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Bremer Konsortium „Knowledge4Retail“ setzt sich im KI Innovationswettbewerb durch

20.09.2019

Das Konsortium des Projektes „Knowledg4Retail (K4R)“ hat den Zuschlag für eine Bundesförderung im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) bekommen. Damit haben Unternehmen und Institute aus Bremen ihre Kompetenz im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) deutlich unter Beweis gestellt. Kern des Projektes ist der Aufbau einer KI-Plattform für verschiedene Anwendungen von KI im Handel. Das Projekt wurde eng von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa sowie von der Senatorin für Wissenschaft und Häfen begleitet.

Die Bildung des Konsortiums ist ein erster Erfolg der Vernetzung der KI Akteure in Bremen, insbesondere im Rahmen des Netzwerks Bremen.AI (http://www.bremen.ai). Die Zusammenarbeit zwischen am Markt agierenden Unternehmen und den großen fachlichen Kompetenzen im Bereich der Wissenschaft, wie zum Beispiel in der Servicerobotik, haben dazu beigetragen, dass das Konsortium sich gegen eine harte Konkurrenz durchsetzen konnte.

Shoppingerlebnisse finden immer öfter digital statt. Das Projekt stellt sich die Frage, ob der stationäre Einzelhandel noch eine Zukunft hat und beantwortet diese auch gleich mit einem klaren „Ja“! Die Zukunft des Einzelhandels liegt aus Sicht der Projektpartner in der konsequenten Verbindung von analoger und digitaler Welt. Kundenerlebnisse und Serviceleistungen weichen in beiden Welten erheblich voneinander ab. Zu wenige mittelständische Unternehmen sehen bisher die Chance, die ihnen diese Verbindung bietet.

von links nach rechts: Marco Atzberger (EHI Retail Institute), Simon Schwenk (dmTECH), Staatssekretär Dr. Ulrich Nussbaum (BMWi), Andreas Wulfes (Projektleiter, team neusta), Prof. Dr. Michael Beetz (Uni Bremen)

Da die Ansprüche der Kunden steigen, sie anspruchsvoll bezüglich Verfügbarkeiten sind und sich gleichzeitig individuelle Beratungen und Services wünschen, bedarf es einer Vielzahl von organisatorischen Lösungen. Der stationäre Einzelhandel, der eine essenzielle Rolle für den Arbeitsmarkt und für den Erhalt lebendiger Innenstädte spielt, muss seine Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit großen Onlinehändlern dringend stärken. Nachhaltigkeit, Transportketten und Klimaschutz beschäftigen auch die Verbraucher zunehmend und in hohem Maße. Das Bedürfnis nach Datenschutz korreliert mit der Bereitschaft von Kunden, persönliche Daten zu teilen, sofern damit ein persönlicher Mehrwert geschaffen wird. Verfügbarkeit und vor allem der intelligente Nutzen von Daten im Handel sind die Herausforderungen in dem Projekt.

„Ein Hauptziel des Innovationswettbewerbs KI des BMWi ist es, den Transfer von der Forschung in die Praxis zu unterstützen, um innovative Lösungen mit großer wirtschaftlicher Bedeutung voranzubringen. Mit unserem starken Konsortium aus Forschung, Technologie und Handelsbranche haben wir ideale Voraussetzungen geschaffen, um in den nächsten Jahren die Digitalisierung speziell auch im stationären Einzelhandel nachhaltig zu unterstützen“, sagt Andreas Wulfes, Projektleiter „Knowledge4Retail“ bei NEUSTA.

„Künstliche Intelligenz bietet die Möglichkeit, viele Nachteile auszugleichen, die der stationäre Einzelhandel derzeit im Wettbewerb mit dem reinen Online-Handel hat. Gleichzeitig können Geschäfte ihre Vorteile bei der individuellen Betreuung und der regionalen Ausrichtung stärker nutzen. Viele Grundlagentechnologien, die dafür nötig sind, haben wir in den vergangenen Jahren an der Universität Bremen entwickelt. Knowledge4Retail bietet nun die Chance, die Forschungsergebnisse ganz konkret zum Nutzen der Gesellschaft einzusetzen. Dabei legen wir großen Wert auf die Demokratisierung der Künstlichen Intelligenz – unsere Forschungsergebnisse stehen allen Interessierten zur Nutzung zur Verfügung“, sagt Prof. Michael Beetz von der Universität Bremen.

