Die Jury des kooperativen Werkstattverfahrens zur Gestaltung des ehemaligen Rennbahngeländes in Hemelingen hat einen Sieger gekürt. Gewonnen hat das Büro West 8. West 8 ist ein internationales Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur, das 1987 mit Büros in Rotterdam, Nordamerika und Belgien gegründet wurde. Ziel des Werkstattverfahrens war es, Lösungsvorschläge für das etwa 30 Hektar große Areal zu erhalten, die auf dem Abschlussbericht des Runden Tisches beruhen. "Dabei hat das Büro West 8 den überzeugendsten Vorschlag erarbeitet, weil es einen überraschenden Umgang mit der Rennbahn gefunden hat, der die Verknüpfung vieler Anforderungen an das Areal ermöglicht. Das Geläuf wird hierbei als flexibel nutzbare Wiese erhalten und im zentralen Kernbereich soll im Kontrast dazu sukzessiv ein artenreicher Klimawald heranwachsen. Großen Anklang fand in der Jury auch die Vernetzung der Wasserflächen und Biotope sowie die Anordnung der Sportflächen in der mit Baumreihen gesäumten Westkurve der Rennbahn", heißt es in der Begründung der Jury.
Der Siegerentwurf des Büros West 8 stellt jetzt die Grundlage für einen städtebaulichen Rahmenplan dar, der bis zum Jahr 2024 in einen Bebauungsplan münden soll. Mit dem städtebaulichen Rahmenplan werden die Nutzungen der Flächen konkreter dargestellt. Das setzt eine Abstimmung der jeweiligen Senatsressorts voraus, die auf dem Areal Flächen beispielsweise für Sport oder Kultur beanspruchen. Der Rahmenplan wird abschließend der Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung zur Beschlussfassung vorgelegt und bildet die Grundlage für den künftigen Bebauungsplan. Neben der Verständigung unter den Ressorts wird es zudem im Rahmen der Bauleitplanung eine sogenannte Trägerbeteiligung öffentlicher Belange geben, sodass dann vor der Verabschiedung des finalen Bebauungsplans noch einmal alle potenziell Beteiligten angehört wurden. Das gilt auch für die Umgebung des Rennbahngeländes, die im gesamten Prozess ebenfalls in den Blick genommen wurde, um Dinge wie etwa die Nahversorgung sicherzustellen.
Im vergangenen Monat waren bereits auch die Perspektiven von Jugendlichen einbezogen worden. Die Jugendbeteiligung erfolgte parallel zum Werkstattverfahren und wurde durch die Jugendbildungsstätte LidiceHaus gGmbH begleitet. In einem ersten Treffen am 10. März 2022 hatten 27 Jugendliche Ideen zum Rennbahngelände entwickelt. Mit großer Begeisterung und Kreativität setzten sie sich mit den Themen Kunst/Kultur, Klimaschutz, Fitness/Sport und Erholung auf dem Rennbahnareal auseinander. Die Ergebnisse der Jugendlichen wurden den Planungsteams im Werkstattverfahren zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurde das Werkstattverfahren von einem öffentlichen Dialog mit hohen Teilnehmerzahlen digital und in Präsenz begleitet worden. Damit hat auch in der zweiten Phase eine Fortsetzung der Beteiligung stattgefunden, die bereits in der ersten Phase mit dem Runden Tisch umgesetzt worden war.
Dazu Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau: "Wir haben in einem spannenden und kreativen Werkstattverfahren einen tollen Lösungsvorschlag für die künftige Nutzung der Galopprennbahn gewonnen. Jetzt gilt es, diesen Vorschlag mit allen Beteiligten zu optimieren, um daraus dann einen Bebauungsplan zu gießen, der dem Ortsgesetz nach dem Volksentscheid Rechnung trägt. Ich bin mir sicher, dass sich der lange und geduldige Weg mit einer groß angelegten Beteiligung und einer ausgesprochen professionellen Moderation gelohnt hat. Ich danke allen Beteiligten für ihr hohes Engagement. Es ist gelungen, den Willen der Bürgerinnen und Bürger in einem offenen und transparenten Prozess mit hoher Beteiligung aller Betroffenen erfolgreich umzusetzen. Das Areal wird den Bremer Osten künftig städtebaulich stark aufwerten."
