Der frühere Leiter der Städtischen Galerie war federführend beim Welterbe-Antrag Bremens für Rathaus und Roland
12.05.2022Der Kunsthistoriker Hans-Joachim Manske ist am 6. Mai 2022 in Bremen verstorben. Manske, 1944 in Osnabrück geboren, war von 1974 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2009 Referatsleiter für Bildende Kunst, Denkmalpflege und Landesarchäologie beim Senator für Kultur, für den er unter anderem das seinerzeit bundesweit vielbeachtete Programm "Kunst im öffentlichen Raum" kuratierte.
Auch die von ihm maßgeblich etablierte Künstlerinnen- und Künstlerförderung des Kulturressorts oblag ihm. Zudem leitete Hans-Joachim Manske bis zu seiner Pensionierung die Städtische Galerie Bremen am Buntentorsteinweg. Deren Vorläuferin, die Kommunale Galerie, hatte der kunstsinnige Verwaltungsbeamte im Jahr 1985 am Teerhof gegründet - und am späteren Standort zu einem Zentrum für Künstlerinnen- und Künstlerförderung weiterentwickelt. Bereits im Jahr 1984 hatte Hans-Joachim Manske das Programm der Sozialen Künstlerförderung konzipiert, ein bundesweit einzigartiges Förderprogramm für Bremer Künstlerinnen und Künstler, das bis ins Jahr 2004 gemeinsam vom Senator für Kultur und vom Senator für Soziales aufgelegt wurde.
Sein wohl wirkungsmächtigstes Projekt fiel in die Jahre 1997 bis 2004: der von ihm federführend betreute UNESCO-Welterbe-Antrag zum Bremer Rathaus und zum Bremer Roland. "Die Expertise von Hans-Joachim Manske war überregional hochgeschätzt, sein Engagement für die Bremer Kunstszene immens und leidenschaftlich. Die über 600 Objekte von Kunst im öffentlichen Raum sowie das Prädikat 'Weltkulturerbe Rathaus und Roland' sind sein bedeutsames Vermächtnis. Bremen wird ihm deshalb ein ehrendes Andenken bewahren", sagt Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz.
Manske studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Hamburg und Bonn. Promoviert wurde er im Jahr 1978 in der damaligen Hauptstadt mit der Arbeit "Der Meister von Osnabrück. Osnabrücker Plastik um 1500". Seine akademische Karriere konnte Hans-Joachim Manske gegen Ende seiner Verwaltungslaufbahn wiederaufnehmen: Von 2004 bis 2009 lehrte er Architekturtheorie und Baugeschichte an der Hochschule Bremen, die ihm eine Professur angetragen hatte.
Manske hat der Kunst den urbanen Raum erschlossen wie kaum ein anderer. Als Ort ästhetischer Intervention hat er Bremen im Städtevergleich zeitweilig zu einem Schauplatz der Avantgarde umgewidmet. Seine Vielseitigkeit und sein Ideenreichtum spiegelten sich beispielhaft in seinen facettenreichen Projekten zur Kunst im öffentlichen Raum; darunter waren Bunkerbemalungen, Platzgestaltungen und Bildhauersymposien. 1977 konzipierte Hans-Joachim Manske, dieser große Möglich- und Mutmacher, den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, mit dem jährlich eine Position junger Bremer Kunst mit 6.000 Euro und einer Einzelausstellung ausgezeichnet wird. Drei Jahre später zählte Manske zu den Mitbegründerinnen und Mitbegründern der Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK). Im Jahr 1981 war er Mitinitiator der Barkenhoff-Stiftung, 1989 war er beteiligt, als der Roland-Preis für Kunst im öffentlichen Raum aus der Taufe gehoben wurde.
Hans-Joachim Manske veröffentlichte unter anderem zu den Themen Kunst im öffentlichen Raum, Skulptur nach 1945, historische Kunst und Architektur in Bremen sowie spätgotische Skulptur in Norddeutschland. Überregionale Beachtung fand die 2009 mit Birgit Neumann-Dietzsch edierte Anthologie "'Entartet' - beschlagnahmt. Bremer Künstler im Nationalsozialismus" sowie das 2002 gemeinsam mit Konrad Elmshäuser und Hans-Christoph Hoffmann herausgegebene Standardwerk "Das Rathaus und der Roland auf dem Marktplatz in Bremen".
Hinweis:
Aufgrund der großen Anteilnahme aus der Stadtgesellschaft und der Kunstszene Bremens zum Tod von Hans-Joachim Manske und in Würdigung seiner Leistungen für die Stadt Bremen wird die Städtische Galerie Bremen ein Kondolenzbuch auslegen.
Wer seine Anteilnahme und Verbundenheit mit dem Verstorbenen auf diesem Wege ausdrücken möchte, hat hierzu ab Dienstag, 17. Mai 2022, in den Öffnungszeiten der Galerie, Dienstag bis Sonntag, von 12 bis 18 Uhr die Gelegenheit. Adresse: Buntentorsteinweg 112, 28201 Bremen.
Ansprechpartner für die Medien:
Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de