Umweltressort startet Entwicklungs- und Beteiligungsprozess
22.12.2022Öffentliche und private Flächen, Dächer und Grünstreifen sollen in Bremen künftig mehr Lebensräume für Pflanzen und Insekten bieten und so einen Beitrag für biologische Vielfalt im urbanen Raum leisten. Mit einer Biodiversitätsstrategie und einem Insektenschutzprogramm soll die Artenvielfalt im Land Bremen gefördert werden. Für die Entwicklung plant das Umweltressort einen Beteiligungsprozess mit Behörden, Naturschutzverbänden, Umweltbetrieb, Fachleuten sowie Bürgerinnen und Bürgern, um geeignete Maßnahmen auszuarbeiten, die von einem breiten Akteurskreis getragen werden.
Den Start bildete am gestrigen Mittwoch (21. Dezember 2022) ein "Runder Tisch" mit über 60 Teilnehmenden im Forum des Übersee-Museums. Umweltsenatorin Dr. Maike Schaefer betonte, dass Bremen bereits viele Maßnahmen im Bereich Biodiversität umgesetzt hat: "Wir sind hier auf einem guten Weg. Insektenschutz, die Förderung der Artenvielfalt und der Biodiversität sind eine Herausforderung, die uns alle betrifft. Umso mehr freut es mich, dass wir so viele Akteurinnen und Akteure für die Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie gewinnen und schon beim Auftakt erste Vorschläge für die verschiedenen Handlungsfelder ausarbeiten konnten."
Der fachübergreifende Prozess startet auf der Grundlage einer guten Vernetzungsstruktur: So gibt es beim Schutzgebietsmanagement eine enge Kooperation mit der Bremer Landwirtschaft. Auch der verbandliche Naturschutz und die Umweltbildung spielen bereits wichtige Rollen. Der Bremer Naturschutzbeirat hat mit einem umfassenden Positionspapier zum Insektenschutz zudem eine wertvolle Grundlage geschaffen. Die darüberhinausgehenden Handlungsfelder reichen von der Wasserwirtschaft über öffentliche und private Flächen, Siedlung und Verkehr bis hin zu Gewerbe und Häfen. Hier gibt es bisher vor allem einzelne Maßnahmen verschiedener Akteure, die nicht in eine übergeordnete, gemeinsame Strategie eingebettet sind. So legt der Umweltbetrieb Bremen auf vielen Rasenflächen Blühwiesen an. Auch öffentliche Einrichtungen wie die Universität Bremen setzen sich für mehr Biodiversität ein. So werden beispielsweise die Grünflächen nur noch einmal im Jahr gemäht, um mehr Lebensraum für Insekten zu schaffen.
Dr. Marko Rohlfs, Professor für Chemische Ökologie an der Uni Bremen, ist Initiator der Initiative "Campus goes biodiverse" und als Fachexperte an der Erstellung der Biodiversitätsstrategie und des Insektenschutzprogramms beteiligt. Er ist überzeugt: "Der städtische Raum kann einen substantiellen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung von Biodiversität leisten. Dieses Potential zu entwickeln, ist enorm wichtig, denn nicht nur populäre Arten wie Panda oder Orang-Utan, sondern auch zahlreiche unbekannte heimische Pflanzen und Insekten nehmen drastisch in ihrer Menge und Vielfalt ab."
In den kommenden Monaten werden gemeinsam mit Fachexpertinnen und -experten zunächst die Ziele der Biodiversitätsstrategie definiert, um die Themen langfristig auf verschiedenen verwaltungs- und zivilgesellschaftlichen Ebenen zu verankern. Darauf aufbauend sollen Maßnahmen entwickelt werden, um die biologische Vielfalt in Bremen und Bremerhaven direkt zu fördern. "Mit dem jetzt angestoßenen Prozess haben wir die Chance, die Themen Biodiversität und Insektenschutz in die Breite zu tragen und möglichst viele Menschen und Institutionen in den Schutz von Arten und Lebensräumen mit einzubeziehen", erklärt Alena Jöst, Referentin für Biodiversität bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau.
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