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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Sorge-Arbeit endlich fair verteilen: Morgen ist Equal Care Day

28.02.2020

Arbeitsplätze in Pflege und Betreuung müssen deutlich attraktiver werden, fordert die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) aus Anlass des morgen (29.02.2020) stattfindenden Equal Care Days. „In den so genannten Care-Berufen herrscht eklatanter Fachkräftemangel, dessen Folgen bereits deutlich spürbar sind“, so ZGF-Referentin Andrea Quick. „Berufe in Pflege, Betreuung und Erziehung brauchen dringend mehr Wertschätzung, mehr Geld und deutlich verbesserte Rahmenbedingungen. Sorgearbeit ist seit Jahrhunderten Sache von Frauen und deshalb auch heute noch vielfach schlecht bezahlt und schlecht ausgestattet. Hier muss noch viel geschehen, und zwar rasch – politisch wie gesellschaftlich.“ Der Equal Care Day ist ein Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit hinweist. Er liegt auch deshalb auf dem 29. Februar und findet nur alle vier Jahre statt, weil Care-Arbeit zu 80 Prozent von Frauen übernommen wird, ob im Privaten, im Ehrenamt oder im professionellen Bereich. Männer übernehmen also 20 Prozent und brauchen damit vier Mal so lange, um denselben Umfang an Fürsorge- und Care-Arbeit beizutragen.

„Die unverändert traditionelle Verteilung von Sorgearbeit geht auf Kosten von Frauen“, so Andrea Quick weiter, „es sind immer noch vor allem Frauen, die für die Vereinbarkeit von Job und Familie oder Pflege in Teilzeit oder geringfügig arbeiten, mit handfesten Folgen für ihre Erwerbsbiografien und einem deutlich erhöhten Risiko von Altersarmut.“ Nur ein partnerschaftliches Erwerbs- und Sorge-Arrangement sichere gleichberechtigte Erwerbschancen für Frauen und Männer. Auch wenn solche gleichberechtigten Lebensmodelle in der öffentlichen Debatte in den vergangenen Jahren deutlich wahrnehmbarer wurden, habe sich in der Realität noch nicht wirklich viel geändert, betont Quick. Sie verweist auf die Shell-Jugendstudie, die traditionelle Rollenbilder bei der jüngeren Generation nicht wirklich in Frage gestellt sieht.

Auch im professionellen Bereich wird Care-Arbeit mehrheitlich von Frauen verrichtet. Im Land Bremen arbeiten 18.891 Frauen allein im Gesundheitswesen, rund 10.000 im Bereich Erziehung und Unterricht und ca. 10.600 im Sozialwesen. Im Gesundheitsbereich ist die Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten besonders hoch: Der Anteil der Frauen liegt dort insgesamt bei rund 76 Prozent. Dennoch finden sich nur 36 Prozent auf den Führungsetagen wieder, was auch in dieser Branche zu einer großen Entgeltlücke führt.

Zu einer Aufwertung von Care-Berufen zählt aus Sicht der ZGF zuerst eine deutlich verbesserte Bezahlung, aber auch Rahmenbedingungen wie familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung auch in den Randzeiten, Entlastung von nicht-pflegerischen Aufgaben, Gesundheitsförderung sowie eine existenzsichernde Bezahlung auch in den geringer qualifizierten Helfer*innenberufen. Auch die Ausbildung in den Erziehungs- und Pflegeberufen muss attraktiver werden. Hierzu zählt eine Vergütung vom ersten Tag an, Ausbildungskapazitäten müssen deutlich erhöht werden, Ausbildung und Weiterqualifikation müssen auch in Teilzeit möglich sein, Quereinstiege sind ebenso nötig wie Aufstiegsmöglichkeiten für Hilfsberufe in dem Bereich. „Der Gesundheitsbereich ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, daher ist im Koalitionsvertrag Gesundheitswirtschaft auch als besonders wichtige und zu fördernde Branche für Bremen benannt“, so ZGF-Referentin Quick abschließend, „Politik muss alle Möglichkeiten nutzen, die Arbeitsbedingungen in diesen Berufen zu verbessern.“

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