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Sonstige

Udo Lindenberg wird mit dem Friedens- und Kulturpreis 2005 der Villa Ichon ausgezeichnet

22.02.2005

Seit mehr als 30 Jahren steht er auf der Bühne, in vielen seiner Texte drückt sich sein politisches und gesellschaftliches Engagement aus: Der Sänger und Liedermacher Udo Lindenberg, dessen Musik und Texte so unverwechselbar sind wie seine Stimme und Gestus, wird in diesem Jahr mit dem Friedens- und Kulturkreis der Villa Ichon geehrt. Die Auszeichnung gilt einem Künstler, der bis heute - und in den letzten Jahren verstärkt - gegen die alten und neuen Nazis kämpft, der für eine lebendige Demokratie wirbt, der für das Recht plädiert, anders zu sein, der die Kriegstreiber und Menschenfeinde anklagt. Seine Botschaften sind konkret und kritisch, aber auch Mut machend, aufbauend, Grenzen überschreitend.


Seit 1983 verleiht der Verein der Freunde und Förderer der Villa Ichon den mit 5000 Euro dotierten Kultur- und Friedenspreis. Ausgezeichnet werden Kulturschaffende für ihr Wirken oder für ein Werk, hinter dem ein eindeutiges Bekenntnis zum Frieden steht und das zugleich von hohem kulturellem Rang ist. Die diesjährige Preisübergabe findet voraussichtlich im Mai in Bremen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung statt. Der genaue Termin steht noch nicht fest.

Bisher haben u.a. Willy Hundertmark, Karl Fruchtmann, Will Quadflieg und Ivan Illich die Auszeichnung erhalten.


Udo Lindenberg ist jetzt schon ein Mythos, ein Stück Musikgeschichte, aber er spiegelt auch die politische Geschichte der Bundesrepublik: von den 68ern über die Ökologie- und Friedensbewegung bis zu seinem leidenschaftlichen Appell gegen das Erstarken der rechten Szene. Der Friedensbewegung hat er 1983 sein Lied »Wozu sind Kriege da?« gewidmet. Und mit dem »Sonderzug nach Pankow«, der ihn »mal eben nach Ost-Berlin« bringen sollte, um mit dem »Oberindianer Honnecker was zu klären«, hat er in der damaligen DDR mehr bewegt als mancher Politiker. 1986 heißt es in einem Song: »In den Ruinen von Berlin/fangen die Blumen wieder an zu blühn/ihr Indianer, Arbeiter und Bauern/kommt wir springen über alle Mauern.«


Heute organisiert Udo Lindenberg Tourneen, in die er viele andere Künstler einbezieht, u.a. »Rock gegen Rechts« und „atlantic affairs“,- eine Rock-Show, die die Emigration deutscher Künstlerinnen und Künstler der 20er, 30er und 40er Jahre zum Thema hat. Sie wurde in 2002 in Bremerhaven uraufgeführt. In seiner Musik sind die Texte kein Beiwerk zu rockigen Klängen, sondern sind immer engagiert, kosmopolitisch und multikulturell. Er ist die Stimme, mit der sich viele aus seiner, aber auch aus der jüngeren Generation identifizieren. Und mit seinen Liedern erreicht er mehr Menschen, vor allem jüngere, als viele politische Reden, Flugblätter und Demonstrationen.


Der Null-Bock-Generation stellt er sein »Udopia« entgegen. Und denen, die sich »no future« auf die Stirn schreiben, hält er seine trotzige Power entgegen: »Nein, ich will kein Dichter sein / der Blumen bringt an das Grab der Vernunft / und der was Schlaues singt / Che Guevara und Luther-King / dürfen nicht umsonst gestorben sein / sonst pack ich mein Mikrofon / für immer ein.« Er singt von einer Welt, die trotz allem gut und schön und lebenswert ist. Und setzt sich dafür mit seinen künstlerischen Möglichkeiten ein.


1977 wird Udo Lindenberg gefragt wird, was seine Äußerung bedeute, man müsse »mal wieder Randale machen«. Darauf antwortet er: „Ich spreche nicht von Randale mit der Faust, mir geht es um die Randale im Kopf. Zivilcourage und Kreativität werden an der Garderobe abgegeben, wir steuern auf Schlappland zu.“ Inzwischen sind fast 30 Jahre vergangen. „Wir brauchen heute mehr denn je diese Randale im Kopf“, sagt Dr. Helmut Hafner vom Verein der Freunde und Förderer der Villa Ichon, „wir brauchen Zivilcourage und Kreativität, um unsere Demokratie lebendig zu halten, um der wachsenden Menschenfeindlichkeit entgegenzutreten, um Frieden und Gerechtigkeit als politische Ziele zu erhalten." Dabei helfe Udo Lindenberg ganz wesentlich mit seiner Musik, seinen Texten und seinem Charisma.