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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Günthner: Unser Hafenleitbild führt Ökonomie, Ökologie und Soziales zusammen

Häfensenator legt "Bremisches Hafenkonzept 2020/25" vor – Offshore-Terminal und Schienenausbau im Überseehafen Bremerhaven als Investitionsschwerpunkte - Konzept entwickelt im Dialog mit externen Interessengruppen

13.11.2014

Wo stehen die bremischen Häfen heute? Und vor allem: Welchen Herausforderungen müssen sie mittelfristig begegnen, um sich als Zentren der wirtschaftlichen Aktivitäten im Land Bremen erfolgreich gegen die internationale Konkurrenz zu behaupten? Das sind Fragen, auf die das "Bremische Hafenkonzept 2020/25" Antworten gibt. "Das Konzept beschreibt den Handlungsbedarf", sagte Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner heute (Donnerstag, 13.11.2014). Die To-do-Liste reiche vom Bau des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB) über den Ausbau der Infrastruktur im Eisenbahnhafen Bremerhaven bis hin zum verstärkten Einsatz für mehr Nachhaltigkeit im Hafen – ökonomisch, ökologisch und sozial.

Das vom Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen vorgelegte Konzept wurde in den vergangenen Monaten unter Federführung der Hafengesellschaft bremenports erarbeitet. "Dabei sind viele Hinweise und Anregungen von außen eingeflossen", sagte Günthner. "Wir haben externe Interessengruppen einbezogen und mehrere Workshops veranstaltet, um einen Dialog über zentrale Themen einer nachhaltigen Hafenentwicklung auszulösen." Hafenpolitik müsse transparent sein. Sie brauche Konsens für Planung und Projekte, ergänzte der Senator.

Das Hafenkonzept 2020/25 bietet zunächst eine aktuelle Zustandsbeschreibung: Die Zwillingshäfen werden ausführlich vorgestellt – ihre Areale und Terminals, ihre Leistungen als Zentren der weltweiten Seegüterlogistik sowie ihre volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung. "Jeweils rund ein Fünftel der Beschäftigung, des Umsatzes und der Wertschöpfung im Land Bremen entfällt auf die Häfen und die mit ihnen verbundenen Wirtschaftsbereiche", sagte Günthner. Etwa 74.000 direkt und indirekt vom Hafengeschäft abhängige Beschäftigte erwirtschafteten 2010 einen Umsatz von etwa 11,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig lag die Wertschöpfung der hafenabhängigen Wirtschaft bei rund 4,4 Milliarden Euro.

OTB im Mittelpunkt der Investitionsstrategie

Im Mittelpunkt der maritimen Investitionsstrategie des Bremer Senats steht der Bau des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB). Das Hafenkonzept 2020/25 lässt keinen Zweifel daran, dass der OTB unbedingt erforderlich ist, um an der Weser optimale Standortvoraussetzungen für die Windenergielogistik zu schaffen. "Der OTB muss und wird kommen", sagte Günthner. "Die geplante Montage- und Verladeanlage für die tonnenschweren Windenergie-Anlagen ist das Herzstück unserer Hafenplanung in diesem Jahrzehnt. Bremerhaven hat sich zu einem führenden Standort der nationalen Offshore-Industrie entwickelt und wird von einer Neubelebung dieses Geschäfts erheblich profitieren. Mit dem Bau des OTB werden wir diese Entwicklung offensiv begleiten."
Wie Günthner hinzufügte, wird der Senat weiterhin mit Augenmaß in die Hafen-Infrastruktur investieren. Als Beispiele für Neubauprojekte nannte er das Konzept zur Beseitigung von Engstellen im Bremer Industriehafen und die Errichtung einer neuen Columbuskaje in Bremerhaven.

Ausbau der Schieneninfrastruktur im Überseehafen Bremerhaven

Als weiteren Schwerpunkt stellt das Hafenkonzept 2020/25 den vom Senat eingeleiteten Ausbau der Schieneninfrastruktur im Überseehafen Bremerhaven heraus. "Wir müssen den Standort auf eine weiter steigende Zahl von Bahntransporten für Fahrzeuge und Container vorbereiten", sagte Günthner. Am Bahnhof Kaiserhafen, der überwiegend der Automobillogistik dient, ist inzwischen damit begonnen worden, die Gleise für Züge bis zu 750 Meter Länge auszubauen. Bis 2016 wird außerdem die Vorstellgruppe Imsumer Deich erweitert, die vor allem vom schienengebundenen Containerverkehr genutzt wird. In diesem Bereich entstehen acht zusätzliche und voll elektrifizierte Gleise.

