Senatorin Rosenkötter: Gleichberechtigung auch in der Privatwirtschaft nötig
16.11.2010Für mehr Frauen bei der Berufsfeuerwehr und mehr männliche Erzieher in den Kindergärten hat sich Bremens Frauensenatorin Ingelore Rosenkötter ausgesprochen. Auf dem Festakt zum 20-jährigen Bestehen des Bremer Landesgleichstellungs-Gesetzes kündigte die Senatorin außerdem eine Bundesratsinitiative an, mit dem die Gleichberechtigung auch in der Privatwirtschaft vorangebracht werden soll. Rosenkötter: „Die Telekom hat mit der Frauenquote im Aufsichtsrat für gute Nachrichten gesorgt. Das war ein richtiger Schritt. Dem müssen weitere folgen.“ Eine Quote mache Sinn und mit freiwilligen Absichtserklärungen würde man trotz Telekom nicht zum Ziel kommen, sagte die Senatorin auf der Festveranstaltung im Bremer Rathaus.
Nachfolgend die Rede der Senatorin
[Es gilt das gesprochene Wort!]
„Herzlich willkommen im Bremer Rathaus. Ich freue mich sehr, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Wir schauen heute zurück auf zwanzig Jahre Landesgleichstellungsgesetz. Das ist eine Rückschau auf zwanzig Jahre erfolgreiche Politik für Frauen in Bremen und Bremerhaven. Ja, wir sind große Schritte vorangekommen, in diesen 20 Jahren hat sich vieles getan, vieles ist besser geworden. Messbar und sichtbar ist das zum Beispiel bei den Führungspositionen in Bremen und Bremerhaven. „Der Chef ist immer ein Mann“ – das gilt in unserem Zwei-Städte-Staat nicht mehr. Ich bin stolz darauf, dass starke und qualifizierte Frauen zum Beispiel die Geschicke vom Auswandererhaus Bremerhaven, Bremer Stadtbibliothek, Zoo am Meer, Focke Museum, Fischereihafenbetriebsgesellschaft, Rechnungshof, Landesmedienanstalt und Datenschutz leiten. Das ist gut - und das tut dem Land Bremen gut. Ohne Frage ist der öffentliche Dienst ein Bereich, in dem Bremen Gutes tut. Hier hat sich die berufliche Situation der Frauen in den vergangenen Jahren verbessert. Der Frauenanteil ist gewachsen und der Anteil von Frauen im höheren Dienst und in Leitungsfunktionen wächst. Dennoch stellen wir fest: die Konzentration weiblicher bzw. männlicher Beschäftigter auf bestimmte Personalgruppen setzt sich fort. So sind weibliche Beschäftigte weiterhin am geringsten bei den Vollzugsdiensten, dem technischen Personal sowie beim Forschungspersonal vertreten.
Das deckt sich leider mit der Tatsache, dass ein Großteil der Mädchen eines Ausbildungsjahrgangs in die immer noch typischen Frauenberufe wie Bürokauffrau, Arzthelferin und Friseurin drängt. Dennoch: es ist viel in Bewegung! Frauen erobern sich erfolgreich ihren Platz. Bei der Polizei gelingt das sehr sichtbar in fast jedem Streifenwagen. Bei der Berufsfeuerwehr dauert der Weg nachvollziehbar länger – aber auch da ändert sich was. Und weil es in diesem Zusammenhang ganz besonders gut passt: ich will, dass wir hier weiter am Ball bleiben. Ich will mehr männliches Erziehungspersonal in unseren Kitas. Und ich will mehr Frauen im Löschzug. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und viel wäre schon gewonnen, wenn zum Beispiel in der Berufsberatung der Arbeitsagenturen den Frauen Jobs im Containerterminal Bremerhaven geboten und den Jungs die sozialen Berufe schmackhaft gemacht werden.
Ich weiß, wir sind uns einig: es ist wichtig und unverzichtbar, dass in unseren Behörden Frauenbeauftragte tätig sind. Künftig können sie als Frauenbeauftragte ihr Recht auf Beteiligung einklagen. Diese Änderung des Bremischen Landesgleichstellungsgesetzes habe ich heute zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Senat beschlossen. Dieses Klagerecht stärkt die Position der Frauenbeauftragten. Wir schließen damit nicht nur eine Lücke im Gesetz, sondern machen einmal mehr deutlich, wie ernst es uns mit der Gleichberechtigung ist.“
Das ist ein starkes Zeichen - pünktlich zum 20. Geburtstag unseres Landesgleichstellungsgesetzes - und an dieser Stelle gilt mein Dank ganz besonders der ZGF und Ulrike Hauffe für ihre engagierte Arbeit.
Was sich im öffentlichen Dienst langsam aber sicher wandelt, dass wünsche ich mir auch in der Privatwirtschaft. Die Deutsche Telekom hat mit der Frauenquote im Aufsichtsrat für gute Nachrichten gesorgt! Das war ein richtiger und wichtiger Schritt.
Dem müssen weitere folgen. Und so wie die CSU im Süden endlich begriffen hat, dass eine Quote eben doch Sinn macht, so denke ich, dass wir mit den freiwilligen Absichtserklärungen nicht zum Ziel kommen – trotz Telekom. Nein, wir müssen da nachlegen. Bremen wird deshalb den Bundesrat nutzen um ein geeignetes Gesetz auf den Weg zu bringen. In diesem Sinne gilt mein Dank all denen Frauen und Männern, die in Bremen, im Bund und weltweit für die Rechte der Frau kämpfen. Vom Wahlrecht für Frauen über die Gleichberechtigung im Grundgesetz bis zum gleichen Lohn für gleiche Arbeit Wir mussten immer für das Richtige kämpfen. Und genau das werden wir auch in Zukunft tun! Herzlichen Dank“