100 Pflegekinder aufgenommen
31.10.2013Genau 100 Pflegekinder haben Margitta Schmidtke und ihr Ehemann Kurt-Werner in 46 Jahren bei sich aufgenommen – neben ihren vier eigenen Kindern. Einigen hat sie für eine ganze Kindheit ein Zuhause gegeben, anderen nur für wenige Monate, bis die Verhältnisse Zuhause sich wieder stabilisiert hatten. Jetzt, kurz nach ihrem 69. Geburtstag, hat die Bremerin die letzte Pflege abgegeben. "Jeder, der ein Kind groß gezogen, hat, kann ermessen, was das für eine Lebensleistung ist", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. Sie dankte Margitta Schmidtke und ihrer Familie herzlich für ihren Einsatz: "Sie haben die Augen nicht verschlossen vor der Not der Kinder und haben ihnen ein Zuhause gegeben. Ich finde das einfach bewundernswert."
Ihre erste Pflege haben die Schmidtkes im Jahr 1967 angenommen. "Es war immer eine gemeinsame Entscheidung der ganzen Familie, wenn wir neue Kinder aufgenommen haben – und meine Kinder neue Brüder und Schwestern. Anders wäre das gar nicht möglich gewesen." Zeitweise lebten die Schmidtkes mit bis zu elf Kindern unter einem Dach im Bremer Norden.
Margitta Schmidtke, im Jahr 2005 für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, hat allen ihren Kindern stets mit klaren Ansagen die nötige Orientierung im Alltag und im Leben zu geben versucht: "Jeder und jede ab sechs Jahren hatte Pflichten im Haushalt", sagt die heute 69-Jährige. Und: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass immer alles einfach war." Dabei hat die Familie die Herausforderung selbst gesucht, mit zunehmender Erfahrung auch Kinder aufgenommen, die als besonders "schwierig" galten, oder die wegen körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen besonderer Unterstützung bedurften.
"Über die Pflegekinder bin ich zur Politik gekommen", sagte die Abgeordnete, die ihren Beruf mit "Hausfrau" angibt und seit 2003 für die SPD ein Mandat in der Bremischen Bürgerschaft innehat. Ihr Antrieb: "Es gab und gibt so vieles, das man für Kinder und Jugendliche verbessern kann."
Eine der wichtigsten Erfahrungen, die Margitta Schmidtke aus ihrem Leben ziehen kann: "Ich wage nie, eine Prognose über ein Kind abzugeben, welchen Weg es in Zukunft gehen wird. Ich habe mich so oft getäuscht und die Entwicklung eines Kindes unterschätzt."