"Mit den Investitionen in seine Eisenbahninfrastruktur leistet Bremen einen wichtigen Beitrag für einen umweltfreundlichen Transport von Seegütern", sagte der Senator. Bund und Deutsche Bahn AG seien ebenfalls in der Pflicht. Günthner erneuerte seine Forderung, wichtige Investitionen im Hinterland der bremischen Häfen endlich konsequent umzusetzen. Hier reiche die Spanne vom Ausbau der Infrastruktur im Dreieck Bremen/Hamburg/Hannover (Y- oder X-Trasse, ehemalige Amerika-Linie) bis zur Erneuerung von Bahnübergängen an der Strecke von Bremen nach Bremerhaven.

Außerdem propagiert das Hafenkonzept 2020/25 eine weitere Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers Binnenschiff. In den vergangenen Jahren habe der Senat in Bremen-Stadt bereits in den Ausbau von Liegebereichen für größere Schiffseinheiten investiert. Die 156 Kilometer lange Mittelweser zwischen Bremen und Minden habe ihre Verkehrsleistung seit der Jahrtausendwende immerhin von 6,3 auf 8,2 Millionen Tonnen gesteigert. Dennoch werde das Flussrevier seine Möglichkeiten erst dann ausschöpfen, wenn die Anpassung der Mittelweser vollständig umgesetzt und dort ein wirtschaftlicher Verkehr mit leistungsfähigen Großmotorgüterschiffen (GMS) möglich sei.

Auf kurzen und mittleren Strecken kaum eine Alternative zum Lkw

Gleichzeitig macht das Konzept deutlich, dass es beim Transport von Seegütern im Hafenhinterland auf kurzen und mittleren Strecken kaum eine Alternative zum Lkw gibt. Die Anbindung der bremischen Häfen an das überregionale Autobahnnetz sei gut, müsse aber ausgebaut werden.
Für den Bundesverkehrswegeplan 2015 hat das Land Bremen unter anderem den Ausbau der Autobahn A1 zwischen Brinkum und dem Bremer Kreuz auf acht Fahrstreifen sowie den Ausbau der Autobahn A 27 zwischen Bremen-Überseestadt und Bremer Kreuz auf sechs Fahrstreifen angemeldet. Außerdem spricht sich das Hafenkonzept für den Bau der Küstenautobahn zwischen Glückstadt und Westerstede aus. Von dieser Querverbindung profitierten vor allem die Containerhäfen in Bremerhaven und Wilhelmshaven, heißt es im Papier. Die A 20 müsse zügig zu Ende geplant, finanziert und verwirklicht werden.

Der ideale Hafen 2025 – auch der Umwelt und dem sozialen Miteinander verpflichtet

Ein anderes Themenfeld, das im Hafenkonzept 2020/25 behandelt wird, beschreibt Zukunftsfragen der Nachhaltigkeit. 2009 hatte bremenports die "greenports-Strategie" für die bremischen Häfen vorgelegt. Seitdem wurden in diesem Bereich diverse Maßnahmen umgesetzt. Doch der Nachhaltigkeitsgedanke ist nicht auf Umweltthemen begrenzt: "Unser Hafenleitbild führt ökonomische, ökologische und soziale Aspekte zusammen", sagte Günthner.

Wirtschaftlich gehe es darum, die Produktivität des Hafens zu erhöhen, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Bedeutung von Hafenwirtschaft und Logistik für die regionale Wirtschaft zu stärken. Dabei sei soziale Nachhaltigkeit gefordert: "Denn auch im Hafen geht es heute mehr und mehr darum, die Arbeitsplätze attraktiv zu gestalten, die geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und diese Beschäftigten dann langfristig an den Betrieb zu binden", sagte Günthner. "Fachkräfte sichern, Aus- und Weiterbildung verstärken und für gute Arbeit gutes Geld zahlen – das ist unabdingbar, wenn unser Welthafen weiterhin erfolgreich sein will."

Als Ziele einer ökologischen Nachhaltigkeit nennt das neue Hafenkonzept unter anderem die weitere Verringerung von Emissionen (Luftschadstoffe, Lärm, Licht) sowie den Schutz von Ressourcen. Die künftige Hafenentwicklung müsse möglichst ohne den Verbrauch zusätzlicher Flächen auskommen. Mittelfristig sollte über den konsequenten Einsatz neuer Technologien und regenerativer Energien ein CO2-neutraler Betrieb der Hafen-Infrastruktur angestrebt werden.

Senator Günthner: "Der ideale Hafen des Jahres 2025 darf nicht nur ein Hafen sein, der sein Wachstumspotenzial möglichst gut ausschöpft. Deutlich stärker als bisher muss er auch der Umwelt und dem sozialen Miteinander verpflichtet sein."