Softwarelösung wird Meldungen zwischen Corona-Ambulanzen, Laboren und Gesundheitsamt beschleunigen
26.05.2020Im deutschen Gesundheitswesen ist der Kommunikationsstandard weiterhin das Fax. Nur ein sehr geringer Teil der Ärztinnen und Ärzte ist in Deutschland bisher an digitale Kommunikationsstrukturen angeschlossen, wenn überhaupt dient die genutzte Software administrativen Aufgaben. Einen medizinischen Nutzen, speziell Anwendungen zum Infektionsschutz, existieren kaum. Dem öffentlichen Gesundheitsdienst, dabei vor allem den Gesundheitsämtern, bleibt ein Anschluss an digitale Kommunikationsstrukturen gesetzlich verwehrt. Das Robert-Koch-Institut hat deshalb bereits 2014 damit begonnen ein digitales Melde- und Informationssystem namens DEMIS (Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz) zu entwickeln.
Im Gesundheitsamt Bremen würde jedoch auch die Einführung von DEMIS vorhandene Probleme der fehlenden Digitalisierung nicht lösen können. Die Gesundheitsämter in Deutschland sind bundesweit auf Kreisebene organisiert, in Bremen bedeutet das die Versorgung von mehr als 500.000 Bremerinnen und Bremern. Da der bundesweite Kommunikationsstandard weiterhin das Fax ist, werden weiterhin alle positiven Corona-Befunde per Fax aus den Laboren übermittelt. Hinzu kommen außerdem Übermittlungen aus den Corona-Ambulanzen, von wo Meldebögen der Getesteten übermittelt werden. Die Meldungen aus den Ambulanzen und den Laboren müssen im Gesundheitsamt zusammengefügt werden, um ein umfassendes Bild über die positiv Getesteten zu erhalten. Erst dann können die gewonnenen Daten in die vorhandenen Software-Lösungen übertragen werden.
Dieses Meldewesen gibt es nicht erst seit der Corona-Pandemie: dieses wird auch bei allen anderen meldepflichtigen Infektionserkrankungen angewendet. Um sowohl in der jetzigen Pandemie die Arbeitswege zu verschlanken und effizienter zu gestalten, wurde bereits vor rund einem Monat das Projekt BREMIS (Bremer Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz) auf den Weg gebracht. Gestärkt mit einer Gesamtprojektleitung aus der Digitalisierungsabteilung des m Finanzressorts entwickelt das Gesundheitsressort seit dem eine Software, die es ermöglicht, die Kommunikation zwischen den Corona-Ambulanzen und dem Gesundheitsamt digital zu gestalten. Auch das sogenannte „Matching“ von Labormeldungen und Meldebögen der Corona-Ambulanzen wird durch BREMIS übernommen. Dadurch entsteht von Beginn an eine digitale Datenbasis, die eine schnelle und effiziente Kontaktpersonennachverfolgung gewährleistet. Dazu Senatorin Claudia Bernhard: „Wir sparen durch die digitale Anwendung zum einen Zeit, die wir bei der Kontaktpersonennachverfolgung dringend benötigen. Zum anderen können dadurch auch Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsamt auch an anderen Stellen eingesetzt werden, da sie nun nicht mehr Papierbögen zusammenfügen müssen.“
Insgesamt werden mit BREMIS verschiedene Ziele verfolgt, deren Umsetzung in den kommenden Wochen nach und nach etabliert werden. So soll bereits im Juni die Software in Laboren und den Ambulanzen, aber auch bei niedergelassenen Ärzt*innen eingesetzt werden können und im Gesundheitsamt das Matching über BREMIS erfolgen. In weiteren Schritten wird u.a. die Anbindung an die bereits bestehende Software des RKI ermöglicht.
„Bremen nimmt hier eine absolute Vorreiterrolle ein, die später auch auf andere Gesundheitsämter übertragen werden kann. Lange wurde die Digitalisierung im öffentlichen Gesundheitsdienst vernachlässigt, jetzt schieben wir sie in Bremen verstärkt an“, so Senatorin Bernhard. Eine Einbindung in DEMIS wird in Zukunft möglich sein. Auch datenschutzrechtliche Fragen wurden in der gesamten Entwicklung der Software berücksichtigt.
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Lukas Fuhrmann, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de