25.08.2004
Am Freitag, dem 27. August 2004 wird die Umsetzung des Projektes STOLPERSTEINE in Bremen begonnen. Aus diesem Anlass wird der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Jens Eckhoff, zwei Gedenksteine in der Falkenstraße 7 A feierlich einweihen. Sie erinnern an die jüdischen Bremer Maximilian und Sophie-Else Abraham, die 1941 nach Minsk deportiert worden sind. An der Feierlichkeit nimmt auch die Tochter der Ermordeten, Lottie Abraham-Levy teil. Sie konnte 1939 mit der Kinderemigration nach England entkommen, während die Eltern trotz aller Bemühungen kein Land fanden, das sie aufnahm. Lottie Abraham-Levy lebt heute in London.
Im Laufe dieses Tages werden 13 weitere STOLPERSTEINE in Bremer Gehwege eingelassen. Nach derzeitigem Forschungsstand sind in Bremen und Bremerhaven über 1.500 Menschen Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden: politisch Verfolgte, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Behinderte und natürlich Juden.
Die Idee zur Aktion „STOLPERSTEINE – Kunst im öffentlichen Raum“ hatte der Bildhauer und Aktionskünstler Gunter Demnig, der nun erstmals zum Verlegen in Bremen sein wird, begleitet von Uta Franke, die ihn bei seiner bundesweiten Aktion organisatorisch unterstützt. In 37 Städten hat er bereits über 3500 STOLPERSTEINE verlegt. So nennt Demnig die kleinen Betonquader mit Messingtafel, die er seit 1992 im Bürgersteig vor den Häusern verlegt, in denen die Opfer einst lebten. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihren Weg in den Tod. Mit Hammer und Schlagbuchstaben meißelt er die Schrift in das Metall und verankert dann die Platte auf einem zehn mal zehn Zentimeter großen Betonstein, der im Bürgersteig so versenkt wird, dass lediglich die Tafel sichtbar bleibt. Stolpern kann und soll man nur im übertragenen Sinn.
Der Bremer Verein ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFT e. V. und die LANDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG Bremen haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Erinnerungsprojekt STOLPERSTEINE des Kölner Künstlers Gunter Demnig auch in Bremen zu realisieren. Die Schirmherrschaft hat der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Jens Eckhoff, übernommen. Die STOLPERSTEINE sind ein Geschenk der Bürgerinnen und Bürger an die Stadt, denn sie werden durch Patenschaften finanziert. Mit der Verlegung gehen sie in den Besitz der Stadt über. Die Übernahme einer Patenschaft kostet zurzeit 95 Euro. Für über 100 Steine, die in den kommenden Wochen und Monaten gesetzt werden sollen, haben sich bereits Paten gefunden.
Als Nachbarschaftsprojekt mit historisch-forschenden und pädagogischen Bezügen verfolgt es das Ziel, Erinnerungsarbeit als Kommunikationsprozess zwischen Archiven, Geschichtsgruppen, Schulen, Bürgerinnen und Bürgern zu organisieren. Da eine Publikation geplant ist, in der nachzulesen sein soll, welche Lebensgeschichten sich hinter den Steinen „verbergen“, werden insbesondere auch Zeitzeugen gebeten, ihre Erinnerungen an Verfolgte der NS-Zeit mitzuteilen. Für diese umfassende Arbeit hofft der Verein ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFT auf Spenden und Sponsoren.