Am heutigen Donnerstag (29. Juli 2021)) wird die Studie "Der Wert von Musik: Ökonomische Wirkungsanalyse des Musikökosystems" veröffentlicht. Für diese Studie haben sich die Städte Augsburg, Bremen, Köln, München, die Regionen Hannover und Stuttgart sowie die Länder Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammengeschlossen. Die Studie ist in Kooperation zwischen der Initiative Musik gGmbH und dem Musikzentrum Hannover gGmbH entstanden, durchgeführt wurde sie von Sound Diplomacy.
In der Studie wird die Musikwirtschaft als Musikökosystem definiert, um die dynamische Struktur der Akteure und Akteurinnen als Teil eines Netzwerks zu unterstreichen. Innerhalb der Studie wurden die Teilbereiche Kreative, Veranstaltungen & Spielstätten, Musikaufnahmen & Musikverlage, Musikschulen, Musikinstrumente, Hörfunk sowie Audiogeräte & Lautsprecher betrachtet.
Bremen ist eine Stadt mit einem ausgeprägt urbanen Kultur- und Musikleben. Von überregionaler Bedeutung sind zum Beispiel neben den Bremer Philharmonikern und der Deutschen Kammerphilharmonie zudem das Musikfest Bremen, die Messe jazzahead!, aber auch Festivals wie die Breminale. Die Glocke ist eines der zwölf wichtigen Konzerthäuser in Deutschland. Bremen steht auf Platz drei der Orchesterbesuche je Einwohnerin/Einwohner. Besonders lebendig sind auch die Akteure und Akteurinnen der freien Szene in der E- und U-Musik.
Der Senator für Kultur, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, betont: "Bremen hat eine lange Tradition eines überaus reichen, vielfältigen Musiklebens. Die Wichtigkeit dieser Kultursparte für die ganze Stadt wird mit dieser Untersuchung nochmals sichtbar. Sehr erfreulich ist auch die gute Entwicklung in der Popularmusik. Ich bin sehr dankbar, dass die Studie nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern auch die positive Wirkung unserer reichhaltigen Musiklandschaft für unsere Stadtgesellschaft insgesamt thematisiert. Kunst und Kultur sind von elementarer Bedeutung auch für die bremische Lebensqualität. Nicht vergessen werden darf dabei, dass künstlerische Produktion immer auch ihren Eigenwert hat, der sich der Messbarkeit entzieht."
Die Senatorin für Wirtschaft, Kristina Vogt, ergänzt: "Die Studie zeigt, wie wichtig die Musik- und Veranstaltungsszene für Bremen ist. Es geht dabei nicht nur um die unmittelbaren ökonomischen Effekte, sondern um die Lebensqualität in der Stadt. Das schafft auch zusätzliche Arbeitsplätze außerhalb des Musikökosystems. Es ist daher richtig, dass wir diesen Wirtschaftsbereich stärken, zum Beispiel durch das im Aufbau befindliche Popbüro oder verschiedene Förderprogramme die der Branche gezielt helfen. Bremen ist in den vergangenen Monaten bereits sehr aktiv gewesen, etwa mit dem Förderprogramm für Veranstaltungen, dem Förderprogramm für Open-Air-Musikveranstaltungen und dem Förderprogramm für Digitalisierungsmaßnahmen. Der Senat wird diesen Weg weitergehen."
Die Einzelergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung des Musikökosystems in den betrachteten Gebieten. Bis 2019 lag der Kernbereich des Musikökosystems mit seinem Wachstum von 22,19 Prozent über dem durchschnittlichen gesamtwirtschaftlichen Wachstum der betrachteten Gebiete. Die Daten der Studie liefern den Beweis dafür, dass Investitionen in das Musikökosystem ein langfristiges und nachhaltiges Wachstum garantieren.
