Sie sind hier:
  • „Zug der Erinnerung“ kommt nach Bremen

Senatskanzlei

„Zug der Erinnerung“ kommt nach Bremen

28.03.2008

Ein Zug fährt durch Deutschland. Er sucht nach den Spuren vieler zehntausend Kinder, die während der Nazizeit mit Zügen der Reichsbahn in den Tod gefahren wurden. Die Züge steuerten die Vernichtungslager im Osten an. Auschwitz war ihr bevorzugtes Ziel. Der „Zug der Erinnerung“ hält an den Bahnhöfen, durch die man die Kinder auf ihre letzte Reise schickte. Am Dienstag, dem 1. April kommt er nach Bremen. In den Waggons erinnert eine Ausstellung an das damalige Geschehen, ruft die Namen und die Gesichter der Kinder ins Gedächtnis.

Bremerinnen und Bremer sind eingeladen, den Zug zu besuchen. Von 8.30 Uhr bis 20 Uhr steht er auf dem Bremer Hauptbahnhof, Gleis 8.

Bürgermeister Jens Böhrnsen wird gegen 12 Uhr dort sein und in einer Ansprache an das Schicksal der Kinder erinnern.

Auch zahlreiche Bremer Schulklassen werden in die Ausstellung kommen.

Zwischen Oktober 1940 und Dezember 1944 deportierten die NS-Behörden mehrere hunderttausend Kinder. Sie kamen aus jüdischen Familien, waren Sinti und Roma oder entstammten regimegegnerischen Familien. Die genaue Zahl ist noch unbekannt. Schätzungen sprechen von über einer Million, die in Zügen der Deutschen Reichsbahn systematisch in die Vernichtungslager deportiert wurden. In Auschwitz und in den anderen Lagern des NS-Regimes wurden sie ermordet. Nur wenige Kinder kehrten zurück.

Der Zug der Erinnerung besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Deportationsgeschehen in Deutschland: die Zustellung der Deportationsbescheide, das Herrichten und Verlassen der Wohnungen, der Weg zu den Sammellagern und von dort am helllichten Tag durch die Dörfer und Städte zu den wartenden Zügen. In einem eigenen Ausstellungsbereich werden auch die Täter vorgestellt.

Die Initiative „Zug der Erinnerung“ möchte an den verschiedenen Haltepunkten auch zur Spurensuche vor Ort anregen - wer die Opfer waren, was von ihnen bekannt ist. Er wird Fotos und Lebensberichte aus den Städten mitnehmen und am Ende der mehrmonatigen Fahrt in der Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim in Polen) symbolisch hinterlegen. Am Ende des zweiten Waggons hängen Tafeln, die mit den Fotos und Biographien einzelner Kinder aus den Gemeinden und Städten entlang der Fahrstrecke gefüllt werden.

Aus Bremen wird dem Zug eine CD mit Dokumenten über deportierte Kinder aus Bremen sowie das „Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens“ mitgegeben.

Vor dem Eintreffen in Bremen macht der Zug in Hamburg und Lüneburg Halt. Anschließend wird er über Nordenham, Cuxhaven, Rotenburg, Kiel, Rathenow, Berlin, Brandenburg, Potsdam, Cottbus, Dresden, Bautzen und Görlitz nach Auschwitz fahren.