22.04.2005
„Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch wirtschaftspolitisch wichtiges Ziel“
Der Senator fürWirtschaft und Häfen und die Landesbeauftragte für Frauen teilen mit:
Im Rahmen einer Festveranstaltung zur „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ im Bremer Rathaus warben Bremens Wirtschaftssenator, Bürgermeister Dr. Peter Gloystein, und Ulrike Hauffe, die Landesfrauenbeauftragte Bremens, heute (22.04.2005) gemeinsam für familienfreundliche Maßnahmen in Unternehmen. Nach dem Start durch die Initiative „Familienfreundliche Stadt“ im Herbst 2003 hat sich hierzu in den vergangen 16 Monaten viel getan. Inzwischen ist dieser Verbund unter dem Namen „Beruf und Familie - Verbundprojekt für Unternehmen im Lande Bremen“ Realität. Das Verbundprojekt besitzt eine eigene Geschäftsstelle und ist Teil des Bremer Bündnisses für Familie, das Anfang Mai letzten Jahres aus der Taufe gehoben wurde.
Ein weiteres Ergebnis besteht darin, dass es heute in Bremen bereits fünf Unternehmen (Airbus, Bremer Heimstiftung, Henry Lamotte, Stahlwerke Bremen und swb Vertrieb Bremen) gibt, die ein oder zwei Grundzertifikate zum „Audit Beruf & Familie“ verliehen bekommen haben. Das „Audit Beruf & Familie“ ist eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zur Gestaltung von familienbewusster Personalpolitik. Die Auditierung weiterer Unternehmen aus Bremen und Bremerhaven ist in Vorbereitung.
Verschiedene Modellrechnungen belegen den ökonomischen Nutzen des Audits. Die bundesweit bereits auditierten Unternehmen gaben in einer Emnid-Studie zu 89% an, einen Vorteil im Wettbewerb um qualifiziertes Personal zu haben. 86% stellten eine deutlich erhöhte Motivation bei den Beschäftigten fest. Nicht zu unterschätzen ist zudem der atmosphärische Nutzen, der sich gerade im Bereich der Unternehmenskultur niederschlägt.
„Bremen ist damit auf einem guten Weg, in Sachen Familienfreundlichkeit zu einer Vorzeigeregion in Deutschland zu werden. Dies ist auch für unsere wirtschaftliche Zukunft als Standort von großer Bedeutung. Leistungsfähige Unternehmen sind auf motivierte und flexible Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Umgekehrt brauchen Beschäftigte verlässliche und familienfreundliche Arbeitsbedingungen, die ihnen ein optimales Engagement im Unternehmen und in der Familie ermöglichen. Familienfreundlichkeit eröffnet Chancen für Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur ein gesellschaftspolitisch sondern auch ein wirtschaftspolitisch wichtiges Ziel“, betonte Gloystein.
Besonders stolz ist die Bremer Landesbeauftragte für Frauen auf das breite Bündnis im Verbund „Beruf und Familie“. Ulrike Hauffe: „Damit haben wir in Bremen eine einmalige und vorbildliche Struktur geschaffen, in der die wichtigen Partner für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an einem Strang ziehen - Arbeitnehmerkammer, Gewerkschaften, Kirche, Wissenschaft, Frauenbeauftragte und Handelskammer.“ Dieses breite Bündnis ist ein großer Erfolg und ein wesentlicher Impuls dafür, dass die begonnene Arbeit für nachhaltige Verbesserungen in den Betrieben weiter geht, so Hauffe.
Viele Unternehmen betreten Neuland, wenn sie sich mit Fragen der Vereinbarkeit auseinander setzen. Es ist ein Verdienst der Akteure des Verbundprojekts, dass dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine stetig steigende Zahl von Unternehmen ist an einem Erfahrungsaustausch interessiert. So unterschiedlich die Branchen, Belegschaftsgrößen und -strukturen auch sein mögen, die grundsätzlichen Fragestellungen sind ähnlich und der Austausch kann helfen, individuelle Lösungen zu finden. Die anwesenden Unternehmensvertreter haben hierzu viel Interessantes berichtet.
Ulrike Hauffe lobt die eingeleiteten Maßnahmen in den Betrieben, die an dem Audit teilnehmen. „In allen beteiligten Unternehmen sind spannende und kreative Prozesse in Gang gekommen. Beispielsweise die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, die Müttern und Vätern erlauben, Arbeitsplatz und Kinderbetreuung im Alltag individuell zu koordinieren, oder eine betriebsnahe Kinderbetreuung, oder eine intelligente Nutzung der Elternzeit mit kontinuierlichem Kontakt zum Betrieb, was verhindert, dass die Elternzeit zum „Karrierekiller“ wird. Solche Lösungen sind nicht nur für die beteiligten Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnbringend sondern regen auch andere Betriebe an, neue Wege einzuschlagen."
Es gibt für das Bündnis allerdings noch viel zu tun. Ulrike Hauffe: “Wir brauchen Firmenleitbilder, die Mütter und Väter auf allen betrieblichen Ebenen unterstützen. Leitungsaufgaben auch in Teilzeitform dürfen kein Tabu mehr sein.“ Ein Problem stelle auch die Ferienregelungen für die Kinderbetreuung dar. Ulrike Hauffe: „Hier ist noch viel Phantasie gefragt.“