Sie sind hier:
  • Rücktrittserklärung von Bürgermeister Dr. Gloystein

Senatskanzlei

Rücktrittserklärung von Bürgermeister Dr. Gloystein

12.05.2005

In einem Schreiben von heute (12.05.2005) an den Präsidenten des Senats hat Bürgermeister Dr. Peter Gloystein seinen Rücktritt vom Amt des Bürgermeisters und Senators der Freien Hansestadt Bremen erklärt.


Nachfolgend das Schreiben im Wortlaut:


"Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Scherf,

die Entwicklung des heutigen Tages aus der Berichterstattung in den Zeitungen nach dem gestrigen Vorfall auf dem Weinfest veranlassen mich, Ihnen meinen Rücktritt aus dem Amt des Bürgermeister und Senators der Freien Hansestadt Bremen zu erklären.


Ich bedauere den Zwischenfall aufrichtig und habe mich bei Herrn Oelschläger entschuldigt. Ich habe mit Herrn Oelschläger noch am gleichen Abend ein langes und intensives Gespräch geführt. Dabei hat er mir seinen schwierigen Lebensweg erklärt und wir hatten vereinbart, in Kontakt zu bleiben. Es war keineswegs meine Absicht Herrn Oelschläger persönlich oder Obdachlose zu beleidigen oder diskriminieren.


In unserem Telefonat am heutigen Morgen hatte ich Ihnen eine detaillierte Schilderung aus meiner Sicht gegeben und deutlich gemacht, dass es sich hierbei um keine provokative herabwürdigende Handlung, sondern eher um eine Affektreaktion in einer besonderen Situation handelte, die ich allerdings missinterpretiert habe.


Die veröffentlichten Bilder des heutigen Tages lassen eine differenzierte Wertung nicht zu und ich muss einsehen, dass die Wertung der Bilder eine Belastung für den Senat, die Große Koalition und der Freien Hansestadt Bremen bedeutet.

Um dieses zu vermeiden habe ich diesen Schritt gewählt, der mir natürlich nicht leichtgefallen ist, da ich sehr bewusst auch mit einem emotionalen Hintergrund in meine alte Heimatstadt zurückgekommen bin.


Diese Gelegenheit möchte ich zum Anlass nehmen, Ihnen und den Kollegen des Senats für die gute – nicht immer einfache aber persönlich angenehme – Arbeit zu danken. Besonders Ihnen gegenüber habe ich die vertrauensvollen und persönlichen Gespräche geschätzt.

An dieser Stelle möchte ich auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlichen Dank aussprechen. Die Mannschaften in den Behörden für Wirtschaft und Häfen sowie für Kultur waren hervorragend.


Ich habe die Probleme meiner Heimatstadt in ihrem Ausmaß kennengelernt, bin aber gleichwohl der Meinung, dass sie mit Engagement, Phantasie und Solidarität zu lösen sind. Ich bedauere hierzu aus den genannten Umständen keinen Beitrag, wie ich ihn mir vorgestellt habe, leisten zu können.


Auf Ihrem Wege und dem Weg der Freien Hansestadt Bremen begleiten Sie meine allerbesten Wünsche. Ihnen gegenüber möchte ich noch meine ganz persönliche Hochachtung und Wertschätzung aussprechen.


Mit freundlichen Grüßen
Ihr

Dr. Peter Gloystein"