Sie sind hier:

Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

"Jetzt handeln, bevor es zu spät ist"

18.11.2011
Dr. Joachim Lohse
Dr. Joachim Lohse

Die Klimakonferenz 2011 stellte die bremische Klimaschutz- und Energiepolitik auf dem Prüfstand: Wo steht das Land, was kann und will es insbesondere im Bereich der nachhaltigen Stromversorgung erreichen?

Zum zweiten Mal hatte der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr am gestrigen Donnerstag (17.11.2011), zu der im Rahmen des Klimaschutz- und Energieprogramms des Landes Bremen jährlich stattfindenden Klimakonferenz eingeladen – diesmal nach Bremerhaven. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie örtliche Akteure waren gekommen. Sie diskutierten über Herausforderungen und Chancen für das Land Bremen durch die nunmehr endgültige Bekräftigung, aus der atomaren Stromerzeugung auszusteigen. Umweltsenator Dr. Joachim Lohse betonte die Anstrengungen des Landes Bremen. „Wir haben uns verpflichtet, unsere CO-2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken – ein ambitioniertes Ziel, das aber erreichbar ist“, so Lohse optimistisch. Er stellte aber auch klar: „Wenn wir alle Maßnahmen aus unserem bestehenden Klimaschutz- und Energieprogramm 2020 umsetzen, sind wir am Ende bei Einsparungen von nur etwa 33 Prozent. Wir müssen also alle noch eine Schippe drauflegen.“ Insbesondere in den Bereichen energetische Gebäudesanierung, Mobilität und Energieerzeugung aus Erneuerbaren insbesondere Wind, aber auch Sonne und Wasser sehe er große Potenziale für Bremen.

Prof. Dr. Olav Hohmeyer
Prof. Dr. Olav Hohmeyer

Von etwa 360.000 Haushalten in Bremen würden heute bereits rund 145.000 mit Energie aus Wind, Wasser und Sonne versorgt, so Lohse weiter. U.a. für diese Zahl erhielt Deutschlands kleinstes Bundesland Lob von Prof. Dr. Olav Hohmeyer, Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung berät und kritisch begleitet, und Professor für Energie und Ressourcenwirtschaft an der Universität Flensburg. Insbesondere die Windenergiebranche mit Forschung und Entwicklung sei in Bremen hervorragend aufgestellt, so Hohmeyer. „Die Umstellung auf 100 Prozent regenerative Energiequellen ist nicht nur nötig, sondern auch möglich.“ Doch der Professor mahnte zur Eile: „Wenn wir uns die nächsten zehn Jahre weiter so verantwortungslos verhalten wie bislang, wird der Prozess der Erderwärmung irreversibel sein.“ Nur durch Energieeffizienz, konsequente Reduzierung des Verbrauchs und Umstieg auf Energieerzeugung ausschließlich aus Erneuerbaren Energiequellen sei dies noch zu verhindern, aber machbar. Dabei komme der kommunalen Ebene eine Schlüsselrolle zu. „Wir brauchen jede und jeden: Unternehmer, Dienstleister, die Bürgerinnen und Bürger – gemeinsam an einem Tisch können sie Ideen schmieden, sich vernetzen und viel bewegen.“

Die Klimakonferenz machte ebenfalls deutlich: Auch die Bremer Bürgerinnen und Bürger müssen zur Energiewende beitragen. Durch mehr Energieeffizienz in den Haushalten kann der finanzielle Aufwand für Strom und Wärme in Grenzen gehalten werden. In einem Workshop erfuhren die Teilnehmenden: Es lohnt sich auch im Kleinen zu investieren. „Energiesparlampen, Ökostrom, verbrauchsarme, nicht überdimensionierte Elektrogeräte, das nachbarschaftliche Teilen eines Rasenmähers – mit all diesen Maßnahmen lässt sich ein wichtiger Beitrag leisten“, betonte Martin Grocholl von der Klimaschutzagentur energiekonsens. Er fügte hinzu: „In Bremen und Bremerhaven gibt es Beratung und Unterstützung für alle!“

Die Bilanz der Konferenz, auf der auch Dr. Willem Schoeber, Vorstandsmitglied der EWE, Ronny Meyer von der WAB und die Umweltdezernentin der Stadt Bremerhaven Anke Krein diskutierten: Noch ist es nicht zu spät, unsere Erde zu retten – doch Eile ist geboten. „Es ist wichtig, jetzt zu handeln“, betonte Prof. Dr. Olav Hohmeyer. „Das sind wir zukünftigen Generationen schuldig.“ Damit spielte er auf die eindringlichen Worte an, mit denen eine Schülerin aus Bremerhaven die Teilnehmenden der Klimakonferenz begrüßt hatte: „Sie sagen immer: Kinder sind die Zukunft. Aber was passiert mit Kindern ohne Zukunft? Die meisten von Ihnen sind im Jahr 2070 schon tot. Doch meine Generation und folgende nicht. Deshalb wollen wir mitreden.“ Dazu wurde jetzt der Grundstein gelegt: In Bremerhaven startete jüngst ein Jugendklimarat.

Fotos: Ecolo