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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Prävention im Wandel – Seitentrakt des Gesundheitsamts wird neuer Bestimmung übergeben

04.09.2006

Das Gesundheitsamt Bremen teilt mit:

Am 8. September 2006 wird Gesundheitssenatorin Karin Röpke den komplett sanierten Seitenflügel des Gesundheitsamtes / Humboldstraße seiner neuen Bestimmung übergeben. Jahrzehnte war hier die Tuberkuloseabteilung untergebracht, jetzt beherbergt der Seitenflügel die sogenannte „Einladende Stelle“ des Mammographie-Screenings.

Zur Übergabe am Freitag den 8. September 2006 um 13.30 Uhr sind die Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen

Zum Hintergrund:
Seit 1953 - der damalige Neubau wurde in Anlehnung an die nüchterne Büroarchitektur der zwanziger Jahre mit einfachen Mitteln auf einem Trümmergrundstück errichtet - sind Hunderttausende Bremer Bürgerinnen und Bürger zum Ausschluss einer Lungentuberkulose geröntgt worden. Nach dem 2. Weltkrieg spielte die Tuberkulose, die eine typische sozialmedizinische, das heißt von sozialen Verhältnissen maßgeblich abhängige Erkrankung ist, eine bedeutsame Rolle. Über 100 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner wurden diagnostiziert, viele der Patienten waren infektiös, so dass ihre Umgebung intensiv in die Beobachtung und eventuelle Betreuung durch das Gesundheitsamt einbezogen werden musste. Nicht nur im Gesundheitsamt wurde an mehreren Anlagen geröntgt, es gab sogar einen Sattelschlepper mit einer mobilen Untersuchungsmöglichkeit für Großbetriebe und andere Massenuntersuchungen, so zum Beispiel für Lehrer und Schüler.

Heute liegt die Neuerkrankungsquote in Bremen bei circa 12 pro 100.000 Einwohnern. Dies bedeutet, dass die flächendeckende Röntgenuntersuchung schon vor Jahren eingestellt werden konnte. Die frühere Tuberkuloseabteilung, die vor 20 Jahren noch 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte, darunter mehrere Ärzte und Ärztinnen, existiert nicht mehr. Sie wurde ersetzt durch ein Referat Infektionsepidemiologie, in dem nun alle ansteckenden Krankheiten im Sinne des kommunalen Gesundheitsschutzes bearbeitet werden. Der Seitenflügel des Gesundheitsamtes konnte nun neu verplant werden.

Bereits im Juni 2002 hat der Bundestag die Einführung eines qualitätsgesicherten, bundesweiten bevölkerungsbezogenen Mammographie-Screenings als Regelversorgung beschlossen.

Brustkrebs ist mit rund 47.500 Fällen jährlich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Durch die Einführung des Mammographie-Screenings als Regelversorgung erhoffen sich die Beteiligten und Initiatoren eine Verringerung der Sterblichkeit um 20 bis 30 Prozent. Ziel der Krebsfrüherkennung durch Mammographie ist eine frühzeitige Diagnose, um eine Verbesserung der Heilungschancen zu erreichen.

Mitte März 2004 haben der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Bremen und Niedersachsen sowie den Landesverbänden der Krankenkassen und den Verbänden der Ersatzkassen der beiden Bundesländer vereinbart, das Mammographie-Screening in Bremen und Niedersachsen gemeinsam einzuführen und zu diesem Zweck ein regionales Versorgungsprogramm zu entwickeln. Als Ergebnis einer Ausschreibung wurde Ende Juni 2004 dem Gesundheitsamt Bremen die Funktion der Zentralen Stelle übertragen.

In Bremen und Niedersachen gibt es neun, zwei länderübergreifende und sieben niedersächsische Screening-Einheiten mit über 1 Millionen anspruchsberechtigten Frauen. Alle anspruchsberechtigten Frauen im Alter von 50 bis einschließlich 69 Jahren werden nach Vorgabe der Programmverantwortlichen Ärzte von der Zentralen Stelle automatisch anhand der Meldedaten des Erstwohnsitzes zu einer kostenlosen Untersuchung im Zweijahres-Rhythmus in ihrer Region eingeladen. In der Zentralen Stelle stehen für das Einladungsmanagement 12 Mitarbeiter/innen zur Verfügung.

Das jährliche Haushaltsvolumen für Sach- und Personalkosten beträgt im Vollbetrieb für Bremen und Niedersachsen rund 900.000 €. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch die Kassenärztlichen Vereinigungen, die zuständigen Landesverbände der Krankenkassen, die Verbände der Ersatzkassen und der Privaten Krankenversicherung.

Auch für Hamburg wird die Zentrale Stelle des Gesundheitsamtes das Einladungsmanagement Anfang 2007 übernehmen.