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Senatskanzlei

Statue von Johann Smidt im Rathaus mit Texttafel versehen

10.04.2012
Hausmeister Jens Liermann beim Anbringen der neuen Texttafel zu Bürgermeister Johann Smidt
Hausmeister Jens Liermann beim Anbringen der neuen Texttafel zu Bürgermeister Johann Smidt

Seit heute (10.4.2012) klärt ein Glasschild an der Wand neben der Statue von Bürgermeister Johann Smidt im Rathaus über dessen Wirken auf. Smidt war von 1821-1857 (mit Ausnahme der Jahre 1849-52) Bürgermeister in Bremen. Unumstritten sind seine Verdienste als Gründer Bremerhavens, sein Ruf als Politiker und Diplomat Bremens erlangte er als Bremer Vertreter beim Deutschen Bund. Die Wiederherstellung und langfristige Sicherung der staatlichen Unabhängigkeit Bremens ist mit seinem Namen eng verknüpft. Weniger präsent in der Öffentlichkeit ist seine antidemokratische und antijüdische Einstellung. Auf diese Zusammenhänge wird auf der Texttafel hingewiesen.

Johann Smidt hatte auf dem Wiener Kongress wesentlich dazu beigetragen, dass die unter französischer Verwaltung gewährte Ansiedlungsfreiheit für Juden ab 1815 deutschlandweit wieder rückgängig gemacht werden konnte. Smidt hatte sich sodann sehr dafür eingesetzt, dass jüdische Familien wieder aus Bremen vertrieben wurden.

Bürgermeister Jens Böhrnsen hatte im Februar 2012 zu einer Podiumsdiskussion über die Rolle und die Vielschichtigkeit der Person Smidt ins Rathaus eingeladen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt. Dabei war klar geworden, dass die Skulptur im Rathaus verbleiben, jedoch mit erläuternden Hinweisen versehen werden soll.

Wortlaut der Texttafel:
„Bürgermeister Johann Smidt (5.11.1773 – 7.5.1857)
Marmorstatue von Carl Steinhäuser (1813 - 1879), Rom 1848

Johann Smidt war der bedeutendste Politiker und Diplomat Bremens im 19. Jahrhundert. Seine Erfolge bei der Sicherung der staatlichen Unabhängigkeit Bremens und der Freien Städte auf dem Wiener Kongress (1815), bei der Gründung Bremerhavens (1827) und der Vertretung der Interessen Bremens am Bundestag in Frankfurt am Main (1816-1854) führten in Bremen zu einer Verehrung seiner Person. Diese drückt sich auch in der noch zu Smidts Lebzeiten (1846) von Bürgerschaft und Senat gestifteten Marmorstatue aus: Sie zeigt Smidt typisch für die klassizistische Bildhauerei dieser Zeit in antiker Gewandung als römischen Senator.
Die Schattenseiten seines Handelns wurden dabei lange übersehen. So vor allem seine Politik gegen die bürgerliche Gleichberechtigung und Niederlassungsfreiheit von Juden in Bremen und gegen die erste demokratische Verfassung Bremens von 1848.“

Die von dem bedeutenden Bildhauer Carl Steinhäuser in Rom angefertigte Statue war zum 25jährigen Amtsjubiläum des Bremer Bürgermeisters Johann Smidt (26.4.1846) vom damaligen Senat in Auftrag gegeben worden. Smidt jedoch wollte nicht, dass sie zu seinen Lebzeiten im Rathaussteht. Und so wurde die überlebensgroße Marmorstatue erst nach Smidts Tod im Jahre 1860 an seinem Geburtsdatum, dem 5. November, aufgestellt. Im Jahre 1937 kam sie „wegen der besseren Licht- und Raumverhältnisse“ an ihren jetzigen Standort im Neuen Rathaus.

Fotos: Senatspressestelle