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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Fachkräftesicherung bleibt Herausforderung

IAB-Betriebspanel bietet vielfältige Einblicke in die Lage auf dem Bremer Arbeitsmarkt

03.12.2024

Betriebe im Bundesland Bremen leiden unter Preissteigerungen und der Verknappung von Rohstoffen – aber sie stellen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Personal ein: Rund jeder dritte Betrieb in Bremen (31 Prozent) konnte seinen Beschäftigtenbestand erweitern. Das sind zwei der Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2023, einer bundesweiten repräsentativen Umfrage zu betriebspolitischen Themen unter 14.700 Betrieben, darunter mehr als 826 aus Bremen und Bremerhaven. Die Befragung erfolgte schwerpunktmäßig von Juli bis November 2023.

An diesem Dienstag (3. Dezember 2024) wurde das IAB-Betriebspanel auf Einladung der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Dr. Claudia Schilling, vorgestellt.

Arbeitssenatorin Dr. Claudia Schilling: "Das IAB-Betriebspanel macht auch mit seinen neuesten Ergebnissen deutlich, dass die Fachkräftesicherung die große Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt bleibt. Besonders erfreulich finde ich, dass mehr als zwei Drittel der Betriebe erkannt haben, dass attraktive Arbeitsbedingungen der Schlüssel für die Sicherung von Arbeits- und damit von Fachkräften sind. Ich appelliere aber auch an die Betriebe in unserem Land, sich mit der Frage der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland auseinanderzusetzen. Dabei unterstützt zum Beispiel unsere Beratung zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen."

Ausgewählte Ergebnisse des IAB-Betriebspanels im Überblick

Preissteigerungen und Knappheiten bei Rohstoffen und Vorleistungen
Bei zwei Dritteln der bremischen Betriebe führten Preissteigerungen sowie die Verknappung von Rohstoffen und Vorleistungen zu wirtschaftlichen Effekten. Für 89 Prozent der betroffenen Unternehmen waren diese überwiegend negativ. Dies entspricht 59 Prozent aller Betriebe in Bremen. Die größten Probleme bereiteten die gestiegenen Kosten für Energie und Treibstoffe: Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der bremischen Betriebe, die von negativen wirtschaftlichen Auswirkungen berichteten, sahen sich hierdurch sehr stark (26 Prozent) oder stark (44 Prozent) beeinträchtigt. Der Anteil von Betrieben mit erwarteten Umsatzrückgängen ist gegenüber der Vorjahresbefragung gestiegen. In der Gruppe der überwiegend negativ von den Preissteigerungen sowie den Knappheiten bei Energie, Treibstoffen und anderen Vorleistungen betroffenen Betriebe rechnete jeder vierte Befragte (26 Prozent) mit sinkenden Umsätzen – und damit deutlich mehr als in der Gruppe der nicht betroffenen Betriebe (16 Prozent).

Industrie- und Wirtschaftsspionage
Unternehmen sehen sich nicht nur mit gestiegenen Preisen und Engpässen bei Energie, Treibstoffen und anderen Vorleistungen konfrontiert, sondern auch mit weiteren Herausforderungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. So sah sich fast jeder zehnte bremische Betrieb (8 Prozent) in den letzten fünf Jahren einem konkreten Spionageangriff ausgesetzt; weitere 4 Prozent der Betriebe berichteten von Verdachtsfällen. Im Bundesdurchschnitt lagen die entsprechenden Anteile mit 9 Prozent sowie 4 Prozent auf einem ähnlichen Niveau.

Relative Mehrheit der Betriebe stellte Personal ein
Rund jeder dritte Betrieb in Bremen (31 Prozent) konnte den Beschäftigtenbestand erweitern. In rund einem Viertel der Betriebe (23 Prozent) ist die Zahl der beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesunken – weil Personal abgebaut werden musste oder für freigewordene Stellen kein passender Ersatz gefunden werden konnte. In den übrigen 46 Prozent der Betriebe hat sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahresverlauf nicht verändert.