Neben der Analyse der ökonomischen Bedeutung von Musik als Wertschöpfungsfaktor auf kommunaler und regionaler Ebene, wird in der Studie auch explizit auf "weiche" Faktoren eingegangen und es werden Beispiele für positive Auswirkungen von Musik in der Gesellschaft aufgeführt. Bei der Entwicklung von Zukunftsstrategien für die Verbesserung der Lebensqualität in Städten standen in den letzten Jahren vor allem technologische Innovationen im Mittelpunkt; die Kultur fehlte dabei oft. Mittlerweile entwickeln immer mehr Städte und Regionen bewusst Maßnahmen und Strategien, um das Musikökosystem zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Ein Überblick über die verschiedenen Teilbereiche des Musikökosystems ergibt folgendes Bild: Bezogen auf den Umsatz stellt der Hörfunk in Bremen den stärksten Teilbereich dar: Er erzielt hier 59,4 Millionen Euro Umsätze und damit eine Bruttowertschöpfung von 27,6 Millionen Euro, von der rund 72,9 Prozent durch den öffentlichen Rundfunk ausgelöst werden. Der Teilbereich der Veranstaltungen & Spielstätten folgt hinsichtlich der Umsätze mit 54,8 Millionen Euro an zweiter Stelle, liegt mit 33 Millionen Euro aber sogar noch deutlich vor dem Hörfunk, was die Wertschöpfung betrifft. Auf die öffentlichen Spielstätten entfallen 1,1 Prozent der Bruttowertschöpfung in diesem Teilbereich. Der Teilbereich der Musikinstrumente erzielt 14,1 Millionen Euro Umsatz und knapp 7,4 Millionen Euro Bruttowertschöpfung. Der Teilbereich der Kreativen folgt mit 11,8 Millionen Euro Umsatz dahinter; mit 7,6 Millionen Euro Bruttowertschöpfung liegt er sogar knapp vor dem Musikinstrumenten-Sektor.
Bei der Betrachtung des Kernbereichs des Musikökosystems wird die große Bedeutung der Veranstaltungen & Spielstätten für die Stadt Bremen deutlich. Mit 47 Prozent ist fast die Hälfte der Erwerbstätigkeit auf diesen Teilsektor zurückzuführen. Zusätzlich ist der Anteil an der Bruttowertschöpfung von 41 Prozent ebenfalls am größten. Besonderen Einfluss haben hier die Veranstalterinnen und Veranstalter in Bremen, die sowohl an den Programmen der öffentlichen als auch an denen der privaten Spielstätten beteiligt sind. Der größte Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist mit einer Anzahl von 129 bei den öffentlichen Spielstätten zu finden. Neben den Veranstalterinnen und Veranstaltern haben die privaten Spielstätten in Bremen mit einer Bruttowertschöpfung von 6,5 Millionen Euro den zweitgrößten Anteil in diesem Teilbereich.
Die Studie zeigt, wie wichtig das Musikökosystem Bremens für die Erwerbstätigkeit in der Stadt ist. Bremen hat nach München und Köln den höchsten Erwerbstätigen-Multiplikator im Vergleich zu den in der Studie betrachteten Gebieten. Darüber hinaus hat sich der Kernbereich des Musikökosystems mit einem Umsatzwachstum von 12,1 Prozent (ohne Einbezug des öffentlichen Hörfunks sogar von 14,6 Prozent) positiv entwickelt und liegt über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft in der Stadt Bremen mit einem Plus von 5,6 Prozent. Diese Kennzahlen unterstreichen die Wichtigkeit des Musikökosystems für die Bremer Wirtschaft.
Die durch das Bremer Musikökosystem angestoßene Wertschöpfung steigert die Bremer Wertschöpfung um fast das 2,5- fache innerhalb der Stadt Bremen. Eine Arbeitskraft im Bremer Musikökosystem führt zu knapp 1,5 zusätzlichen Erwerbstätigen außerhalb des Musikökosystems.
Die Studie zeigt auch Handlungsfelder für die Zukunft des Musikökosystems auf, das durch die Corona-Pandemie massiv gelitten hat. Genannt werden zum Beispiel die gezielte Unterstützung der Wertschöpfungsnetzwerke, Strukturen und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung schaffen, die Förderung digitaler Kompetenzen und die Schaffung von Perspektiven für Musikveranstaltungen und Spielstätten.
Die Studie ist verfügbar unter www.sounddiplomacy.com/oekonomische-wirkungsanalyse oder hier im Download… (pdf, 4.8 MB).
Ansprechpartner für die Medien:
Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de
Tim Ruland, Persönlicher Referent der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Tel.: (0421) 361-59210, E-Mail: tim.ruland@wae.bremen.de