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Bürgermeister Carsten Sieling empfing ehemaligen Strafarbeiter von Bunker Valentin

25.04.2018

Der ehemalige Zwangsarbeiter am U-Boot-Bunker „Valentin“, der mittlerweile 95-jährige Harry Callan, ist zurzeit anlässlich der Vorstellung der deutschen Übersetzung des Buches „Forgotten Hero of Bunker Valentin“ zu Besuch in Bremen. Am heutigen Mittwoch (25. April 2018) empfing ihn Bürgermeister Carsten Sieling im Bremer Rathaus und dankte Callan für dessen Initiative, die Verbindung zu Bremen aufrecht zu erhalten. Er danke ihm aber vor allem „für Ihren wichtigen Beitrag zur Erinnerung an den Umgang mit Zwangsarbeitern in Deutschland während der nationalsozialistischen Herrschaft“.

Bürgermeister Carsten Sieling empfing Harry Callan sowie dessen Sohn Brian Callan und Schwiegertochter Michèle Callan in seinem Amtszimmer
Bürgermeister Carsten Sieling empfing Harry Callan sowie dessen Sohn Brian Callan und Schwiegertochter Michèle Callan in seinem Amtszimmer

Neben Harry Callan, seiner Schwiegertochter Michèle Callan (Autorin des Buches „Forgotten Hero of Bunker Valentin“, 2017) sowie seinem Sohn Brian Callan nahm auch Dr. Christel Trouvé, wissenschaftliche Leiterin vom Referat „Denkort Bunker Valentin“ sowie die Verleger Linda und Kai Falkenberg (Herausgeber der deutschen Übersetzung von Michèle Callans Buch) am Termin teil.
Nach dem Empfang beim Bürgermeister fand die offizielle Vorstellung der im Bremer Edition Falkenberg Verlag erschienenen deutschen Übersetzung des von Michèle Callan verfassten und vor einem Jahr (2017) in Irland herausgegeben Buches „Forgotten Hero of Bunker Valentin“ zur Geschichte von Harry Callan in der Buchhandlung Leuwer statt.

Harry Callan ist einer der letzten noch lebenden Zwangsarbeiter von der Bunker-Baustelle. Er wurde 1923 in Derry, in der britischen Provinz Nordirland, geboren. Nach seiner Schulausbildung verdiente er sein Geld in der Schifffahrt. Als Siebzehnjähriger geriet er 1941 in deutsche Gefangenschaft und wurde ins Kriegsgefangenlager X B in Sandbostel bei Bremervörde transportiert. Im Februar 1942 verlegte ihn die Marine ins Marlag/Milag Nord in Westertimke. Die Marine übergab die Häftlinge daraufhin an die Gestapo, die diese im Februar 1943 ins sogenannte Arbeitserziehungslager der Bremer Gestapo in Bremen-Farge brachte. Callan wurde von der Gestapo zur Zwangsarbeit am entstehenden U-Boot-Bunker getrieben. Heute sagt er: „Dort lernte ich die Angst kennen.“ Nicht einmal beim Angriff auf das Schiff habe er so viel Furcht gespürt wie in den Jahren in Farge. „Wir wussten nicht, was der nächste Tag bringen würde. Es gab nur die Hoffnung, dass einige von uns herauskommen würden.“ Die Behandlung durch die Wachmannschaften, aber auch die Vorarbeiter der Baufirmen beschreibt er mit den Worten: „Wir wurden wie Vieh behandelt.“

Die schwere Arbeit und die nicht ausreichende Ernährung führen bald dazu, dass Callan schwer erkrankt und ins Revier des Lagers musste. Callan hatte nun Glück im Unglück. Der Arzt des Gestapo-Lagers, Dr. Heidbreder, mochte Callan und sorgte dafür, dass er zur Gartenarbeit bei sich eingesetzt wurde. Da Callan dort zusätzliche Nahrung erhielt, kam er einigermaßen wieder zu Gesundheit. Gegen Kriegsende verschlimmerten sich die Verhältnisse in Farge jedoch erneut und der Hunger kehrte zurück. Callan wurde im März 1945 mit den anderen irischen und britischen Seeleuten zurück nach Westertimke gebracht, wo er schließlich von alliierten Truppen befreit wurde. Zurück in seiner Heimat musste er sich von seinen Krankheiten und der Unterernährung erholen. Sechs Monate konnte er nicht richtig sehen und erst nach einem Jahr wieder zur Arbeit gehen. Fortan schwieg er über die schlimmen Erlebnisse, die er in Farge gemacht hatte. Erst mehr als 50 Jahre mussten vergehen, bis sich die Irish Seamens Relatives Association darum bemühte, eine Entschädigung der irischen Seeleute durch den in Deutschland eingerichteten Fonds für ausländischen Zwangsarbeiter zu erreichen und dadurch auch Harry Callan ermutigte, über sein Schicksal zu sprechen. Inzwischen hat Harry Callan die Stadt Bremen mehrfach besucht und über seine Erlebnisse in Bremen-Farge eindrucksvoll berichtet. Vor zwei Jahren wurde der 2005 durch die Oberschule an der Egge initiierte „Gedächtnislauf“ in „Harry-Callan-Lauf“ umbenannt. Er findet am 26.4. wieder statt. Seit 2017 ist Harry Callan Pate der Oberschule an der Egge

Foto: Senatspressestelle