Senatorin Stahmann legt Konzept für Kinder aus zugewanderten Familien vor
11.09.2014Mit einem Paket an Maßnahmen will Senatorin Anja Stahmann mehr Kinder aus zugewanderten Familien für Krippe und Kita gewinnen. Dazu gehört unter anderem der Ausbau der Spielkreis- und Betreuungsplätze in Stadtteilen mit erhöhtem Anteil an Kindern mit Förderbedarf. Ziel ist es, mit frühkindlicher Bildung sozialen Nachteilen schon im Kleinkindalter entgegenzuwirken. Ein entsprechendes Konzept hat heute (11. September 2014) die Deputation für Soziales, Kinder und Jugend beschlossen. "Frühkindliche Bildung in Kindergarten und Krippe gehört zu den wichtigsten Instrumenten, wenn es darum geht, Kindern aus zugewanderten Familien dieselben Lebensperspektiven zu geben wie allen anderen auch", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen.
Außerdem sollen spezielle Schulungsprogramme die Erziehungspartnerschaften zwischen den Eltern aus aller Welt und den Mitarbeiterinnen der Einrichtungen stärken. Mehrsprachige Informationsbroschüren und Lehrmaterialien für Integrationskurse sollen schließlich gezielt über die Bedeutung frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung sowie über den Stellenwert der Mehrsprachigkeit informieren.
Derzeit versorgen zugewanderte Familien gerade ihre jüngeren Kinder vornehmlich zu Hause. Nach den Daten des Statistischen Landesamtes vom März 2013 wird in der Stadtgemeinde Bremen nur jedes achte Kind mit Migrationshintergrund im Alter von einem bis zwei Jahren (11,91 Prozent) in einer Einrichtung betreut. Zum Vergleich: In Familien ohne Migrationshintergrund ist es fast jedes zweite Kind (46,53 Prozent). Bei den Zwei- bis Dreijährigen liegt die Quote bei 26,14 Prozent für Kinder mit und bei 68,30 Prozent für Kinder ohne Migrationshintergrund. "Dabei sind die Fenster zum Erlernen einer zweiten Sprache in keinem Alter so weit geöffnet wie in den ersten Lebensjahren", sagte Anja Stahmann.
Der Unterschied in der Betreuung verringert sich zwar, wenn die Kinder ins Kindergartenalter kommen, aber er bleibt erheblich: 80 Prozent der Vierjährigen und 84 Prozent der Fünfjährigen mit Zuwanderungsgeschichte besuchen einen Kindergarten. "Das bedeutet aber auch, dass heute noch etwa jedes sechste Kind mit Migrationshintergrund eingeschult wird, ohne jemals einen Kindergarten besucht zu haben", betonte Anja Stahmann. "Das sind von Anfang an schlechtere Startbedingungen, manche hole das ihr Leben lang nicht mehr auf. Wir müssen die Familien daher stärker unterstützen und sie für eine frühe Kindertagesbetreuung gewinnen."
Es zeige sich aber, so die Senatorin weiter, dass es hinsichtlich der Nutzung unter Zuwanderern große Unterschiede gebe: "Da unterscheiden sich Mütter mit hohem Bildungsabschluss nicht von vergleichbaren Familien ohne Migrationshintergrund." Auch Eltern der zweiten und besonders der dritten Zuwanderergeneration sowie deutsch-international gemischte Familien nutzten die Betreuung intensiv. Nur wenn beide Eltern zugewandert sind, keine hohen Bildungsabschlüsse mitbringen und gleichzeitig arbeitslos und/oder armutsgefährdet sind, ist auch die Beteiligung in Krippen und Kitas deutlich geringer. "Es sind also vor allem Armut und fehlende formale Bildung, die den Zugang zu Bildung, Betreuung und Erziehung in Krippe und Kita erschweren. Diese Hemmnisse gilt es zu überwinden", sagte die Senatorin.
Gezielte Maßnahmen für eine stärkere Nutzung von Spielkreisen, Krippen und Kindergärten sollen daher ergriffen werden in Stadtteilen, in denen folgende Voraussetzungen gegeben sind:
Diese Kriterien erfüllen die Ortsteile Blumenthal, Lüssum-Bockhorn, Vegesack, Grohn, Burgdamm, Gröpelingen, Lindenhof, Oslebshausen, Ohlenhof, Neue Vahr Südost, Neue Vahr Nord, Neue Vahr Südwest, Ellenerbrok-Schevemoor, Tenever, Blockdiek, Hemelingen, Mittelshuchting, Kirchhuchting, Sodenmatt und Kattenturm.
Bei der heutigen Entscheidung der Deputation handelt es sich um eine grundlegende Weichenstellung. Ein stadteilgenaues Konzept zum Ausbau der Kindertagesbetreuung mit wohnortnahen Spielkreisen, Krippen- und Kindergartengruppen in diesen Regionen und in der Gesamtstadt ist damit noch nicht verbunden. Es soll im vierten Quartal des Jahres vorgelegt werden.