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Land Bremen seit 75 Jahren wieder selbstständig

21.01.2022

Herzlichen Glückwunsch Bremen! Der Zwei-Städte-Staat begeht 2022 den 75. Jahrestag seiner Wiederherstellung als selbstständiges Land im Jahr 1947. Es ist damit älter als die Bundesrepublik, die erst 1949 mit Inkrafttreten des Grundgesetzes wieder ein souveräner Staat wurde.

Am heutigen Freitag (21. Januar 2022) liegt es genau 75 Jahre zurück, dass in den US-Militärbehörden buchstäblich Geschichte geschrieben wurde: Der Militärgouverneur für Deutschland, Joseph T. McNarney, unterzeichnete die Proklamation No. 3. Sie ist das Dokument, mit dem die Freie Hansestadt Bremen wieder ein Land wird. Am Tag darauf trat sie in Kraft. Und rückwirkend zum 1. Januar 1947 gab es wieder das Land Bremen, das aus der Stadt Bremen und der rund 60 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Wesermünde – aus der später Bremerhaven hervorging – besteht. Beide sind eingebettet in das sie umgebende Niedersachsen, das bereits Anfang November 1946 als Land gebildet worden war.

Marktplatz und Rathaus im Jahr 1947. Foto: Staatsarchiv Bremen
Marktplatz und Rathaus im Jahr 1947. Foto: Staatsarchiv Bremen

Der Prozess zur "Land-Werdung" war damit allerdings noch nicht abgeschlossen: Bremen brauchte noch eine Verfassung. Der von der Verfassungsdeputation unter der Leitung von Dr. Theodor Spitta seit April 1947 erarbeitete Verfassungsentwurf wurde Mitte September von der Bremischen Bürgerschaft beschlossen, durch eine Volksabstimmung einen knappen Monat später angenommen und trat am 21. Oktober 1947 in Kraft. Damit war die Gründung der Freien Hansestadt Bremen abgeschlossen.

Dass es zu dieser Gründung kam, war im Nachkriegsdeutschland unter dem Vier-Mächte-Status kein Selbstgänger. Zweieinhalb Jahre war mit alliierten und deutschen Stellen um Gestalt, Status und Zukunft der Freien Hansestadt Bremen gerungen worden. Bremen lag mitten in der britischen Besatzungszone Norddeutschland. Die US-Streitkräfte jedoch benötigten die Häfen in Bremerhaven als Nachschubbasis und so wurde Bremen zu einer US-Enklave innerhalb der britischen Zone. Der Wunsch der USA nach vollständiger amerikanischer Kontrolle über die Enklave führte zur Lösung Bremens aus der britischen Zone und half bei der Bildung des Landes Bremen. Auf der Bremer Interzonenkonferenz der deutschen Länder hatte die Militärregierung am 4. Oktober 1946 erstmals öffentlich erklärt, dass Bremen als selbständige Hansestadt erhalten bleiben solle. Am 31. Dezember 1946 schied Bremen aus der britischen Zone aus.

Die wesentliche Grundlage für den Neuanfang jedoch wurde dann in den Januartagen 1947 gelegt. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte erkennt in der Kooperation der britischen und der US-amerikanischen Militärregierung den Startpunkt für eine im Rückblick erfolgreiche Geschichte: "Mit der Proklamation No. 3 wurden die für die politische und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes entscheidenden demokratischen Strukturen und Institutionen aufgebaut, die eine bis dahin ungekannt lange Phase von Frieden und Wohlstand in Freiheit sicherstellten. Seit nunmehr 75 Jahren hat sich die Stabilität der Institutionen unseres Landes im föderalen System trotz vielfacher Herausforderungen bewährt."

Der Leiter des Bremer Staatsarchives, Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, hält diese Entwicklung im Rückblick überhaupt nicht für zwangsläufig: "All dies war im Januar 1947 keineswegs absehbar. Die Menschen standen in einer kriegszerstörten Stadt vor einer ungewissen Zukunft. Diktatur und Krieg hatten schwere Wunden geschlagen. Deutschland trug Verantwortung für unsagbares Leid in der Welt – und ein Erfolg von Länderneugründung auf seinen Trümmern war keineswegs garantiert."

Mit der Neugründung des Landes entschieden sich die Verantwortlichen – allen voran Bürgermeister Wilhelm Kaisen – für ein Modell, das sich historisch bewährt hatte: den Stadtstaat. Auf dem anschließenden Weg beim Wiederaufbau des Landes in verfassungsrechtlicher, staatlicher aber auch materieller Hinsicht konnte Bremen sich auf seine Traditionen der Selbstständigkeit in einer demokratischen und republikanisch-bürgerlichen Kultur stützen. Man baute auf eine freiheitliche und demokratische, aber zugleich auch sozial gerechte Ordnung auf, die Präambel und Geist der Bremer Landesverfassung betonen. Bei all dem stand das junge Land anfangs noch weiter unter der Kontrolle der amerikanischen Militärregierung. Bürgermeister Bovenschulte: "Über die Jahrzehnte formte sich dann ein wirtschaftlich starkes Land mit starken industriellen Kernen neben der geschichtlich verwurzelten starken Kaufmannschaft. Bis heute gilt Bremen in dieser Struktur – durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts festgestellt – als ein 'Wunschkind der Verfassung der Bundesrepublik'."

Staatsarchiv stellt historische Bilder online

Zur Feier dieser Ereignisse vor 75Jahren kann das Staatsarchiv Bremen heute eine Website mit rund 150 bisher unveröffentlichten historischen Fotos aus den Jahren 1947/48 online stellen. Angefertigt hat sie der dokumentarisch versierte Fotograf Alfred Nawrath. Er setzte dabei nicht etwa eine Rollfilm-Kamera ein, sondern eine professionelle Plattenkamera. Für einige Aufnahme verfrachtete er seine Ausrüstung sogar auf hochgelegene Bauwerke wie Kirchtürme, um eine besondere Perspektive einzufangen. Erst 2015 gelangte das Staatsarchiv an diese Aufnahmen und macht sie nun zugänglich.

Elmshäuser: "Es ist als großer Glücksfall zu bezeichnen, dass das Staatsarchiv Bremen im Jahr 2015 einen ungewöhnlich großen Bildbestand aus dem Jahr 1947 erwerben konnte, der von einem ausgewiesenen Dokumentar aufgenommen worden war. Der Bestand ist bislang unpubliziert und wird nun anlässlich des 75. Geburtstags des Landes Bremen online zugänglich gemacht."

Die Fotogalerie des Staatsarchives findet sich unter www.staatsarchiv.bremen.de/75jahrebremen.

Achtung Redaktionen:
Die Pressestelle des Senats bietet Ihnen die Fotos zu dieser Mitteilung zur honorarfreien Veröffentlichung an. Fotos: Staatsarchiv Bremen
Rathaus (jpg, 1.5 MB)
Böttcherstraße (jpg, 1.8 MB)
Seefahrtshof (jpg, 563.1 KB)

Ansprechpartner für die Medien:
Karl-Henry Lahmann, Senatspressestelle, Tel.: (0421) 361-4102, E-Mail: karl-henry.lahmann@sk.bremen.de