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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Sascha Aulepp präsentiert neue App zu den Stolpersteinen auf 100.000 schulischen Tablets

07.11.2024

Die neue App "Stolpersteine Digital" hat die Senatorin für Kinder und Bildung Bremen, Sascha Karolin Aulepp, heute (7. November 2024) gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung vorgestellt. Der Pressetermin fand in der Knochenhauerstraße 41/42 statt, wo einer der inzwischen fast 1000 Stolpersteine in Bremen und Bremerhaven verlegt ist.

Schülerin Ida von der Wilhelm-Focke-Oberschule zeigt mit Senatorin Aulepp, wie die Stolperstein-App Erinnerung lebendig macht.
Schülerin Ida von der Wilhelm-Focke-Oberschule zeigt mit Senatorin Aulepp, wie die Stolperstein-App Erinnerung lebendig macht. Foto: Michael Schnelle, SKB-Fotoarchiv Bremen

Die App wurde entwickelt von dataport AöR, dem gemeinsamen IT- und Kommunikationsdienstleister der Verwaltungen der vier Länder Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung einer Dataport-App für Schleswig-Holstein nun für Bremen.

Sie kommt im Land Bremen erstmals im unmittelbaren schulischen Zusammenhang zum Einsatz, denn sie ist ab sofort auf allen 100.000 schulischen Tablets installiert. Und sie arbeitet mit Texterkennung durch die Kamera des Smartphones oder Tablets, das heißt die Schrift auf dem Stein wird erkannt und führt ohne Standortfreigabe sofort zu den Biografien der Personen, an die der Stein erinnert. Der Stein an sich ersetzt damit QR-Codes beziehungsweise Links und macht Informationen ohne einen Medienbruch abrufbar. Außerdem bietet die App die Möglichkeit der Anteilnahme, in dem mittels Augmented Realiy virtuell eine Kerze und ein kurzer Text an dem Stein zu platziert werden kann. Beides ist dann eine Woche lang in der App zu sehen.

Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Aulepp: "Die Stolperstein-App bietet weit mehr als ein Geschichtsbuch. Die Schülerinnen und Schüler treffen mit wenigen Klicks direkt auf die Schicksale der Menschen aus ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, die im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Das ist hautnahes und selbstwirksames Lernen."

Dr. Thomas Köcher, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung:
"Die Stolpersteine sollen dem Vergessen entgegenwirken und das Leben jener Menschen symbolisch sichtbar machen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Opfer der 'Euthanasie', politisch Verfolgte, Jehovas Zeugen und Homosexuelle. Angesichts von steigendem Rechtspopulismus und Demokratieverdrossenheit ist dies heute wichtiger als je zuvor. Besonders um junge Menschen mit diesem Thema zu sensibilisieren, muss die Erinnerungskultur neue Wege gehen. Die Einführung einer Stolperstein App ist daher für uns ein sehr wichtiger nächster Schritt, um sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seinen Folgen bis in die Gegenwart auseinandersetzen."

Zum Start sind die Biografien der 800 in der Stadt Bremen verlegten Stolpersteine enthalten. Die Lebensläufe hinter den 154 Steinen in der Seestadt Bremerhaven folgen sukzessive im Laufe des Jahres 2025.

Die "Stolpersteine" im Land Bremen
"Stolpersteine" ist ein Projekt des Kölner Bildhauers und Aktionskünstlers Gunter Demnig und besteht seit 1995. Es erinnert in Deutschland und im europäischen Ausland an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Mit derzeit über 100.000 Stolpersteinen in Europa ist es das größte dezentrale Mahnmal weltweit. Stolpersteine sind 10 x 10 x 10 cm großen Betonquader mit einer Messingtafel, die in den Bürgersteig vor jenen Häusern eingelassen werden, in denen die Opfer einmal zu Hause waren. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihr Schicksal.

Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Bei den Stolpersteinen handelt es sich um das wohl bedeutsamste erinnerungspolitische Projekt im Land Bremen. Nahezu alle Schulen besitzen in Ihrem sozialräumlichen Umfeld einen Stolperstein, und damit die Option auf einen direkten und niederschwelligen Zugang zu einer Biografie, der Einblicke in die Lebensrealität von Opfern und die Ausgrenzungs- und Verfolgungsmechanismen des Nationalsozialismus bietet.

Potentiale und Ziele der Maßnahme

Durch die Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, des Kulturamtes Bremerhaven, der Vereins "Erinnern für die Zukunft e.V." und durch viel Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ist das Stolpersteinprojekt auch in Bremen und Bremerhaven mit Leben erfüllt. Die Menge der in diesem Zuge zusammengetragenen und vorliegenden Informationen, insbesondere den Biografien der Opfer, soll durch "Stolpersteine Digital" erstmals direkt für den Einsatz in Schule digital nutzbar gemacht werden.

Zielen des Projektes "Stolpersteine Digital":

  1. Sensibilisierung für politische Geschichte und Wissensvermittlung zur lokal verortbaren Realität von Verbrechen gegen die Menschlichkeit am Beispiel persönlicher Schicksale von NS-Verfolgten. Die Schülerinnen und Schüler erhalten verlässliche Informationen, mit denen sie besonders eindrücklicher Weise selbstwirksam arbeiten können. Wenn sie an Orten ihres unmittelbaren Lebensumfeldes erkennen, dass und auf welche Weise Menschen nur schwer vorstellbares Leid erfahren haben, werden sie ihre Umgebung künftig auch in erweiterter Form wahrnehmen.
  2. Vertiefender Umgang mit dem schulischen iPad als Lehr- und Lernmittel. Das iPad aus der mit Hilfe des Digitalpakts1 etablierten 1:1-Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler wird als Scanner im physischen Stadtraum genutzt und dient zugleich als Medium zu Tausenden hinterlegten Informationen. Durch die Integration interaktiver Inhalte und AR-Elemente, die speziell für den Einsatz im Unterricht konzipiert sind, sollen Lernende in Zukunft aktiv in den Weiterentwicklungsprozess eingebunden werden. Dadurch erfahren sie nicht nur die Nutzung digitaler Technik als Konsumierende, sondern können sie partizipativ mitgestalten. Lehrkräfte können die App als Werkzeug zur vertieften Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur nutzen und die Schüler im selbstgesteuerten, forschenden Lernen begleiten – das bietet den Schülerinnen und Schüler bereits einen breiten Erfahrungsgewinn.
  3. Vermittlung allgemeinen historischen Wissens zu den Städten Bremen und Bremerhaven weit über die politische Dimension hinaus.
    Mit der App wird die die Vermittlung historischen Wissens zu Bremen und Bremerhaven auf einer persönlichen und greifbaren Ebene gefördert, die über die politische Dimension hinausgeht. Die Möglichkeit, Biografien der Opfer zu lesen und virtuell Kerzen an authentischen Orten zu platzieren, schafft eine emotionale Verbindung zur Geschichte der Städte und veranschaulicht das Alltagsleben und die Schicksale der Menschen jenseits abstrakter historischer Daten. Die App verbindet moderne Technik mit historischen Inhalten und schafft so eine lebendige Form der Erinnerung, die tiefes Verständnis und Empathie fördert.

Achtung Redaktionen:
Die Pressestelle des Senats bietet Ihnen das Foto zu dieser Mitteilung zur honorarfreien Veröffentlichung an. Foto: Michael Schnelle, SKB-Fotoarchiv Bremen
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Ansprechpartner für die Medien:
Aygün Kilincsoy, Leiter des Büros der Senatorin für Kinder und Bildung, Tel.: (0421) 361-10411, E-Mail: ayguen.kilincsoy@bildung.bremen.de