In seiner Sitzung am Dienstag (1. Februar 2022) hat der Senat der Realisierung eines Mahnmals zur Rolle Bremens bei der Beraubung und der Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Europa am Standort Tiefer im Treppenaufgang an der Wilhelm-Kaisen-Brücke zugestimmt. Das Mahnmal soll nach dem Zeitplan und dem Willen des Senats noch 2022 umgesetzt werden. Die Gesamtkosten für das Vorhaben belaufen sich auf rund 476.000 Euro.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte begrüßt die heutige Entscheidung: "Es ist erfreulich, dass das Mahnmal jetzt realisiert wird. Der Standort an der Tiefer ist eine gute Wahl: Er ist künstlerisch überzeugend, hat den Rückhalt der Jüdischen Gemeinde und ist kostengünstiger als die Ursprungsvariante an der Schlachte. Jetzt geht es darum, das Vorhaben zeitnah zu einem guten Ende zu führen."
Verwirklicht wird ein künstlerisches Werk von Evin Oettingshausen, das über zwei Fenster Einblicke in einen entstehenden, schachtartigen Raum ermöglichen soll. Und zwar von der Uferpromenade am unteren Treppenpodest sowie von oben durch ein horizontales begehbares Fenster. In dem Raum sollen zwei drei Meter hohe Wandplatten aus Beton aufgehängt werden, auf denen durch Gestaltung der Oberflächenstruktur schemenhafte Schattenwürfe von Möbeln gezeigt werden.
Bereits in ihrer Sitzung im Juli 2021 wurden der Deputation für Kultur erste, vorläufige Einschätzungen des zuständigen Ingenieurbüros zur Machbarkeit mitgeteilt. Die Deputation hat sich daraufhin, wie die Politik in Bremen insgesamt, nach Gesprächen mit der jüdischen Gemeinde einvernehmlich für den Standort an der Wilhelm-Kaisen-Brücke ausgesprochen. Der Terminplan sieht derzeit einen Baubeginn Anfang Juni 2022 vor. Da das Bauwerk außerhalb der Sturmflutsaison (September bis einschließlich März) gebaut werden müsse und für die Baufertigstellung vier bis fünf Monate benötigt werden, liegen die letzten Monate der Bauzeit im hochwasserkritischen Zeitraum.
Hintergrund:
Die Errichtung des Mahnmals geht auf einen Beschluss der Stadtbürgerschaft vom 8. November 2016 zurück. Zuerst war als Standort das Stufenbauwerk an der Schlachte vorgesehen. Auf Wunsch der zivilgesellschaftlichen Initiative, die das Mahnmalprojekt initiiert hatte, und der jüdischen Gemeinde wurde mit dem nicht denkmalgeschützten Aufgang neben den Arkaden an der Ostseite der Wilhelm‐Kaisen‐Brücke ein passender alternativer Standort gefunden. Dort hinein soll, ohne die vorhandenen Wände zu öffnen, ein zusätzlicher Baukörper errichtet werden, der die volle Höhe vom Treppensockel bis oben zur Straße Tiefer Ecke Wilhelm-Kaisen-Brücke erreicht und das oben beschriebene Mahnmal als Hohlkörper mit zwei Fenstern (vorne und oben) enthält. Diese Umsetzung wird aus Sicht der Initiative und der Jüdischen Gemeinde wegen der größeren Höhe (etwa 6 Meter statt etwa 2,5 Meter) im Stufenbauwerk eine bessere Sichtbarkeit des Mahnmals ermöglichen.
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