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Die Senatorin für Kinder und Bildung

"Reförmchen oder Revolution?" - Prof. Dr. Jutta Allmendinger über Wege und Maßnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit

04.06.2014

"Allen Kindern gerecht werden – mehr Chancen eröffnen" - das war Thema des Stadt|Land|Gespräches, bei dem Prof. Dr. Jutta Allmendinger am Dienstag (03.06.2014) in Bremen zu Gast war. Die Bildungssoziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung erläuterte Hintergründe zum Entstehen ihres aktuellen Buches "Schulaufgaben", das anhand von vier Bildungsbiografien paradigmatisch die Chancen und Risiken des deutschen Bildungssystems aufzeigt. "Über alle Länder hinweg betrachtet tun wir zu viel: eine unübersichtliche Menge von Reförmchen ersetzt in Deutschland das, was in Schweden und Finnland als regelrechte Revolution umgesetzt wurde", mahnte Allmendinger.

Prof. Dr. Jutta Allmendinger
Prof. Dr. Jutta Allmendinger

Zu den Maßnahmen, wie in Deutschland mehr Bildungsgerechtigkeit erzielt werden kann, gehören für die Bildungssoziologin neben der frühkindlichen Erziehung und durchlässigen Förderung auch eine inhaltliche Verbreiterung der Bildung und mehr gebundene Ganztagsschulen. Daneben solle nicht nur eine Verbesserung der Lehrerausbildung, sondern auch eine qualifizierte Schulleiterausbildung erreicht werden, die deren veränderte Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten miteinbeziehe. Realisierbar sei all dies jedoch nicht ohne eine Ressourcendiskussion, so Allmendinger: "Wir benötigen in Deutschland mehr Mittel für Bildung und müssen bewirken, dass Bildungspolitik als Arbeitsmarktpolitik angesehen wird. Wir brauchen einen echten Bildungsstaat."

Über die konkrete Situation in Bremen diskutierte sie im Anschluss mit Bildungssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt und Schulleiter Jürgen Koopmann (Oberschule an der Ronzelenstraße) und Schulleiterin Karla Wagner (Schule an der Paul-Singer-Straße).
"Was Bremen im Vergleich zu anderen Ländern und Stadtstaaten hinbekommen hat, ist erstaunlich", lobte Allmendinger und riet, nicht den Mut zu verlieren angesichts der momentan noch unveränderten Platzierung im Bildungsvergleich. Klaren Durchhaltewillen zeigte Bildungssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt: "Ich bin zutiefst überzeugt von meiner Aufgabe und froh, dabei in Bremen und Bremerhaven um viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu wissen." Quante-Brandt machte deutlich: "Es geht uns um ein gerechtes Bildungssystem, das gleiche Chancen für alle Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Wir haben bereits eine starke und gezielte Förderarbeit in Schule und werden weitere Maßnahmen entwickeln, beispielsweise eine konzeptionell ausgerichtete
Elternbeteiligung."

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft ist Gastgeberin der Gesprächsreihe "Stadt|Land|Gespräch", die sich mit aktuellen bildungs- und wissenschaftspolitischen Themen befasst.

Foto: Senatorin für Bildung und Wissenschaft