Wegen des anhaltenden Zuzugs von Flüchtlingen nimmt Bremen in der kommenden Woche erstmals Flüchtlinge vorübergehend in einer Turnhalle als Notunterkunft auf. Es handelt sich um die Turnhalle an der zurzeit nicht genutzten Schule Bardowickstraße in der Vahr. "Allein im Oktober haben in Bremen 130 Menschen eine Zufluchtstätte gesucht", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. Über 100 von ihnen nehme die Stadt Bremen auf, 26 werden in Bremerhaven untergebracht und betreut. Zwar seien im Oktober über 50 Menschen aus den stadtbremischen Übergangseinrichtungen in eigenen Wohnraum umgezogen, dennoch müsste die Kapazität des Unterbringungssystems ausgeweitet werden. "Jetzt, zu Beginn der kalten Jahreszeit, stehen wir vor der Wahl, Wohnwagen auf dem Campingplatz zu nutzen oder eine beheizbare Turnhalle mit einem Schulgebäude nebenan", sagte die Senatorin weiter. Die Schule an der Bardowickstraße sei mit mehreren nutzbaren Küchen ausgestattet und verfüge über Aufenthaltsräume. "Das ist aus meiner Sicht eindeutig die bessere Alternative."
In der Bardowickstraße sollen zunächst 34 Flüchtlinge untergebracht werden, durchweg Familien mit mehreren Kindern. Wenn Ende November die Wohncontainer für bis zu 60 Flüchtlinge auf dem Schulhof aufgestellt und betriebsbereit sind, ziehen sie dorthin um. Die Halle ist bereits mit Betten und Trennwänden ausgestattet. Am Dienstag wird sie dem Träger AWO übergeben, der die Betreuung der Flüchtlinge vor Ort mit einer sozialpädagogischen Fachkraft und einem Concierge-Dienst in den Nachtstunden gewährleistet. Derzeit werden Anwohner und Nachbarn mit Informationen versorgt, darunter eine Telefonnummer, an die sie sich mit Fragen oder Anregungen wenden können.
Die Eröffnung wurde auch nötig, weil die Situation in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung (ZASt) mit jetzt fast 290 Menschen trotz Eröffnung eines zusätzlichen Gemeinschaftsraumes weiterhin sehr angespannt ist. Nach den hohen Zugangszahlen im Oktober rechnet das Land Bremen mit rund 1000 Flüchtlingen für das gesamte Jahr 2013. Deshalb zeigte die Sozialsenatorin sich erleichtert, dass ab Mitte Dezember auch die Jugendherberge eine Reihe von Mehrbettzimmern mit zunächst 24 und später über 60 Betten zur Verfügung stellt, die bis Anfang Februar genutzt werden können. Bis dahin wird sich die Aufnahmesituation voraussichtlich allmählich entspannen, weil in den ersten Wochen des Jahres 2014 das frühere Schwesternwohnheim am Klinikum Bremen-Ost mit rund 70 Plätzen den Betrieb als Notaufnahmeeinrichtung aufnimmt sowie eine Einrichtung am Schiffbauer Weg in Gröpelingen mit zunächst 60 Plätzen. Die entsprechenden Beschlüsse der zuständigen Beiräte sind bereits gefasst.