Beschäftigung von Geflüchteten aus der Ukraine gestiegen
In der aktuellen Erhebung 2023 gab rund jeder zehnte Betrieb an (12 Prozent), dass sich ukrainische Geflüchtete um einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz beworben hatten. Von diesen Betrieben gab jeder Dritte an, entsprechende Personen aktuell zu beschäftigen beziehungsweise zeitweilig beschäftigt zu haben. Rund die Hälfte der eingestellten Geflüchteten übte oder übt qualifizierte Tätigkeiten aus, wurde oder wird also auf Arbeitsplätzen eingesetzt, die berufliche Qualifikationen voraussetzen.

Attraktive Arbeitsbedingungen und Weiterbildung
Zur Fachkräftesicherung setzen mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Betriebe auf attraktive Arbeitsbedingungen. Hierzu gehört auch die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die von rund jedem zweiten Betrieb (51 Prozent) als relevante Fachkräftestrategie beurteilt wird. Fünf von zehn betrachten die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als ein probates Mittel. In der eigenen Ausbildung sehen vier von zehn eine geeignete Strategie. Die gegenüber der Weiterbildung geringere Bedeutung dürfte damit zusammenhängen, dass ein nennenswerter Teil der bremischen Betriebe nicht über die erforderlichen Voraussetzungen verfügt, um selbst ausbilden zu können.

Etwa jeder zweite Betrieb erfüllt Ausbildungsvoraussetzungen
Nach eigenen Angaben erfüllt etwas mehr als die Hälfte der bremischen Betriebe die bestehenden gesetzlichen Voraussetzungen zur Berufsausbildung. Während nahezu alle Betriebe mit 100 oder mehr Beschäftigten über die Voraussetzungen verfügen, um selbst ausbilden zu können, trifft dies nur für eine Minderheit der zahlenmäßig bedeutsamen Gruppe der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten zu (39 Prozent). Von den ausbildungsberechtigten Betrieben beteiligte sich im Jahr 2023 mehr als die Hälfte (60 Prozent) an der Ausbildung. Bezogen auf alle Betriebe entspricht dies einem Anteil in Höhe von 32 Prozent. Die Ausbildungsbeteiligung der bremischen Betriebe liegt damit auf dem Niveau des Bundesdurchschnitts.

Jeder fünfte bremische Betrieb mit Tarifbindung
In Bremen sind derzeit rund 20 Prozent der Betriebe tarifgebunden, wobei der Grad der Tarifbindung mit der Betriebsgröße steigt. Während fast drei Viertel der bremischen Betriebe mit 100 oder mehr Beschäftigten tarifgebunden sind, unterliegen lediglich 14 Prozent der zahlenmäßig großen Gruppe der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten den Bestimmungen eines Tarifvertrages. Aufgrund der größenspezifischen Tarifabdeckung ist der Anteil von Beschäftigten, die durch tarifliche Regelungen erfasst werden, deutlich größer. So sind in den tarifgebundenen Betrieben rund 53 Prozent der bremischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt. Die aktuellen Werte liegen, wie in anderen Bundesländern auch, deutlich unter jenen in früheren Jahren. Im Jahr 2000 erstreckte sich die Geltung von Tarifverträgen noch auf 38 Prozent der bremischen Betriebe sowie 64 Prozent der Beschäftigten. Einen Betriebsrat gibt es in nur etwa jedem zehnten Betrieb.

Hintergrund: IAB-Betriebspanel
Im Rahmen des IAB-Betriebspanels werden in Deutschland seit 1993 jährlich vom Umfrageinstitut Kantar Public im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit repräsentative Betriebsbefragungen zu "Beschäftigungstrends" durchgeführt. Im Jahr 2023 fand diese Befragung zum 28. Mal statt.

Das Söstra Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen wertet das Betriebspanel des Landes Bremen im Auftrag der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union aus. Der Bericht basiert auf einer repräsentativen Befragung (mündliche Interviews und computergestützte Abfragen) der Betriebe.

Ansprechpartnerin für die Medien:
Nina Willborn, Pressesprecherin bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Tel.: (0421) 361- 20323, E-Mail: nina.willborn@soziales.bremen.de