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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Vielfältiges Grabenmosaik sichert bedrohten Arten das Überleben

Forschungsprojekt zu Krebsschere und Co. wird abgeschlossen

04.05.2010

Das umfangreiche Forschungsvorhaben zum Schutz der Krebsschere im Bremer Feuchtgrünlandring, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa gefördert wurde, findet in diesen Tagen seinen Abschluss: Am 5. und 6. Mai 2010 werden die Ergebnisse im Rahmen einer Tagung vorgestellt.

Naturverträgliche Grabenräumung, wie in Bremen seit Jahrzehnten praktiziert, schafft abwechslungsreiche Grabenstrukturen im Feuchtgrünlandgürtel und sichert damit den Lebensraum der seltenen Grabenpflanze Krebsschere und mit ihr unsere 900 Jahre alte, artenreiche Kulturlandschaft!

Das zeigen die Ergebnisse des Forschungsvorhabens, die das Projektteam im Leitfaden „Marschengräben ökologisch verträglich unterhalten“ zusammen gefasst hat. Dieser gibt praktische Empfehlungen zur naturverträglich ausgerichteten Grabenräumung von Grünlandgräben und richtet sich an Verbände, Wasser- und Naturschutzbehörden sowie Fachbetriebe, deren Aufgabe die Grabenräumung ist. Der Leitfaden kann bei der Hanseatische Naturentwicklung GmbH erworben werden.

Werden die Leitlinien der naturverträglichen Grabenräumung konsequent anwendet, entseht Raum für eine breitere ökologische Vielfalt, die auch als Qualität in der Landschaft sichtbar und für Dritte erlebbar wird. Das Forschungsvorhaben sichert damit nicht nur den Lebensraum Graben für viele Pflanzen- und Tierarten, sondern trägt auch zum Schutz der großräumigen Grünland-Grabenareale Bremens bei.

Um herauszufinden, wie die Bestände der sehr sensiblen Krebsschenpflanze erhalten und gefördert werden können, wurden seit 2007 eine Reihe experimenteller Maßnahmen in den Grünlandgräben im Hollerland, Niedervieland und Werderland durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Im Mittelpunkt standen dabei unterschiedliche, die Tier- und Pflanzenwelt im Graben schonende, Methoden und Geräte zur Grabenräumung. Ferner wurde ein Gerät zur behutsamen Entnahme und zum Transport von Krebsscheren entwickelt und krebsscherenfreie Gräben nach der Räumung bepflanzt. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen sind durch Untersuchungen zur Vegetation und Fischfauna sowie durch chemisch-physikalische Messungen wissenschaftlich begleitet worden.

Die ausgesprochen praktische Schwerpunktsetzung des Vorhabens zeigt sich auch bei den Projektpartnern: Gemeinsam mit der Hanseatische Naturentwicklung GmbH als Projektträgerin, dem Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa, dem Bremischen Deichverband am rechten Weserufer, der Hochschule Bremen und der ArGe Krebsschere engagieren sich erfahrene Akteure aus der Naturschutzpraxis und angewandten Forschung im Projekt.
Das Projektteam fand heraus, dass die Krebsschere auf bestimmte Bedingungen im Graben angewiesen ist: Sie braucht Mindestwassertiefen von 40-60 cm, um absinken und schadlos überwintern zu können. Eine geringe Zu- und Abfluss-Dynamik während der Vegetationsperiode unterstützt die Wurzelbildung. Sommerliches Trockenfallen der Gräben ist unbedingt zu vermeiden, da die Pflanzen sehr schnell vertrocknen. Eine Gewässerqualität mit mäßiger Nährstoffversorgung und geringen Trübstoffanteilen ist optimal für die Entwicklung der Bestände.

Doch kann die Krebsschere - und mit ihr über 500 weitere Tier- und Pflanzenarten im Graben - nicht ohne eine naturverträglich ausgerichtete Grabenräumpraxis überleben. Hierzu gibt das Projektteam zahlreiche Empfehlungen: So sollten die räumbedüftige Gräben zwischen dem 15. September und 31. Oktober geräumt werden, um die Überwinterungschancen für Flora und Fauna nicht zu gefährden. Es wird der Einsatz von Grabenkorb und Grabenlöffel empfohlen. Beide schonen weitgehend die Grabentiere bei Entnahme von Vegetation und Schlamm. Auf Grabenfräse und Grabenschleuder sollte verzichtet werden, denn sie verletzen oder töten durch ihre häckselnde Arbeitsweise Grabentiere. Bereits Gräben mit dichten Krebsscherendecken sollten geräumt werden, weil die verbleibenden Pflanzen eine sonders schnelle Wiederbesiedelung ermöglichen. Einzelne Gräben sind allerdings erst im Verlandungsstadium zu räumen. Jeder Grabenabschnitt sollte, um das Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstadien zu gewährleisten, in einem 5-jährigen Abstand unterhalten werden. Dort, wo hydraulisch zulässig, sind auch größere Intervalle für gefährdete Arten, wie Fieberklee oder Schlammpeitzger sinnvoll.
Das so entstehende Grabenmosaik bietet einen vielfältigen Lebensraum und berücksichtigt die Entwicklungszyklen von Grabentieren, wie z. B. der Libellen.