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Senatskanzlei

"Rosch ha Schana" im Rathaus

Religiöses Fest zum ersten Mal an weltlichem Ort

27.09.2011

Zur Feier des Neujahrsfestes begrüßte Bürgermeister Böhrnsen am Montag (26.09.2011) die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bremen sowie die Altbürgermeister Klaus Wedemeier und Henning Scherf. Jens Böhrnsen freute sich sehr, "'Rosch ha Schana' gemeinsam mit den Gästen in der Oberen Rathaushalle zu feiern".

In Zusammenhang mit der Diskussion über die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag habe er sich Gedanken gemacht, ob es richtig sei, wenn eine religiöse Gemeinschaft in einem säkularen Raum wie dem Rathaus zusammenkomme.
Natürlich, so der Bürgermeister, sind bei uns Staat und Religion getrennt. Die Staatsgewalt geht allein vom Volke aus. Und das Grundgesetz garantiert die Religionsfreiheit für alle. Gleichwohl gebe es eine Verbindung von Religion und Staat, weil jeder Gläubige so wie jeder andere, so Böhrnsen weiter, eingeladen ist, sich und seine Meinung einzubringen in die Gesellschaft. Deshalb sehe er es als ein positives Zeichen, wenn sich auch gläubige Menschen im Zentrum der Stadt treffen, um zu feiern und sich auszutauschen. Ähnliche Feiern gebe es auch mit den Mitgliedern der islamischen Gemeinschaft, der katholischen Kirche und anderen.

Beeindruckt zeigte sich der Bürgermeister über ein Zitat von Dieter Graumann, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Er hatte in seiner Rede zum 50jährigen Jubiläum der Synagoge in Bremen vor wenigen Wochen erklärt: „Die Juden haben in Deutschland wieder ein Zuhause.“ Diese Aussage, so Jens Böhrnsen, sei ein großer Schritt nach vorne. Solange es in Deutschland aber noch nötig sei, jüdische Einrichtungen und Feste polizeilich zu schützen, solange gäbe es noch viel zu tun für ein menschenwürdiges Miteinander.

In Anwesenheit von Landesrabbiner Netanel Teitelbaum wertete Böhrnsen die jüdische Gemeinschaft als einen wichtigen und lebendigen Teil Bremens, der sich auch in den Dialog der Religionen positiv einbringe. Unter großem Applaus bekannte sich Böhrnsen als Mensch und Politiker zur „unbedingten Solidarität mit der Existenz des Staates Israel, auch wenn der israelische Staat sich kritisieren lassen muss“.

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bremen, Elvira Noa, erläuterte die große Bedeutung des Festes Rosch ha-Schana. Der Tag solle dazu dienen, die Menschen zu veranlassen, in sich zu gehen, sich vom Bösen abzuwenden und gut zu handeln. Es sei der Tag, an dem der Mensch Rechenschaft über sein Tun ablegen und sich seiner moralischen Pflichten bewusst werden solle. Frau Noa teilte auch ihre Hoffnung mit, dass sich die Jüdische Gemeinde noch mehr nach außen öffnen wolle. Der Tag der offenen Tür in der Synagoge sowie die Feier des jüdischen Neujahrsfestes an einem weltlichen Ort setzten hierfür ein erstes Zeichen.

Nachdem Propst Dr. Marin Schomaker in einem Grußwort die wachsenden Beziehungen zwischen Judentum und katholischer Kirche ansprach, zeigte sich Aiman Mazyek, Vorsitzender des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland, sehr erfreut über die Einladung zu diesem jüdischen Feiertag. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Muslim bei diesem Fest mitfeiern und eine Gastrede halten dürfe. In Bremen werde die Verbindung zwischen Juden und Muslimen schon seit längerer Zeit vorangetrieben und sei daher vorbildhaft auch für andere Städte und Regionen. „Deutschland ist unser aller Zuhause. Juden und Muslime leben Seite an Seite. Der Dialog für ein gemeinsames Zusammenleben ist aber gerade in Deutschland sehr wichtig“, sagte er. Muslime, Juden und Christen müssten einander mit Respekt begegnen, denn der Islam bedeute nicht zuletzt Frieden.

Foto: Senatspressestelle