80 Experteninnen und Experten aus 10 Ländern haben sich am Mittwoch 21.03.2012 in Bremen zur Konferenz „Klimafreundlicher Verkehr – die Herausforderung“ („low carbon transport – the challenge“) getroffen. Das gastgebende europäische Projekt CARE-North (carbon responsible strategies for the North Sea Area) arbeitet an klimaschonenden Mobilitätsstrategien im Nordseeraum.
In seiner Begrüßung machte der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Dr. Joachim Lohse deutlich, dass im Verkehrssektor besonders große Herausforderungen bestehen: „Während die europäische Industrie bis 2009 einen Rückgang ihrer CO2 Emissionen von 34 Prozent erreicht hat, sind die Emissionen aus dem Verkehr in der EU um 29 Prozent angestiegen. Aber auch die sicher weiter ansteigende Spritpreise fordern zum Handeln auf.“
Für den international renommierten australischen Verkehrsforscher Professor Jeff Kenworthy von der Curtin University in Perth / Australien war es der erste Besuch in Bremen. Er stellte in seinem Einführungsvortrag die Ergebnisse seiner weltweiten Vergleichsstudie zum Thema städtische Mobilität vor.
Insgesamt 36 Städte in Europa, dem amerikanischen Kontinent, Asien und Australien wurden in Faktoren der Stadtentwicklung und des Verkehrsangebotes und den Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl verglichen. Hierbei konnte Kenworthy klare Zusammenhänge zwischen Faktoren wie Siedlungsdichte oder dem ÖPNV-Vorrang und der Abhängigkeit vom Auto herausarbeiten. Die Automobildichte der untersuchten Städte schwanke zwischen 57 PKW je 1000 Einwohner in Hongkong und 986 in New Orleans. Die untersuchten deutschen Städte lagen hierbei zwischen 361 (Berlin) und 531 (München). Umgekehrt verhalten sich das Angebot und die Nutzung der nicht-motorisierten Verkehrsmittel. Zu-Fuß-Gehen und Radfahren haben in New Orleans einen Anteil von 3% und in Zürich über 50%. Bremen würde mit 45% hier im oberen Feld dabei sein.
Dr. Karl-Otto Schallaböck vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie zeigte nicht nur Auswirkungen des Klimawandels auf, sondern auch die tiefgreifenden Konsequenzen der für 2050 angestrebten Reduktion auf 2 Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf: „Hierin müssen privater Konsum, Landwirtschaft, Heizung etc. eingerechnet werden - es verbleibt nur ein Teil für Verkehr. Würden wir dann fossile Quellen nutzen, würden 300 Kilogramm CO2 beispielsweise den möglichen Jahresverbrauch auf maximal 125 Litern Benzin begrenzen.“
Professor John Whitelegg von der John Moores University in Liverpool machte angesichts der extremen Anforderungen klar, das es kein ‚business as usual’ mehr geben darf. „Es werden noch zu viele Straßen wie in den letzten Jahrzehnten gebaut – dabei müssen wir heute die Infrastruktur so bauen, dass wir weniger Autoabhängigkeit erzeugen“.
Die Expertenrunde war sich einig, dass alternative Antriebe und Treibstoffe notwendig seien – aber bei weitem nicht ausreichen werden. Beeindruckt zeigten sich die ausländischen Experten von den Bremer Ansätzen zur Förderung des Radverkehrs, des Car-Sharing und des Straßenbahnausbaus.
Denn bereits am Vortag hatten die Gäste Gelegenheit Bremen und dessen Mobilitätskultur im Rahmen von drei Fachexkursionen erkunden zu können – per Rad, zu Fuß oder mit dem Hybridbus der BSAG zur Straßenbahnbaustelle der Linie 1.
Die Projektergebnisse von CARE-North werden zusammengefasst und über das internationale Städtenetzwerk ICLEI auch bei der internationalen Konferenz „Rio+20“ zum Thema Nachhaltige Entwicklung im Juni 2012 eingebracht.
Das Projekt CARE-North wird im europäischen Interreg Nordseeprogramm gefördert.
Vorträge (Folien) können zur Verfügung gestellt werden. Es können auch Kontakte für mögliche Telefoninterviews mit den Referenten vermittelt werden.
CARE-North-Projekt: http://www.care-north.eu
Tagungsprogramm: http://www.care-north.eu/sites/default/files/CARE-North%20final%20conference%20agenda_Final.pdf
Fotos: Pressereferat des Senators