Ganzjähriges Maßnahmenkonzept soll zur Sensibilisierung im Umgang mit Alkohol beitragen
21.01.2011Die Zahlen sind alarmierend: 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in riskanter Weise. Davon haben zwei Millionen Menschen „missbräuchlichen Konsum“ und 1,3 Millionen Menschen sind alkoholabhängig. Im Land Bremen wurden 2009 nach der offiziellen Krankenhausstatistik 187 Kinder und junge Menschen mit einer Alkoholvergiftung behandelt. 30 Personen (16 m/ 14 w) waren unter 15 Jahre alt, 157 (94 m/ 63 w) waren 15 bis unter 20 Jahre alt. Das entspricht einem Anstieg von ca. 11 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008. Ähnliche Entwicklungen sind in anderen Bundesländern zu beobachten.
Um dem Alkoholmissbrauch aktiv zu begegnen, hat das Gesundheitsressort gemeinsam mit dem Landesinstitut Schule (LIS) und dem Innen- und Sportressort den „Aktionsplan Alkoholprävention“ für das Jahr 2011 entwickelt. „Wir möchten den schädlichen Alkoholkonsum in allen Altersgruppen reduzieren und das risikobewusste Verhalten stärken. Dazu verstärken und bündeln wir Information, Aufklärung, Beratungsangebote und frühe Hilfen“, erklärte Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter.
Damit wird gleichzeitig eine klare Zielsetzung ausgegeben: Alkoholverzicht für Jugendliche unter 16 Jahren und ein angemessener Alkoholkonsum bei jungen Menschen. Außerdem soll die Bevölkerung für einen risikoarmen Alkoholkonsum motiviert und gewonnen werden. Für die Bereiche Straßenverkehr, Arbeitsplatz, Schwangerschaft, Stillzeit sowie Medikamenteneinnahme wird für einen Verzicht auf Alkohol geworben. „Besonders in den Blick nehmen wir dabei die Jugendlichen. Wenn junge Menschen mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden, bekommen die Eltern und der Jugendliche ein verbindliches Beratungsangebot und gegebenenfalls Unterstützung durch die Suchtberatung der Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren sowie durch das Amt für Soziale Dienste“, so Rosenkötter weiter.
Gerade angesichts der hohen Zahl von Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen „ist es nicht hinzunehmen, dass Einzelhändler an jungen Menschen auch hochprozentigen Alkohol verkaufen. Deswegen führen wir immer wieder Testkäufe durch, bei denen Jugendliche unter Aufsicht von Stadtamtmitarbeitern und der Polizei versuchen, Alkohol zu erwerben“, erklärte der Senator für Inneres und Sport, Ulrich Mäurer. Gegen Verkäufer und Ladenbesitzer, die gegen den Jugendschutz verstoßen, werde ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. „Mit den Testkäufen wollen wir abschrecken, aber auch sensibilisieren“, betonte Mäurer. Sensibilisierung für das Problem Alkohol steht nach Darstellung Mäurers auch im Vordergrund den Präventionsmaßnahmen im Sport: „Das fängt bei der Aus- und Fortbildung der Übungsleiter an und setzt sich fort bei Aktionen zur Suchtprävention bei Sportveranstaltungen und in Vereinsgaststätten.“
Die Schülerinnen und Schüler hat auch das Referat „Gesundheit und Suchtprävention“ des LIS im Blick. Dort wurde als Ergänzung zur Nachhaltigkeit des präventiven Angebots „Sucht ist näher als Du denkst“ das Projekt „Der ganz normale Wahnsinn“ entwickelt. Dieses wird im Februar und März erprobt. Weiterhin ist ein Plakat mit Internetadressen bei Fragen zu Alkohol und Drogen konzipiert worden. Jugendliche bekommen so die Möglichkeit, sich per Internet oder Smartphone umfassend über Alkohol und Drogen zu informieren und Beratung zu erhalten.
Um der Schulreform in Bremen auch im suchtpräventiven Bereich gerecht zu werden, können die Lehrkräfte auf der Homepage www.suchtpraevention-bremen.de „Suchtprävention in der Schule mit Nikotin-, Alkohol- und Cannabiswerkstatt in Klasse 7- 10“ abrufen oder eine entsprechende CD erhalten. Diese beinhaltet neues Unterrichtsmaterial zum Lernen in individualisiertem Unterricht mit heterogenen Lerngruppen. Neben von der Lehrkraft gesteuerten Übungen im Klassenverband können sich Schüler/innen in Werkstätten zu den Suchtmitteln, Nikotin, Alkohol, Cannabis selbständig Wissen aneignen.
In jedem Quartal wird im Rahmen des „Aktionsprogramm Alkoholprävention“ ein Schwerpunktthema in den Blick genommen. Den Auftakt in den ersten drei Monaten macht das Thema „Jugend und Alkohol“. Im zweiten Quartal orientiert sich die Präventionsarbeit an „Alkohol am Arbeitsplatz“. Um „Sport und Alkohol“ sowie „Straßenverkehr und Alkohol“ geht es dann im dritten und vierten Quartal. Ein weiteres Highlight wird die Ende Mai stattfindende Suchtwoche im Rahmen der Nationale „Aktionswoche Alkohol“ sein.