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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Auswertungen zum Verkehrsversuch Humboldtstraße vorgestellt

29.04.2022

In der Fahrradstraße Humboldtstraße wurde im vergangenen Jahr ein Verkehrsversuch durchgeführt. Mit dem Ziel vorhandene Konflikte zwischen Rad- und Kfz-Verkehr zu vermeiden, wurden drei unterschiedliche Varianten der Verkehrsregelung erprobt. Am gestrigen Donnerstag (28. April 2022) wurde nun die Auswertung des Verkehrsversuchs im Ausschuss Klima und Mobilität des Beirats Östliche Vorstadt vorgestellt. Die Ergebnisse der Evaluation und die fachliche Abstimmung zeigen Vor- und Nachteile der drei Versuchsphasen auf.

Alle drei Phasen haben grundsätzlich eine Reduzierung des Kfz-Durchgangsverkehrs erreicht. Folgende Phasen wurden untersucht:

  • Phase 1 Anlieger frei: Als mildestes Mittel, um den Kfz- Durchgangsverkehr zu unterbinden, nur Anliegerinnen und Anlieger dürfen mit dem Auto in die Humboldtstraße fahren
  • Phase 2 Kfz-Durchfahrtsperre: Durchfahrtsperre für den Kfz-Verkehr westlich der Horner Straße, Durchfahrt für Fahrräder frei
  • Phase 3 Einbahnstraße für den Kfz-Verkehr: in Fahrtrichtung Sankt-Jürgen-Straße, um die Hauptrichtung des Kfz-Durchgangsverkehrs zu unterbinden, für Fahrräder weiterhin in beiden Richtungen frei

Die Wirkung des Zusatzzeichens Anlieger frei in Phase 1 reichte allerdings nicht aus, um nachweislich die vorhandenen Konflikte zu lösen. Mit der Einbahnstraße wurde in Phase 3 zwar der stärkere Strom des Kfz-Durchgangsverkehrs in Richtung Auf den Häfen – Rembertiring unterbunden, in Gegenrichtung wurde jedoch keine Veränderung erreicht. Gleichwohl wurde die Situation im Bereich der Baumnasen entlastet, da in der Einbahnstraße keine Begegnung von zwei Autos an den Engstellen auftreten konnte. Die Kfz-Durchfahrtsperre hat in der zweiten Versuchsphase die stärkste Verkehrsberuhigung gezeigt. Gleichzeitig ist jedoch die Verlagerung des Kfz-Verkehrs in einige Seitenstraßen sowie Zeitverluste bei Einsatzwegen der Polizei problematisch. Dabei zeigten sich auch mit der Einbahnstraße in der dritten Phase Schwierigkeiten im Hinblick auf die Kfz-Erschließung des östlichen Quartiers sowie kritische Kfz-Verkehrsmengen hinsichtlich des Immissionsschutzes in der Bismarckstraße.

"Wir schlagen dem Beirat Östliche Vorstadt daher eine Lösungsvariante vor, die die Vorteile der Versuchsphasen 2 'Kfz-Durchfahrtsperre' und 3 'Einbahnstraße' miteinander vereint", so Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Es handelt sich um eine Teil-Einbahnstraße für den Kfz-Verkehr, die ab Dobben bis Horner Straße reicht. Der Abschnitt der Humboldtstraße zwischen Horner Straße bis Sankt-Jürgen-Straße bleibt in beiden Richtungen mit dem Auto befahrbar. Damit kann der Fahrstreifen in der Zufahrt zum Dobben komfortabel dem Radverkehr zur Verfügung gestellt und die Konflikte an den Baumnasen im westlichen Abschnitt reduziert werden. Für den östlichen Bereich des Quartiers fungiert die Teil-Einbahnstraße als Filter zur Reduzierung des Kfz-Verkehrs der Humboldtstraße, vergleichbar mit dem Modalfilter. Gleichzeitig wird die Erschließung mit dem Auto flexibler gestaltet als in den Versuchsphasen.

"Unsere Auswertung ist als Grundlage zu verstehen. Wir setzen den Dialog nun mit dem Beirat Östliche Vorstadt und allen weiteren Beteiligten fort. Uns ist es wichtig im weiteren Austausch eine einvernehmliche Lösung zu finden", kommentiert Senatorin Schaefer.

Hintergrund

Die Humboldtstraße ist seit 2014 eine Fahrradstraße. Die Zahl der Radfahrenden hat seitdem deutlich zugenommen, das Konzept hat sich grundsätzlich bewährt. Allerdings gibt es häufig Konflikte zwischen Radfahrerinnen und Radfahrern mit dem Kfz-Verkehr. Durch Drängeln, zu enges Überholen und zu hohe Geschwindigkeiten kommt es gerade an den Baumnasen zu gefährlichen Verkehrssituationen. Mit einer Vorher-Befragung wurde außerdem als Problem von Fußgängerinnen und Fußgängern benannt, dass Radfahrende regelwidrig auf den Gehweg ausweichen. Auch Autofahrende bemängeln Rücksichtslosigkeit durch Radfahrende.

Dabei ist immerhin etwa ein Fünftel der Autos reiner Durchgangsverkehr. Die Unfallfallforschung bestätigt mit einer Untersuchung in Fahrradstraßen die Problematik, die Kfz-Durchgangsverkehr für den Radverkehr auslöst.

Mit einem Verkehrsversuch wurden mögliche Lösungen für die Fahrradstraße Humboldtstraße erprobt. In drei Versuchsphasen wurden die Regelungen "Anlieger frei", ein Modalfilter und eine Einbahnstraßenlösung für den Kfz-Verkehr erprobt. Das Ziel ist eine "Fahrradstraße zum Wohlfühlen". Mit dem Verkehrsversuch sollte in der Praxis die beste Lösung gefunden werden. Hiermit beschreitet das Verkehrsressort einen neuen Weg für die Verkehrsplanung in Bremen. Die Auswirkungen auf den Autoverkehr wurden im Verkehrsversuch ebenso untersucht wie die Wirksamkeit auf die Belange der Fahrradstraße und die Wahrnehmung aller Verkehrsteilnehmenden. Die Evaluation hat neben Verkehrszählungen und -beobachtungen auch drei Online-Befragungen der Nutzerinnen und Nutzer umfasst.

Alle Informationen zum Verkehrsversuch Humboldtstraße sowie die Präsentation zur Auswertung finden sich auf der Webseite des Ressorts: Verkehrsversuch Fahrradstraße Humboldtstraße - Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (bremen.de)

Ansprechpartnerin für die Medien:
Linda Neddermann, Pressesprecherin bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Tel.: (0421) 361-79199, E-Mail: linda.neddermann@umwelt.bremen.de