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Der Senator für Kultur

Bürgermeister Bovenschulte eröffnet Julius-Frank-Ausstellung im Focke-Museum

09.11.2022

Viele jüdische Fotografen und Fotografinnen sahen sich gezwungen, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Deutschland zu verlassen und sich im Exil eine neue Existenz aufbauen. In dieses schwere Schicksal reiht sich auch die Geschichte des Atelier Franks, die sich nun in der Sonderausstellung "Julius Frank. Eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika" im Bremer Focke-Museum wiederfindet. Zur Eröffnung der Ausstellung am Dienstagabend (8. November 2022) begrüßte Bürgermeister und Kultursenator Dr. Andreas Bovenschulte zusammen mit der Direktorin des Bremer Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, Prof. Dr. Anna Greve, die geladenen Gäste. Nach der Begrüßung und musikalischen Untermalung durch Martin Kratzsch und Susanne Sasse an Klarinette und Akkordeon führte die Ausstellungskuratorin Dr. Karin Walter in die Ausstellung ein. Im Anschluss an die Veranstaltung gab es dann eine Führung durch die gelungene Sonderschau.

Bürgermeister Bovenschulte eröffnet Julius-Frank-Ausstellung im Focke-Museum. Foto: Martin Luther, Focke-Museum
Bürgermeister Bovenschulte eröffnet Julius-Frank-Ausstellung im Focke-Museum. Foto: Martin Luther, Focke-Museum

Seit 1872 und über drei Generationen hinweg betrieb die Familie ein Fotoatelier in Lilienthal, und zeitweilig auch Filialen in Bremen und in Worpswede. Gegründet von Julius Frank senior, übernahm zunächst sein Sohn Henry Frank das Geschäft. Henry Frank wurde später ein überregional bekannter, vielfach ausgezeichneter Berufsfotograf.

Frühling im Moor. Foto: Julius Frank, Focke-Museum
Frühling im Moor. Foto: Julius Frank, Focke-Museum

Seine künstlerischen Landschafts- und Porträtaufnahmen mit den durch die Künstlerkolonie Worpswede populär gewordenen Motiven aus dem Teufelsmoor vertrieb er erfolgreich im eigenen Verlag als großformatige Abzüge und Postkarten und gab sie für zahlreiche Publikationen frei. Sein Sohn Julius Frank (junior) knüpfte ab 1931 an die Erfolge an, bis ihn die politischen Umstände zum Verkauf weit unter Wert zwangen. 1936 ins amerikanische Exil getrieben, gelang es Julius Frank in Detroit, Kalamazoo und später in Los Angeles erfolgreich Fuß zu fassen. Bis zu seinem frühen Tod 1959 war er unter anderem zehn Jahre lang engster Mitarbeiter von Julius Shulman, dem bedeutendsten amerikanischen Architekturfotografen der Nachkriegsmoderne. Die Ausstellung zeigt die teils preisgekrönten Originalabzüge der Frank-Fotografen und zeichnet den schweren Weg Julius Franks in die USA und seinen beruflichen Neuanfang nach.

"Heute vollzieht sich eine weitere wichtige und anrührende Gedenk- und Mahnhandlung, wenn wir die Bilder dieser Ausstellung und deren Urheber betrachten: Hier wird anhand individueller Geschichte ein Stück Zeitgeschichte begreifbar und schlüssig rekonstruiert und erzählt", betonte Bürgermeister Bovenschulte die besondere Natur der Ausstellung am Vorabend des 9. November. Denn in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gab es im gesamten ehemaligen Deutschen Reich Gewaltakte gegen Jüdinnen und Juden, organisiert und gesteuert vom NS-Regime.

Dass die Werke der Fotografenfamilie heute der Öffentlichkeit präsentiert werden, ist den Forschungen von Peter Richter und Harald Kühn vom Lilienthaler Heimatverein zu verdanken. Im Jahr 2004 waren sie in einem Koffer auf Zeugnisse der Repressalien gestoßen, denen die Franks in der NS-Zeit ausgesetzt waren. "Dem Bremer Landesmuseum kommt als historischem Museum bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte eine bedeutsame Rolle zu: Dank der Expertise des Focke-Museums konnte Franks fotografisches Werk gründlich untersucht und für die Gegenwart wie auch für die Nachwelt eingeordnet werden", so Bovenschulte. Direktorin Anna Greve unterstrich in ihrer Rede, dass diese Ausstellung zeige, wie ertragreich die Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Initiativen mit dem Museum sei, das über die wissenschaftliche Expertise verfüge, ein Thema inhaltlich anspruchsvoll und ansprechend für das Publikum darzubieten wisse. Das Potential des Landesmuseums liege in dem Dreiklang von Wissenschaft, Ästhetik und Partizipation.

Wenn das Focke-Museum 2026 mit einer neuen Sammlungsausstellung wiedereröffnet wird, soll auch das Kapitel des Nationalsozialismus ausführlich und vielschichtig dargestellt werden, u.a. mit Objekten der Franks.

Am Freitag, 11. November 2022, wird eine zweite Sonderschau eröffnet, "Memories", mit Arbeiten des Bremer Fotokünstlers Olaf Schlote. Schlote hat in den Gedenkstätten der deutschen Vernichtungslager fotografiert und in Israel Holocaust-Überlebende porträtiert und deren Lebenswelten abgelichtet. Beide Ausstellungen sind bis zum 26. Februar 2023 zu sehen.

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