Klimawandel, Flüchtlingskrise, soziale Netzwerke. Es sind Themen unserer Zeit, die Markus Herlyn in seinen Kurzdramen auf die Bühne bringen will. Mit Hilfe des Stipendiums des Kultursenators erarbeitete der Regisseur und Schauspiellehrer vom Studio 13 in Bremen zusammen mit langjährigen Ensemblemitgliedern des Theaterinstituts in einem Laboratorium an der Konzeption der Minidramen.
"Eine wichtige Erfahrung aus der Pandemie ist, dass Theater kürzere Formate zur Verfügung stellen muss, um den lebendigen Prozess zwischen Künstlerinnen und Künstlern mit den Zuschauerinnen und Zuschauern wiederzubeleben, ihn intensiv und gleichzeitig sicher zu gestalten. Der Brecht´sche Begriff der Verfremdung erfährt in der Pandemie-Situation einen völlig neuen Sinn: Zuschauende und Spielende werden einander entfernt und fremd. Darstellende Künstlerinnen und Künstler werden untereinander und gegenüber ihrer eigenen Praxis entfernt und fremd. Die Pandemie-Situation erlaubt gleichzeitig, neue Herangehensweisen im kleineren Kreis zu erproben. Gerade diese Verfremdung mag eine neue Form der Kurz-Performance hervorbringen", so beschreibt Herlyn die Grundidee für sein Laboratorium.
Die vier Kurzdramen basieren inhaltlich auf den "Dreiminutenspielen" von Thornton Wilder. Wilders Form des dramatischen Theaters, die inhaltlich von den sehr gegensätzlichen frühen Arbeiten Berthold Brechts und Luigi Pirandello inspiriert war, glänzt mit einer Mischung aus realistischem und epischem Stil sowie absurd verfremdeter Beschäftigung mit relevanten Themen. Aus der ästhetischen und dramaturgischen Analyse entwickelte sich das Bedürfnis, zeitgenössisch relevante Themen aufzugreifen, und zwar in realistisch-provokativer Form, mit einer großen Bildhaftigkeit, einem verdichteten geistigen Gehalt sowie der Tendenz, insbesondere die Absurdität des realen Lebens zu beleuchten.
Aktuelle und wichtige Themen waren hier schnell gefunden. Der Klimawandel, die Flüchtlingskrise und die sozialen Netzwerke, aber auch das Tabuthema "Tod und Sterben" wurden in den vier Kurzdramen verarbeitet. In intensiver Laboratoriumsarbeit entwickelte Herlyn mit Rainer Pabst, Sonja Stamm und Bilgehan Vatandrei, drei langjährigen Mitgliedern des Studio 13, im Zeitraum Anfang März bis Ende April sowie von Anfang Juni bis Ende Juli 2021 erste praktische Szenenskizzen und Ansätze zur konkreten Gestaltung der Dialoge beziehungsweise Monologe. Werkaufführungen konnten vor allem aufgrund terminlicher Engpässe noch nicht durchgeführt werden, aber direkte Uraufführungen der einzelnen Kurzdramen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die Mitte nächstes Jahres geplant.
Diese Pressemitteilung ist Teil einer Serie, in der über die Projekte der Künstler informiert wird, die über das Corona-Stipendienprogramm des Senators für Kultur finanziert werden. In dieser Reihe bereits erschienen sind:
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