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Die Senatorin für Kinder und Bildung | Sonstige

Vortrag und Diskussion: "Braucht es ein neues Erinnern?"

Einladung zum "Politischen Salon" von "Erinnern für die Zukunft e.V."

04.03.2022

Pressemitteilung von "Erinnern für die Zukunft e.V."

Anlässlich des Politischen Salons des Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V." findet am Donnerstag, den 10. März, im Kukoon eine Veranstaltung zu den aktuellen erinnerungspolitischen Debatten statt. Unter der Fragestellung "Braucht es ein neues Erinnern?" werden die aktuellen Diskussionen um eine multidirektionale Erinnerung durchleuchtet und auf ihre Auswirkungen auf Gedenkstätten- und Museumsarbeit untersucht.

Nach der Begrüßung von Dr. Thomas Köcher (Leiter der Landeszentrale für politische Bildung) gibt Dr. Jonas Kreienbaum (Universität Rostock) zunächst einen Impulsvortrag. Im Anschluss folgt eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Anna Greve (Direktorin Focke-Museum: Diskutantin zum Umgang mit kolonialer Erinnerung und Artefakten), Dr. Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin, Erinnern für die Zukunft: Diskutant zu wandelnden Anforderungen in der Vermittlung von NS-Geschichte) sowie Dr. Jonas Kreienbaum. Die Moderation übernimmt Dr. Avner Ofrath (Universität Bremen).

Spätestens seit der im Mai letzten Jahres geäußerten provokanten Kritik des Historikers Dirk Moses an einem vermeintlichen "deutschen Katechismus" des Gedenkens an den Holocaust schlagen erinnerungspolitische Debatten in Blogs, Feuilletons und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter hohe Wellen. In Frage gestellt wird dabei zunehmend, ob das Gedenken an NS-Verbrechen Platz lasse für die Erinnerung an andere Verbrechen und ob aktuelle Erinnerungspolitik insbesondere junge Adressatinnen und Adressaten erreiche. Mit Blick auf eine heterogener werdende Gesellschaft forderten etwa Michael Rothberg und Jürgen Zimmerer ebenfalls in diesem Frühjahr eine "multidirektionale" Erinnerung, die speziell auch auf Kontinuitäten zwischen Kolonialverbrechen und Holocaust aufmerksam machen müsse.

Widersprochen wird diesen Forderungen von jenen, die betonen, dass deutsches Gedenken an NS-Verbrechen und die Vernichtungsintention des Holocaust keineswegs eine überkommene Struktur ist, sondern im Gegenteil eine – unabgeschlossene – Errungenschaft der letzten Jahrzehnte sei. Auch dort, wo Kolonialismus ohne Bezug zum Nationalsozialismus diskutiert wird, hat es in den letzten Jahren erhebliche Kontroversen um Fragen nach Restitution, Anerkennung des kolonialen Erbes und die grundsätzliche Funktion ethnologischer Museen gegeben, wie zuletzt der Streik um das Humboldt-Forum oder die jüngst beschlossene Rückgabe von Benin-Bronzen zeigen.

Welche Konsequenzen haben diese erinnerungspolitischen Debatten für die Arbeit und das Selbstverständnis von Gedenkstätten und Museen in Bremen? In dieser Podiumsdiskussion möchten wir Akteure aus den Universitäten, Museen und Gedenkstätten zusammenzubringen, um über die praktischen Herausforderungen aktueller Debatten zu diskutieren: Welche Vermittlungsformen werden derzeit in Museen und Gedenkstätten eingesetzt? Welche Rolle spielen diese Orte für die öffentliche Geschichtsrezeption? Wie kann der Forderung nach multidirektionaler, oder inklusiverer, Erinnerung eingelöst werden? Und wie gehen insbesondere ethnografische Museen in der Praxis mit Kritik an kolonialem Erbe und der Frage nach Raubgut um? Im weiteren Sinne soll die Diskussion umfassendere Fragen anregen: Was wird bleiben von der aktuellen erinnerungspolitischen Debatte? Ist ein neues Erinnern nötig?

Das Konzept zu dieser Veranstaltung wurde entwickelt von Annika Bärwald, Avner Ofrath und Norman Aselmeyer (alle Universität Bremen) in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und dem Verein "Erinnern für die Zukunft e.V."

Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 10. März, um 19.00 Uhr im Kulturzentrum Kukoon (Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen) statt. Der Eintritt ist frei. Bitte beachten Sie die Hygiene-Regeln: kukoon.de/de

Der Politische Salon von "Erinnern für die Zukunft e.V.":
"Erinnern für die Zukunft" bedeutet auch, dass es nicht beim Erinnern bleiben darf. Immer wieder muss gefragt werden, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun hat und warum die Vergangenheit Bedeutung für die Gegenwart hat. Der "Politische Salon" lädt Menschen ein, die genau das tun. Unsere Gäste schlagen Brücken zwischen gestern und heute und gehen der Frage nach, warum die Zukunft Erinnerung braucht.

Weitere Informationen:
Tobias Peters, Verein "Erinnern für die Zukunft e.V." c/o Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Tel.: (0421) 361-2098, E-Mail: tobias.peters@lzpb.bremen.de