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Der Senator für Kultur | Senatskanzlei

Rückgabe menschlicher Überreste der Moriori und Māori an Neuseeland

18.05.2017

Mit einer feierlichen Übergabezeremonie sind heute menschliche Überreste der Moriori und Māori aus dem Sammlungsbestand des Übersee-Museums Bremen im Rahmen eines De-Akzessionierungsverfahrens an den Staat Neuseeland zurückgegeben worden. Eine Delegation des Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa nahm stellvertretend für den Staat Neuseeland an der Übergabezeremonie im Übersee-Museum Bremen teil. Der Botschafter Neuseelands, Peter Rodney Harris, war ebenfalls anwesend. Die Freie Hansestadt Bremen wurde vom Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Carsten Sieling, vertreten, das Übersee-Museum Bremen von Direktorin Prof. Dr. Wiebke Ahrndt sowie dem Leiter der Abteilung Naturkunde, Dr. Michael Stiller. Am 29. Mai 2017 wird im Te Papa Museum in Wellington in Anwesenheit des deutschen Botschafters eine Willkommenszeremonie für die heimgekehrten Ancestors stattfinden.

Bürgermeister Sieling spricht zur feierlichen Übergabezeremonie | Foto: Senatspressestelle
Bürgermeister Sieling spricht zur feierlichen Übergabezeremonie | Foto: Senatspressestelle

Das Te Papa Museum trat am 4. Juli 2013 mit einem Rückgabegesuch an das Übersee-Museum Bremen heran. Dieses hat gemeinsam mit dem Senator für Kultur die Angelegenheit im Rahmen der zugänglichen Quellen und auf Grundlage ethischer Standards umfassend erforscht und aufbereitet. Nach sorgfältiger Prüfung empfahl das Übersee-Museum dem Senat der Freien Hansestadt Bremen die Rückgabe der menschlichen Überreste. Dieser stimmte am 3. Mai 2016 aus ethischen Gründen dem Gesuch zu. "In den vergangenen Jahrzehnten ist in Europa und insbesondere in Deutschland das Bewusstsein gewachsen, dass es rechtlich und ethisch geboten ist, genau zu überprüfen, wie und unter welchen Umständen Ausstellungsstücke in die Sammlungen von europäischen und deutschen Museen gelangt sind. Dies gilt ganz besonders auch für menschliche Überreste, die während der Kolonialzeit Ende des 19. Jahrhunderts aus Übersee hierher gebracht wurden. Heute bewerten wir dies zum Glück anders als vor über 100 Jahren. Aus heutiger Sicht widerspricht der Erwerb solcher Sammlungen der Menschenwürde. Deshalb hat der Senat auch dem Rückgabeersuchen des Übersee-Museums entsprochen", sagt Bürgermeister Dr. Carsten Sieling.

Übergabezeremonie im Überseemuseum | Foto: Jörg Oberheide
Übergabezeremonie im Überseemuseum | Foto: Jörg Oberheide

Die Provenienzforschung ergab, dass die menschlichen Überreste der Māori und Moriori größtenteils von einer Sammel- und Forschungsreise des Gründungsdirektors des Übersee-Museums Bremen, Prof. Hugo Schauinsland, nach Neuseeland im Jahr 1896/1897 stammen. Die Gebeine der Moriori wurden von ihm ohne explizite Erlaubnis der Nachfahren auf den Chatham Inseln ausgegraben. Vermutlich gab es auch keine Genehmigung der damaligen britischen Kolonialregierung. Ob Schauinsland auch in Neuseeland selbst menschliche Überreste sammelte, ist nicht eindeutig geklärt. Im Jahr 1906 erwarb er Māori-Schädel bei einem Händler, die aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von Begräbnisstätten stammten. Insgesamt fanden menschliche Überreste von bis zu 44 Māori und Moriori ihren Weg ins Übersee-Museum Bremen. "Dies entsprach dem Sammlungsverhalten und dem anthropologischen Interesse jener Zeit.

Heute ist es aus ethischen Gründen nicht länger gerechtfertigt, die menschlichen Überreste der Moriori und Māori weiterhin in unserer Sammlung zu verwahren. Generell sind derartige sensible Ankäufe mit unbekannter Provenienz für uns ausgeschlossen", betont Prof. Dr. Wiebke Ahrndt. Sie ist Initiatorin der Arbeitsgruppe Human Remains beim Deutschen Museumsbund, dessen Vizepräsidentin sie ist. Unter ihrer Leitung wurden Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen verfasst.