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Senatskanzlei

Solidarität mit Schwierigkeiten. Das Bremer Koordinationsbüro der polnischen Gewerkschaft Solidarność und das Engagement Bremens für Polen in den 1980er Jahren

Buchvorstellung im Rathaus am Freitag, 10. Juli 2020, 14.30 Uhr

07.07.2020
Buchcover
Buchcover

Bremen und Polen verbindet seit vielen Jahren eine ganz besondere Beziehung: Die im Jahr 1976 begründete Städtepartnerschaft zwischen Gdansk und Bremen war die erste zwischen einer polnischen und einer westdeutschen Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Gegenseitige Besuche waren und sind das belebende Element dieser bis zum heutigen Tag aktiv gelebten Partnerschaft. Die Ausrufung des Kriegsrechts in Polen im Dezember 1981 war ein Härtetest für diese damals noch junge Beziehung im "kalten Krieg": Eine Delegation von Werftarbeitern aus Danzig geriet ins Räderwerk der Geschichte und zwischen die Systeme in Ost und West. Sie strandeten in Bremen und bildeten hier zwangsläufig das erste Auslandsbüro der Gewerkschaft Solidarność - womit sie das politische Gefüge der Hansestadt gehörig durcheinander wirbelten. Gleichzeitig entzündeten sich an ihren Aktivitäten ideologische Gefechte linker Gruppen in Zeiten der Gründungsgeschichte der Universität Bremen.

Buchvorstellung im Rathaus
Das jetzt im Verlag „Edition Falkenberg“ veröffentlichte Buch „Solidarität mit Schwierigkeiten - Das Bremer Koordinationsbüro der polnischen Gewerkschaft Solidarność und das Engagement Bremens für Polen in den 1980er Jahren“ beleuchtet ausführlich dieses ganz besondere Kapitel deutsch-polnischer Geschichte. Vorgestellt wird es am Freitag, 10. Juli 2020, um 14.30 Uhr im Bremer Rathaus. Mit dabei sind der Buchautor und Wissenschaftler Dr. Rüdiger Ritter und Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte.

Achtung Redaktionen - Bitte um Anmeldung: Die Vertreter der Medien sind zu dieser Buchvorstellung herzlich eingeladen. Aus organisatorischen Gründen bitten wir bis zum 8. Juli 2020 um eine Anmeldung unter peter.lohmann@sk.bremen.de. Die Corona-Schutzvorschriften (Abstands- und Hygienevorschriften) sind während der Veranstaltung natürlich zu beachten.

Hintergrund
13. Dezember 1981. Eine Delegation der polnischen Gewerkschaft Solidarność aus Danzig trifft in Bremen auf Einladung der Arbeiterkammer zu einem Arbeitsbesuch ein. Dort erfahren sie, dass wenige Stunden nach ihrer Ausreise aus Polen dort das Kriegsrecht verhängt und die Solidarność zerschlagen wurde. Sie beschließen daraufhin, in Bremen zu bleiben, und gründen ein »Informations- und Koordinationsbüro« für die Hilfe für Solidarność, das jedoch nur kaum zwei Jahre besteht. Den Mitgliedern wurde von deutscher wie von polnischer Seite Unfähigkeit vorgeworfen, es kamen sogar Gerüchte auf, bei ihnen handele es sich um raffiniert getarnte Agenten des polnischen Geheimdiensts – freilich ohne dass jemand dafür Beweise vorlegen konnte.

Der Wissenschaftler Rüdiger Ritter zeichnet in diesem Buch erstmals das Wirken des Bremer Büros detailliert nach. Mit der Unterstützung des Bremer Senats und der Bremischen Bürgerschaft, aber auch vieler Organisationen und Privatpersonen entfalteten die Büromitglieder anfangs beträchtliche Aktivität, bis sie in die Mühlen der deutsch-polnischen Missverständnisse gerieten: Gläubige katholische Freiheitskämpfer einerseits und gestandene deutsche Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre andererseits – auch wenn sie in Bremen nicht zueinander fanden, so stand das Bremer Büro doch am Beginn eines neuen deutsch-polnischen Annäherungsprozesses, der sich an diesem Beispiel wie unter einer Lupe betrachten lässt. Das Wirken des Büros ist daher sowohl ein zu Unrecht vernachlässigter Teil der Geschichte Bremens als auch der deutsch-polnischen Beziehungen.

Service: Der Link zum Verlag: https://www.edition-falkenberg.de/

Ansprechpartner für die Medien: Peter Lohmann, Senatspressestelle, Tel. (0421) 361-2193 peter.lohmann@sk.bremen.de
Twitter: @RathausHB_news