„Knowledge4Retail“ bietet für die Bremer KI-Landschaft und insbesondere für deren wissenschaftlichen Motor die einzigartige Chance, ein international sichtbares Forschungs- und Innovationsprofil zu schaffen und es zu einem Alleinstellungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil für die Bremer Wirtschaft auszubauen.

Dieser Herausforderung wird im Projekt in vier Handlungsfeldern begegnet:

Intelligente Intralogistik
Die Basis für die Lösung stellt der semantische digitale Zwilling einer Filiale durch Abrufbarkeit exakter Standort- und Bestandsdaten aller Artikel dar. Mittels KI können Waren schon bei der Anlieferung passend auf den Paletten sortiert sein, damit das Entladen und Einräumen im Geschäft minimale Zeit in Anspruch nehmen. Das System kann – so die Vision der Projektpartner – zukünftig jederzeit Fragen zum Sortiment oder zu einzelnen Produkten von Kunden (via App), Mitarbeitern oder Managern beantworten, indem nicht nur die Position der Waren erfasst, sondern auch Verknüpfungen zu weiteren Datenbasen hergestellt werden.

Optimierter Filialaufbau
Da verschiedenste Aspekte wie Filialgröße und -aufbau, Kundenstruktur und Mitbewerberumfeld einen Einfluss auf die richtige Sortimentszusammenstellung und -platzierung haben, ist eine fundierte Analyse zur Schaffung eines effektiven analytischen Instrumentariums notwendig.
Hierzu sollen KI-Optimierungsinstrumente der K4R-Plattform genutzt werden, um – ähnlich zu Onlineshops – eine filialindividuelle Listung und Platzierung eines Produkts zu errechnen, die den Kundenbedürfnissen entspricht.

Servicerobotik
Um Mitarbeiter von monotonen Arbeiten zu entlasten und ihnen wertvolle Zeit für die Beratung von Kunden zu verschaffen, wird ein autonomer Roboter eingesetzt. Dieser erstellt eigenständig ein vollständiges digitales Abbild des Geschäfts („digitaler Zwilling“) und der verfügbaren Produkte, so dass die Position und Verfügbarkeit aller Waren jederzeit bekannt sind. Der Roboter kann darüber hinaus im Lager bestückt werden und selbstständig zum Zielregal fahren, um es mit neuer Ware zu befüllen. Zur Navigation nutzt er dabei die Wissensbasis der K4R-Plattform und den digitalen Zwilling der Filiale. Zudem soll sich der Assistenzroboter reibungslos in vorhandene Strukturen der Filialen integrieren lassen – dies ermöglicht die Erleichterung zeitintensiver logistischer Abläufe im Unternehmen.

Intelligenter Kühlschrank im Einzelhandel
Um die Übertragbarkeit der Plattform auf ähnliche Domänen aufzuzeigen, wird in einer Pilotanwendung demonstriert, wie die Plattform mit einem nach dem „Go“-Konzept funktionierenden kassenlosen, intelligenten Kühlschrank im Einzelhandel interagieren kann. Das wird die Zukunft des “Automated Autonomous Retails” demonstrieren, bei dem die klassische Warenwirtschaft und der Point-of-Sale automatisiert werden. Der intelligente Kühlschrank ist in der Lage, seinen Warenbestand selbstständig zu erkennen, zu verfolgen, zu verwalten und zu verkaufen.

Das Projekt ist ein Beleg für die Stärken Bremens, die bereits im Eckpunktepapier zur Künstlichen Intelligenz dargelegt sind, das ressortübergreifend von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa sowie der Senatorin für Wissenschaft und Häfen erstellt wurde.

Neben dem Projektleiter team neusta gehören folgende Partner zum Konsortium: die Universität Bremen mit dem IAI, das DFKI, die Unternehmen neusta software development, neusta software development west und Ubimax, sowie überregionale Unternehmen wie Allgeier, dm-drogerie markt, dmTECH, EHI Retail Institute, Fortiss, die Fraunhofer Gesellschaft und die technische Universität München.

https://knowledge4retail.org/
http://www.bremen.ai

Foto: Copyright: BMWi/Bildkraftwerk Kurc