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15. Nacht der Jugend im Rathaus unter dem Thema: „Erinnern reicht nicht!“

12.11.2012

Alle Räume im Rathaus sind hell erleuchtet, die Türen weit geöffnet. Junge Leute strömen in Scharen herbei. Man sieht überall fröhliche Gesichter – aber auch Besinnung und Ernst Dieses Bild wird - wie in den Jahren zuvor - am kommenden Donnerstag, dem 15. November, das Bremer Rathaus prägen. Zum nunmehr 15. Mal lädt Bremens Bürgermeister zur „Nacht der Jugend“ ein. „Erinnern reicht nicht!“ ist das Motto, auf das sich die Jugendlichen in diesem Jahr verständigt haben. Ab 18 Uhr sind alle Bremerinnen und Bremer, ob jung oder alt eingeladen, sich in unkonventioneller Form an die Verbrechen der Nazidiktatur zu erinnern. Zugleich geht es um die Verantwortung für ein Miteinander in Würde und eine menschenfreundliche Zukunft. „Die Nacht der Jugend ist für mich ein Höhepunkt des Jahres“, sagt Bürgermeister Jens Böhrnsen. „Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher innerer Haltung und welch großem Engagement die jungen Leute dabei sind“.

(von links): Bürgermeister Jens Böhrnsen, Helmut Hafner (Senatskanzlei) Ulli Barde (Sportgarten) und Lehrer Wolfram Stein bei der Vorstellung des Programms zur "Nacht der Jugend" im Bremer Rathaus
(von links): Bürgermeister Jens Böhrnsen, Helmut Hafner (Senatskanzlei) Ulli Barde (Sportgarten) und Lehrer Wolfram Stein bei der Vorstellung des Programms zur "Nacht der Jugend" im Bremer Rathaus

Rund 500 Jugendliche aus unterschiedlichen Schulen und Einrichtungen bereiten das ganze Jahr über die Nacht der Jugend vor. Sie alle wollen, dass die Grundwerte der Nacht der Jugend in vielfacher Form zum Ausdruck kommen – nämlich Anerkennung und Respekt, Verantwortung und Menschenfreundlichkeit, demokratisches und soziales Engagement. Die Gäste erwartet auch diesmal wieder ein äußerst abwechslungsreiches Programm mit Theater, Ausstellungen, Infoständen, mit Musik, Theater und Tanz, mit Gesprächsrunden und Diskussionsforen.

Helmut Hafner, Beauftragter des Bürgermeisters, unterstreicht: „Alle, die in dieser Nacht mitmachen - von Schülerfirmen für Öffentlichkeitsarbeit, Catering oder Beschallung bis zu den kleinen und großen Künstlerinnen und Künstlern - wissen, dass ihr Einsatz immer auch das Eintreten für Demokratie und Menschenwürde im Alltag beinhaltet. Und dieses Engagement gibt auch den Jugendlichen, die es in unserer Gesellschaft nicht leicht haben, das Gefühl, gebraucht zu werden, wichtig zu sein.“

Bürgermeister Jens Böhrnsen eröffnet um 18.30 Uhr die Veranstaltung, gemeinsam mit dem Ehrengast Thomas Geve, der als Kind Auschwitz und Buchenwald überlebt hat. Denn ein besonderes Anliegen der Nacht der Jugend ist es, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Geve zeichnete 79 bunte Miniaturbilder über die Lagerzeit im Sommer 1945 in Buchenwald. Seit 1995 gibt es diese Bilder als eine Wanderausstellung, die nun auch in Bremen in der Bürgerschaft gezeigt wird.

Die Nacht der Jugend soll für alle Beteiligten ein Ort der Begegnung sein, des zwanglosen Miteinanders. Sie bietet darüber hinaus allen Interessierten ein Forum zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen politischen Fragen. So wird es u.a. eine Diskussionsrunde geben zum Thema: Kann man stolz darauf sein, deutsch zu sein? Auf der Bühne der Oberen Halle werden 4 Teilnehmer des bundesweiten Wettbewerbs “Jugend debattiert” über dieses spannende Thema reden und dabei auch kontroverse Themen ansprechen. Was bedeutet das Wort “stolz”? Kann man stolz sein auf eine Nation? Darf man stolz auf Deutschland sein, ein Land, das zwei Weltkriege begonnen hat?

Ein weiteres Thema ist die doppelte Staatsangehörigkeit. Droht erneut Ausbürgerung? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Politikgrundkurs 12 E der GSO und wird seine Ergebnisse im Rathaus im Rahmen einer Ausstellung und einer Diskussion vorstellen. Auch das Fanprojekt Bremen ist vertreten unter dem Motto: Diskriminierung beim Fußball – Was tun? Präsentiert wird die Projektarbeit zu allen Formen der Diskriminierung im Fußball und zu den Möglichkeiten, sich gegen sie zu wehren. Auch hierbei werden die Gäste zum Mitdiskutieren aufgefordert.

Auch in musikalischer Hinsicht hat die Nacht der Jugend einiges zu bieten. So reist u.a. die Indie-Blues-Rockband “The Greenbaums” aus Israel an. Der junge Pianist Parvis Hejazi wird mit Klavierwerken verschiedener Komponisten zur Eröffnungsfeier beitragen. Aus Bremerhaven kommt die junge Sinti-Band Gipsy Diamonds ins Bremer Rathaus. Der Name „AnfluG“ steht für junge deutsche Musik mit deutschen Texten. Für die“ Nacht der Jugend“ hat die Gruppe einen neuen Song eingespielt, der sich mit dem Thema “Fremdenfeindlichkeit” befasst. Mit dabei ist auch wieder die Band „Swing Kids“ mit einem abwechslungsreichen Konzert von Klassik bis Swing, Jazz, Pop und Soul. Nicht zu kurz soll auch der HipHop kommen, u.a. mit Dinipiri Collins Etebu, dem Weltmeister und Deutschen Meister im HipHop und Gigy Golez, der mit einem workshop Einblick in diesen Tanz gibt.

Die „Nacht der Jugend“ richtet sich zwar an junge Leute – aber auch Ältere sind ausdrücklich und herzlich eingeladen. Es geht ja auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen – wozu die Stunden zwischen 18 und 23 Uhr jede Menge Gelegenheit bieten werden.

Foto: Senatspressestelle