwort: Antanzen), bleibt auf hohem Niveau ein Thema für die Polizei. Im vergangenen Jahr wurden 2.512 Taten in Bremen zur Anzeige gebracht.