Das Staatsarchiv Bremen freut sich über einen einmaligen Neuzugang zu seinen Beständen. Dem Staatsarchiv wurde aus dem Besitz der Nachfahren des Bremer Malers, Jägers und Hobbyornithologen Richard Nagel (1857-1941) ein Konvolut mit Bildbänden und Tagebüchern zur Tier- und Vogelwelt Bremens übergeben. Richard Nagel, jüngster Sohn des bekannten Pastors Wilhelm Nagel (1805-1864), hat neben seinem Beruf als Kaffeekaufmann über sechs Jahrzehnte lang von 1872 bis 1935 als leidenschaftlicher Jäger und Maler die Vogelwelt Bremens und Nordwestdeutschlands erforscht, dokumentiert, fotografiert und in Öl gemalt. Landschaftsfotos, die er mit seiner Glasplattenkamera in freier Natur gemacht hatte, malte er in Öl zu Vogel- und Wildmotiven aus, die er parallel in Tagebüchern wissenschaftlich dokumentierte. So entstand ein künstlerisch einmaliges Kataster der Vogel- und Tierwelt Bremens und Nordwestdeutschlands, das heute längst vergangene Landschaften und Biotope sowie verschwundene Tierarten wie z.B. den Schwarzstorch um Bremen erfasst. Das Oeuvre Nagels umfasst sein unveröffentlicht gebliebenes vierbändiges Hauptwerk "Die Vögel Nordwestdeutschlands" mit 741 Gemälden von 335 Vögeln sowie zehn Bände "Heimatbilder", ein Tafelwerk mit hunderten weiteren Bildmotiven "nach der Natur".
Joachim Seitz, Ornithologe beim Bund für Umwelt und Naturschutz Bremen (BUND), kam auf die Spur dieses historischen Bildarchivs, das nach Nagels Tod bis heute im Familienbesitz verwahrt und gepflegt wurde. 1997 erfolgte eine Ausstellung und später auch Publikationen zu Nagels Tafelwerk, nun vermittelte Seitz dessen Übergabe an das Staatsarchiv. Die Eigentümerin, Ilse Gottwald, ist eine Enkelin Richard Nagels.
Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs, freut sich über das großzügige Geschenk, das die Archivbestände um eine einmalige Dokumentation der Flora und Fauna Bremens erweitert. Die Bilder im Format von ca. 30 x 20 cm wurden bereits digitalisiert und werden so demnächst Forschung und Öffentlichkeit einfach und dauerhaft zur Verfügung stehen.
Fotos: Staatsarchiv Bremen