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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Baustaatsrat Golasowski zum Expertengespräch auf der Expo Real in München

06.10.2014

Am heutigen Montag (6. Oktober 2014) nahm der Bremer Baustaatsrat Wolfgang Golasowski an einem Expertengespräch auf der Immobilienfachmesse "Expo Real" in München teil. Die "Expo Real" ist Europas größte Fachmesse für Immobilien und Investitionen.
Staatsrat Golasowski nahm die Messe zum Anlass, um in einem Fachgespräch über Fragen der Innenentwicklung und dabei zu beachtende städtebauliche Qualitätsansprüche zu diskutieren; ein Themenkreis, der für alle deutschen Großstädte gegenwärtig auf der Agenda steht. Hierzu konnte als versierte Gesprächspartnerin Kathrin Möller gewonnen werden, Vorstand der Kölner GAG Immobilien AG. Die GAG ist das größte Wohnungsunternehmen im Kölner Raum und zu 72 Prozent im Besitz der Stadt Köln. Die Gesellschaft besitzt über 42.000 Wohnungen. Aus Bremen nahmen neben Staatsrat Golasowski der Vizepräses der Handelskammer Bremen, Joachim Linnemann, und Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther an dem Gespräch teil. Joachim Linnemann ist geschäftsführender Gesellschafter der Justus Grosse GmbH, einem Immobilienunternehmen, das seit über 70 Jahren im Bereich der Wohn- und Gewerbeimmobilienentwicklung und der Hausverwaltung tätig ist. Ehrenamtlich ist Linnemann unter anderem in der Handelskammer Bremen als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und städtischen Verkehr engagiert. Die Bremer Senatsbaudirektorin Professor Dr. Iris Reuther ist seit Mai 2013 im Amt. Zuvor war die Architektin Inhaberin des "Büros für urbane Projekte" in Leipzig und lehrte zudem an der Universität Kassel als Professorin für Stadt- und Regionalplanung.

v.l.n.r.: Kathrin Möller, Iris Reuther, Wolfgang Golasowski, Joachim Linnemann
v.l.n.r.: Kathrin Möller, Iris Reuther, Wolfgang Golasowski, Joachim Linnemann

Golasowski: Verlässlichkeit in Beteiligungsprozessen
Zum Auftakt des Expertenaustausches erläuterte GAG-Vorstand Kathrin Möller das strategische Selbstverständnis ihres Unternehmens bei Innenentwicklungsprojekten: "In einer ‚fertig gebauten‘ Stadt wie Köln laufen Neubauvorhaben immer Risiko, als unliebsame Änderung des Gewohnten auf Ablehnung zu stoßen. Eines unserer Unternehmensziele ist aber, durch Neubau dem Wohnungsmangel in Köln zu begegnen. Da sind also Konfliktpotentiale absehbar. Deshalb gehen wir frühzeitig in den Dialog mit den betroffenen Nachbarschaften."

Senatsbaudirektorin Reuther ergänzte, dass sich der Bedarf an Partizipation durch den Trend zur Innenentwicklung in den Städten mit gutem Grund in den vergangenen Jahren verstärkt habe; das gelte für das gesamte Bundesgebiet. Auch die Qualität von Bürgerbeteiligung sei im Wandel: Von der Öffentlichkeit werde verstärkt frühzeitig Aufklärung und Erläuterung eingefordert. Sie erkenne deshalb auch die Notwendigkeit, die Qualität von Partizipationsprozessen für konkrete Standortentwicklungen und Bauvorhaben im Blick zu behalten. Kontinuität, Transparenz, eine Debatte auf Augenhöhe, Authentizität und Verbindlichkeit in getroffenen Verabredungen sind dabei unverzichtbar. Der Staatsrat fühlte sich in der Einschätzung der Expertinnen bestätigt: "Ich bin davon überzeugt, dass wir die Prozessqualität in der Bürgerbeteiligung noch optimieren können. Wir müssen für Verlässlichkeit sorgen; und zwar für alle: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Verwaltung und Politik. Ich habe deshalb mit der GEG, die mit meinem Hause zusammen den Beteiligungsprozess für das 'Neue Hulsberg-Viertel' organisiert, vereinbart, dass wir das bisherige Beteiligungsverfahren systematisch aufbereiten, dokumentieren und analysieren wollen. Wir erzielen insbesondere über den mehrjährigen Zeitraum beim Beteiligungsverfahren zum 'Neuen Hulsberg-Viertel' ganz wichtige Erkenntnisse darüber, was es in Stadtentwicklungsprojekten braucht, um stabile Verabredungen zwischen Zivilgesellschaft, Unternehmertum und Politik zu treffen und diese in städtebauliche Projekte einfließen zu lassen."

Als Akteur der Wohnungswirtschaft mahnte Joachim Linnemann an, dass Beteiligung nicht zum Hemmschuh werden dürfe. In Stadtentwicklungsprozessen gäbe es irgendwann den Wendepunkt, an dem es von der theoretischen Planungsebene in die konkrete Projektentwicklung gehe. In einem solchen Moment ist dann Planungssicherheit unerlässlich. Das gelte für den institutionellen Investor genauso, wie für den privaten Eigenheimerwerber. "Ich kann es nur gutheißen, wenn das Bauressort eine Systematik für Beteiligungskultur entwickeln möchte. Das fördert das Miteinander und die Dialogkultur in der Stadt."

Linnemann: Der Wohnungsmarkt muss auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren
Das Top-Thema der Immobilienbranche ist weiterhin der Wohnungsbau. Für die Planungs- und Immobilienexperten geht es dabei nicht allein um Fragen der Ökonomie. Auch gestalterische, qualitative, ökologische und soziale Aspekte sind zu beachten. Handelskammer-Vizepräses Joachim Linnemann betonte, dass der Wohnungsmarkt für unterschiedliche Miet- und Käufersegmente die passenden Produkte bereithalten muss. "Die Lebensstile in unserer Gesellschaft haben sich zunehmend ausdifferenziert. Hier die traditionelle Familie und da der Single-Haushalt – das sind Klischees der Vergangenheit. Stattdessen gibt es in allen Altersgruppen und auch in allen sozialen Schichten ganz vielfältige Lebensentwürfe. Darauf muss der Wohnungsmarkt reagieren. Da geht es dann um die richtigen Orte, um gute Wohnungsgrundrisse und um unterschiedliche Kunden, für die Bremen als Wohnstandort attraktiv sein muss. Dazu gehört eine leistungsfähige Verwaltung, die das Engagement der Immobilien- und Bauwirtschaft konstruktiv flankiert", so die Sichtweise des Handelskammer-Vizepräses‘.

Reuther: Wohnbauflächen 30+ als ausdifferenziertes Angebot
Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther teilte Linnemanns Einschätzung und wurde konkret:
"In Bremen hat das Bauressort über 30 konkrete Standorte für Wohnungsneubau avisiert, die in den nächsten fünf bis acht Jahren das Potential von rund 4.800 Wohneinheiten haben. Die Flächen stehen für eine dezidierte Innenentwicklung, verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet Bremens und lassen ganz unterschiedliche Wohntypologien und –segmente zu. Natürlich sind unsere 'Flagships' dabei: die Gartenstadt Werdersee, der Bremer Westen, zu dem auch die Überseestadt zählt, und das Neue Hulsberg-Viertel. Hier achten wir auf städtebauliche Qualitäten, einen guten Wohnungsmix, der einen Anteil geförderter einschließt, und die Entwicklung von umsetzungsfähigen Projekten."

Möller: Wir müssen uns auch an sozialer und kultureller Kompetenz messen lassen
Die Kölner Wohnungsbauunternehmerin Kathrin Möller erweiterte die Perspektive zu diesem Thema. "Wir sind in Köln nicht nur der größte Vermieter, sondern auch der größte Eigentümer von Baudenkmälern. Ich erwähne das, um deutlich zu machen, dass wir neben unseren unternehmerischen Leistungen auch an unserem soziokulturellen Selbstverständnis gemessen werden. Das hat letztlich nichts mit Unternehmensgröße zu tun, sondern es beginnt schon im Kleinen: Nachbarschaftshilfe, das Miteinander der Generationen und unterschiedlicher Kulturkreise, durch ressourcenschonendes Handeln Verantwortung übernehmen. All das sollten wir auch im Blick haben, wenn es um 'das Wohnen' geht, denn es bestimmt unseren Alltag."

Golasowski: Wir lassen die Immobilienwirtschaft mit den drängenden Aufgaben der Zukunft nicht allein
Staatsrat Golasowski dankte abschließend für den angeregten und sehr vielschichtigen Gedankenaustausch. "Wenn wir das Ziel anstreben, dass bis zum Jahr 2020 in Bremen jährlich 1.300 Wohnungen fertiggestellt werden sollen, dann ist uns allen klar, dass das keine Aufgabe ist, mit der wir die Immobilienwirtschaft allein lassen sollten, weil die Abhängigkeiten und Interessen in einer Stadt so sehr verwoben sind und zusammenspielen. Wir können gegenseitig voneinander mit unseren unterschiedlichen Talenten profitieren. Das ist nach meiner Einschätzung auch eine besondere Fähigkeit von Großstädten, in denen viele Menschen zum Gelingen von Aufgaben beitragen können", so Golasowskis positives Fazit vom Besuch der Immobilienfachmesse.

Foto: Senator für Umwelt, Bau und Verkehr