Das Staatsarchiv Bremen verwahrt als Gedächtnis der Freien Hansestadt Dokumente aus zehn Jahrhunderten. 1968 bezog das Staatsarchiv am Präsident-Kennedy-Platz nahe der Wallanlagen einen Neubau, für den bereits damals eine Erweiterung vorgesehen wurde, denn Archive sind auf den Zuwachs von Beständen angelegt. Seit Jahren ist diese Erweiterung überfällig, denn der seit 2008 denkmalgeschützte Bestandsbau ist bereits länger voll belegt.
Eine vom Staatsarchiv im Jahr 2019 beauftragte Machbarkeitsstudie ergab, dass auf dem hierfür vorhandenen Grundstück die benötigten Magazinflächen mit einem Kostenaufwand von etwa 8,7 Millionen Euro erstellt werden könnten. Zugleich wurde deutlich, dass ein solcher Bau in der bestehenden städtebaulichen Umgebung mit hochwertigem Denkmalbestand sowie sensiblen Nachbarschaften und Grünanlagen ein architektonisch ambitioniertes Vorhaben ist.
Daher wurde das Projekt von der Freien Hansestadt Bremen in den Bundeswettbewerb des Förderprogramms "Nationale Projekt des Städtebaus 2021" beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen eingebracht. Über dieses Programm fördert der Bund Vorhaben mit besonderer nationaler Wahrnehmbarkeit, hoher baukultureller Qualität und überdurchschnittlichem Investitionsvolumen. Das Bremer Neubauvorhaben wurde in das Programm aufgenommen und eine Bundesbeteiligung von 4,1 Millionen Euro zugesagt. Zugleich hat ein privater Spender aus Bremen Drittmittel in Höhe von 0,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die restlichen Mittel müssen von der Freien Hansestadt Bremen aufgebracht werden.
Um den vielfältigen Ansprüchen an das Projekt und den Belangen der Nachbarschaft gerecht zu werden, wurde für das Vorhaben ein Verfahren zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger durchgeführt. Zur Erreichung der baulichen Ziele hat das Staatsarchiv mit fachlicher Unterstützung durch den Senator für Kultur, Immobilien Bremen sowie das Bremer Bauressort einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Zielvorgabe war, das denkmalgeschützte Bestandsgebäude durch einen weiteren Archivbau mit etwa 2.550 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zu ergänzen. Dessen Flächen wurden, so betont Archivleiter Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, durch eine Bedarfsanalyse erhoben, sie sollen bis zum Ende der analogen Überlieferung ausreichen.
Für den Architekturwettbewerb bewarben sich fast 40 Büros, 12 Büros wurden zur Teilnahme zugelassen. Am 24. Juni 2022 hat eine Fachjury unter Vorsitz von Herrn Prof. Volker Staab die drei besten Entwürfe des Wettbewerbs prämiert.
Der Jury gehörten an:
Lars-Christian Uhlig (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), Dr. Andreas Mackeben (Senator für Kultur), Prof Dr. Konrad Elmshäuser (Leiter Staatsarchiv), Susanne Kirchmann (Immobilien Bremen), Prof. Volker Staab (Architekt), Prof. Felix Waechter (Architekt), Michael Frenz (Architekt), Prof. Dr. Iris Reuther (Senatsbaudirektorin), Prof. Dr. Georg Skalecki (Leiter des Landesamts für Denkmalpflege), Dr. Ulrike Wendland (Kunsthistorikerin, Denkmalpflegerin), Monika Nadrowska, (SKUMS).
Im Ergebnis der Jurysitzung erhielt den ersten Preis, dotiert mit 12.500 Euro, der Entwurf des Büros: Bruno Fioretti Marquez, Berlin.
Zwei dritte Preise in Höhe von je 7.750 Euro erhielten die Büros: Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten, Dresden, sowie Heine Mildner Architekten, Dresden.
Eine Anerkennung ging an das Büro: Felgendreher Olfs Köchling, Bremen / Berlin.
Beschreibung des Siegerentwurfs - 1. Platz:
Das Ensemble des Bremer Staatsarchivs wird mit einem wohl proportionierten Erweiterungsbau fortgeschrieben, der am Imre-Nagy-Weg ein neues Gesicht dieser für das Land Bremen bedeutsamen Institution formuliert.
Die Konturen des viergeschossigen neuen Gebäudes fügen sich präzise in das verfügbare Baufenster und in den städtebaulichen Kontext der hochkarätigen Denkmale der Nachkriegsmoderne ein. Ein zurückhaltend dimensionierter eingeschossiger Annex berührt sehr maßvoll den denkmalgeschützten Archivturm und integriert beide Gebäudeteile mit funktional begründeten Räumen für den Archivbetrieb. Es entsteht ein besonderes Zusammenspiel des neuen Bausteins mit dem Archivturm und seinem Flugdach über dem Eingang sowie dem zweigeschossigen Verwaltungsgebäude entlang der Straße am Archiv. Das erweiterte Ensemble wird so auf sehr selbstverständliche Weise im grünen Stadtraum erlebbar.
Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther: "Der Architekturwettbewerb zur Realisierung eines Erweiterungsbaus für das Bremer Staatsarchiv betrifft eine wichtige öffentliche Institution des Landes Bremen, ein hochkarätiges Denkmalensemble am Präsident-Kennedy-Platz und einen stark frequentierten öffentlichen Raum in der Innenstadt. Das Wettbewerbsergebnis zeigt, dass dort ein maßvoller, funktionaler und nachhaltiger neuer Bauteil entstehen kann, der sowohl das Archivgut aufnimmt und schützt, als auch mit seiner Architektur eine einladende Geste im Stadtraum formuliert. Von besonderer Bedeutung für die Bremer Baukultur ist dabei die Förderung im Rahmen des Bundesprogramms "National bedeutsame Projekte des Städtebaus".
Landeskonservator Prof. Dr. Georg Skalecki: "Der Siegerentwurf schlägt einen Ergänzungsbau vor, der angemessen, zurückhaltend aber dennoch mit eigener Gestaltungssprache das hochkarätige Denkmal Staatsarchiv und das Ensemble ergänzt."
Im Anschluss an den Wettbewerb und unter Würdigung der Empfehlungen des Preisgerichtes wurde das Verhandlungsverfahren mit den Preisträgern durchgeführt. Nach dessen Abschluss hat der Träger des ersten Preises, Büro Bruno Fioretti Marquez, Berlin, den Zuschlag zur Realisierung des Bauvorhabens bekommen. Die bauliche Umsetzung soll im zweiten Quartal 2024 beginnen und bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Alle Entwürfe und die Ergebnisse des Wettbewerbs werden vom 18. August bis zum 30. September 2022 im Foyer des Staatsarchivs in einer Ausstellung der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.
Öffnungszeiten: Montag - Donnerstag, 9 -17 Uhr, Freitag 9 - 16 Uhr, Eintritt frei.
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Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de