Die Vorarbeit für das Werkstattverfahren hatte der Runde Tisch Rennbahngelände übernommen, der am 12. Juni 2020 seine Arbeit aufgenommen hatte. Vertreterinnen und Vertreter der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Bürgerinitiative Rennbahngelände Bremen sowie aus den Beiräten Vahr und Hemelingen, vom Regionalausschuss und aus den Bürgerschaftsfraktionen sowie weiterer Initiativen bildeten die Besetzung des runden Tisches. Dieser präsentierte im Mai 2021 seinen Abschlussbericht, der dann im Juni 2021 von den Deputationen für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung sowie für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologieverabschiedet wurde. Auch die Durchwegung zwischen den Punkten Carl-Goerdeler-Park und Kleingartenverein Im Holterfeld über das Gelände zur besseren Verbindung der Stadtteile Vahr und Hemelingen wurde von den Deputationen verabschiedet. Gleiches gilt für den künftigen Ausschluss von Galopprennsport, weiterem Pferdesport und Golf, welches ebenfalls von Beiräten und Deputationen verabschiedet wurde.
Der Bremer Senat hatte im Mai 2019 den Ausgang zum Volksentscheid zur Bebauung des Rennbahngeländes akzeptiert. Die Bremer Bürgerinnen und Bürger hatten in der Abstimmung eine Bebauung des etwa 30 Hektar großen Areals mehrheitlich abgelehnt. Damit war eine Erschließung der Fläche mit Wohnbebauung ausgeschlossen. Der Bremer Senat hatte den Vertrag mit dem Galopprennverein sowie der in dem Oval liegenden Golf-Range gekündigt, um dort Wohnbebauung zu realisieren. Dies war auf Widerstand einer Bürgerinitiative gestoßen, die den Volksentscheid gegen diese Pläne organisiert hatte. Zuvor hatte bereits eine vorgezogene Bürgerbeteiligung stattgefunden.
Unterlagen zum Download:
Erläuterungstext - Galopprennbahn Bremen von West 8 (pdf, 174.7 KB)
Visualisierung "Runde Tisch Rennbahngelände (pdf, 1.2 MB)
Planungsskizze - "Die Grüne Bahn am Mittelkampsfleet" Teil 1 (pdf, 34.5 MB)
Planungsskizze - "Die Grüne Bahn am Mittelkampsfleet" Teil 2 (pdf, 18.2 MB)
Planungsskizze - "Die Grüne Bahn am Mittelkampsfleet" Teil 3 (pdf, 30.5 MB)
Besetzung der Jury zum Werkstattverfahren:
Für die Beurteilung der Arbeiten steht die Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Hansestadt Bremen, der Politik, verschiedener themenbezogener Institutionen sowie externen Fachexpertinnen und -experten, zur Verfügung. Das Gremium setzt sich wie folgt zusammen:
Fachpreisgericht (stimmberechtigt)
Stellvertretendes Fachpreisgericht
Sachpreisgericht (stimmberechtigt)
Stellvertretendes Sachpreisgericht
Politik (stimmberechtigt)
Jugendvertretung (stimmberechtigt)
Nach einer gesonderten Kinder- und Jugenbeteiligung wird für das Forum 3 eine Vertretung aus dem Jugendbeirat Hemelingen ausgewählt.
SKUMS Verfahrensbegleitung
Sport und Freizeit
Natur, Landschaft und Umweltbildung
Bildung
Kultur und Event
Mobilität
Teilnehmende "innerer Kreis":
Teilnehmende "äußerer Kreis":
Ansprechpartner für die Medien:
Jens Tittmann, Pressesprecher bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Tel.: (0421) 361-6012, E-Mail: jens.tittmann@umwelt.bremen.de