19.05.2004
Sein soeben erschienenes Buch "Vom Verschwinden der Täter. Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei" stellt Hannes Heer in einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadtbibliothek, "Erinnern für die Zukunft", Landeszentrale für politische Bildung und Deutsch-Israelischer Gesellschaft am Dienstag, 25. Mai, 20 Uhr, in der Zentralbibliothek Schüsselkorb 15/16 vor. Zum ersten Mal seit dem Ende der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" äußert sich Hannes Heer über die Kampagne gegen die Schau, deren Leiter er war. Wohl keine historische Ausstellung hatte so viele Diskussionen provoziert wie die sogenannte Wehrmachtsausstellung des von Jan-Philipp Reemtsma geleiteten Instituts für Sozialforschung. Sie hatte die Legende von der sauberen Wehrmacht in Frage gestellt, und der Schock war ent-sprechend groß. Die Ausstellung wurde 1999 zurück gezogen und durch eine neue Version ersetzt. Der Krieg und seine Verbrechen sind darin wieder - nach Meinung Heers - zum Werk einiger Spitzenmilitärs geworden. "Der Vorgang vom Verschwinden der Täter begann früh", stellt Hannes Heer fest, der bezeichnende Indizien in Aufzeichnungen und Nachkriegserinnerungen von Soldaten, im Wirken der Zensur bei den Kriegsromanen Bölls und Remarques, in Ernst Jüngers Umdeutung des eigenen Tagebuchs von 1942 findet. – Hannes Heer, Jahrgang 1941, Historiker und Literaturwissenschaftler, war von 1993 bis 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und Leiter des Ausstellungsprojektes "Vernichtungskrieg". Er schrieb zahlreiche Bücher zu Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung.