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Senatskanzlei

Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen gedenken der Opfer des Gladbecker Geiseldramas

Die Landesregierungen Nordrhein-Westfalen, Bremen und
Niedersachsen teilen mit:

16.08.2018

Anlässlich des 30. Jahrestags des Geiseldramas von Gladbeck, bei dem am 16. August 1988 nach einem Banküberfall im Gladbecker Stadtteil Rentfort-Nord eine beispiellose Verfolgungsjagd durch die Republik begann, bei der drei Menschen ihr Leben verloren, gedenken Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen gemeinsam der Opfer. Alle drei Länder waren damals Schauplatz des sich über drei Tage hinziehenden Dramas.

„Die 54 Stunden des Geiseldramas von Gladbeck stehen wie kein anderes Ereignis der Geschichte der Bundesrepublik für Grenzüberschreitungen durch Medien gepaart mit Fehlern von Menschen und staatlichen Behörden beim Umgang mit einem Verbrechen. Es ist überfällig, dass auch Nordrhein-Westfalen seine Verantwortung wahrnimmt. Denn zu Recht beklagen die Angehörigen der Verstorbenen sowie die weiteren Opfer des Geiseldramas die fehlende Übernahme von Verantwortung“, so Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet.

Gemeinsam mit dem Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Dr. Carsten Sieling, und der niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Birgit Honé, besuchte Ministerpräsident Laschet das Grab der bei der Geiselnahme ums Leben gekommenen Silke Bischoff im niedersächsischen Heiligenrode (Kreis Diepholz). Im Beisein der Mutter und weiterer Familienangehörigen wurden Kränze niedergelegt.

In einem anschließenden Gespräch mit der Mutter und weiteren Angehörigen der Familie von Silke Bischoff drückten Ministerpräsident Armin Laschet, Bürgermeister Dr. Carsten Sieling und Ministerin Birgit Honé auch ihr persönliches Mitgefühl aus.

Ministerpräsident Laschet: „Es ist die oberste Pflicht des Staates, seine Bürger zu schützen. Dies ist ihm in Gladbeck und in den dramatischen Stunden danach nicht gelungen. Ursache dafür war eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen. Auch Nordrhein-Westfalen hat seinen Anteil daran. Eine Entschuldigung macht nichts ungeschehen, und dennoch sehe ich mich als Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen in der Pflicht, die Angehörigen um Vergebung dafür zu bitten, dass der Staat vor 30 Jahren nicht den Schutz bieten konnte, den die Opfer dieses schrecklichen Verbrechens verdient gehabt hätten. Der Schritt kommt spät, vielleicht zu spät – er ist aus meiner Sicht aber geboten“.

Für die Freie Hansestadt Bremen erklärte der Präsident des Senats und Bürgermeister Dr. Carsten Sieling: „Am heutigen Jahrestag des Gladbecker Geiseldramas gilt mein Mitgefühl vor allem den Angehörigen von Silke Bischoff, Emanuele de Giorgi und Ingo Hagen, die bei diesem furchtbaren Verbrechen ihr Leben verloren haben. Der Bremer Senat und die Bremische Bürgerschaft haben sich in diesem Frühjahr erneut mit dem Geschehen von vor dreißig Jahren befasst und die Angehörigen um Verzeihung gebeten. Aus heutiger Sicht sind damals viele Fehler gemacht worden: von der Polizei, von den Medien und insbesondere im Umgang mit den Betroffenen und Hinterbliebenen. Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen, aber wir können die Erinnerung daran wachhalten. In Bremen werden wir deshalb einen Erinnerungsort schaffen, der an die Opfer des Gladbecker Geiseldramas erinnert.“

Niedersachsens Europaministerin Honé sagte: „Wer sich heute an die Ereignisse vom August 1988 erinnert, spürt wieder das Entsetzen und auch die Scham, die uns bereits damals erfüllten. Niedersachsen ist damals Schauplatz eines beispiellosen Ereignisses gewesen. Wir tragen alle Verantwortung dafür, dass sich so etwas nicht wiederholt – auch 30 Jahre danach. Die Sicherheitsbehörden in der Bundesrepublik insgesamt haben aus dem Gladbecker Geiseldrama gelernt. Ich weiß, dass auch die Medien aus dem beispiellosen Fehlverhalten einiger Reporter ihre Schlüsse gezogen haben. An die vielen heute im Beruf stehenden Journalistinnen und Journalisten, die 1988 noch nicht geboren oder noch Kinder waren, richte ich die herzliche Bitte: Wenn Sie heute über das Gedenken in Heiligenrode berichten, nehmen Sie sich die Zeit und denken Sie auch für sich kurz darüber nach, welche große Verantwortung mit ihrem Beruf verbunden ist.“