Wenn jemand zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wird, kommen häufig verschiedene Faktoren zusammen, die eine intensive Begleitung notwendig macht. Verursacht durch Alkohol- und Drogenabhängigkeit fehlen Schulabschluss, Ausbildung oder berufliche Praxis, die eine Grundlage für ein selbständiges Leben nach der Zeit im Gefängnis bilden könnten. Mit Unterstützung des Arbeitsressorts wird eine Reihe von Maßnahmen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert, wie zum Beispiel die Lernwerkstatt in der JVA. Seit einem Jahr haben zwölf Insassen die Möglichkeit, sich dort an verschiedenen Materialien und handwerklichen Fähigkeiten auszuprobieren. Vor allem ist die Lernwerkstatt aber auch ein erster Schritt zu einem strukturierten Tagesablauf, in dem Pünktlichkeit, Regelmäßigkeit, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit sowie Kreativität eine wichtige Rolle spielen. "Mit dieser Maßnahme werden wichtige Kompetenzen der Inhaftierten trainiert, um ihre Startchancen nach der Haftentlassung zu verbessern", so Martin Günthner, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, aber auch Senator für Justiz und Verfassung und somit gleich in doppelter Weise zuständig. Neben der Lernwerkstatt werden mittels des Vereins Hoppenbank weitere Angebote geschaffen, so zum Beispiel die Alkoholsuchtberatung und Prävention und das Projekt ‚Ich lese für Dich‘, bei dem Insassen für ihre Kinder Geschichten auf CD aufnehmen, um die Bindung während der Haftzeit möglichst intensiv aufrecht zu erhalten.
In einem Gebäude direkt vor den Mauern des Bremer Gefängnisses ist das Kompetenzzentrum ansässig, das vom Förderwerk und der Hoppenbank gemeinsam betrieben wird. Hier ist eine Anlaufstelle entstanden, die verschiedene Unterstützungsangebote für Straffällige und Haftentlassene unter einem Dach bündelt: Berufshilfe, Schuldner- und Drogenberatung, Freie Straffälligenhilfe und berufliche Qualifizierung. Ob Gartenarbeit, Bauhelfertätigkeiten oder Bildhauerei, verschiedene Betätigungsfelder geben ehemaligen Häftlingen hier die Chance, beruflich wieder Fuß zu fassen. Die Maßnahmen werden über das Jobcenter zu gewiesen. "Erstrebenswert ist natürlich eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt", kommentiert Günthner den Besuch. "Aber es bedarf eines Hürdenabbaus auf beiden Seiten, Unternehmen könnten sich mehr für die Beschäftigung von Straffälligen öffnen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die ehemaligen Insassen die psychische und physische Stärke mitbringen, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Der Verein Hoppenbank leistet hier seit Jahren sehr wertvolle Arbeit."
Seit 1971 bietet der Verein Hoppenbank Straffälligen während und nach ihrer Haft Hilfestellung, um eine Perspektive für ihr berufliches und privates Leben zu entwickeln. Durchschnittlich 2.500 Menschen nehmen pro Jahr die Angebote des Vereins in Anspruch. Dazu gehören Vorbereitungskurse für die Haftentlassung, Beratungen und therapeutische Angebote, genauso wie Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeitsvermittlung. Auch Wohnangebote hat die Hoppenbank in ihrem Portfolio ebenso wie die Beratung von Angehörigen. "Wir engagieren uns für Menschen, die straffällig geworden sind, um sie auf das Leben nach dem Gefängnisaufenthalt vorzubereiten", erklärt Albrecht Welchner, Geschäftsführer bei Hoppenbank e.V.. "Mit der Lernwerkstatt und dem Kompetenzzentrum bieten wir Straffälligen sowohl während ihrer Zeit im Gefängnis als auch direkt im Anschluss Möglichkeiten, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen, dazu kommen Angebote für individuelle Begleitung und Förderung."