1.400 Hektar große ehemalige Weserinsel als Ausgleichsfläche für Container- und Offshore-Terminal
19.02.2015Der Bremer Senat hat jetzt die Luneplate zusammen mit dem Bremerhavener Weserwatt vor dem Fischereihafen zum größten Naturschutzgebiet des Landes Bremen erklärt. Erst 2010 wurde die 1.400 Hektar große ehemalige Weserinsel Luneplate im Süden der Stadt Bremerhaven vom Land Niedersachsen an das Land Bremen übertragen.
Grund hierfür ist die Tatsache, dass das Gebiet vor dem Deich und im sogenannten Tidepolder hinter einem Sturmflutsperrwerk mit seinen von Ebbe und Flut sowie Brackwasser geprägten Prielen, ausgedehnten Watten und Röhrichten und der Tide-Weser selbst der wertvollste Teil des europäischen Flora-Fauna-Habitat-Gebiets „Weser bei Bremerhaven“ ist. So kommen hier charakteristische und seltene Pflanzen vor wie Strandsimse, Laugenblume und Löffelkraut, aber auch europäisch geschützte Fischarten wie Finte, Meer- und Flussneunaugen.
Die Außendeichflächen an der Weser, der Tidepolder und das im Binnenland bis zum Altarm „Alte Weser“ anschließende weite Marschengrünland bilden zudem das europäische Vogelschutzgebiet „Luneplate“ mit reichen Rastvorkommen von etwa 70 Wasser- und Wattvogelarten. Zu den bedeutendsten zählen zehntausende Weißwangengänse im Winter und tausende Säbelschnäbler im Hochsommer, aber auch die regelmäßige Rast so seltener Arten wie Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel, Pfuhlschnepfe, Sandregenpfeifer, Pfeif- und Krickente sowie Dunkler Wasserläufer unterstreichen die Bedeutung der Luneplate für die Vogelwelt. Attraktive Gastvögel sind auch Silberreiher und Löffler, die die Luneplate erst in den letzten Jahren für sich entdeckt haben. Im Frühjahr brüten zahlreiche Wiesenvögel wie Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe im Grünland. An den Gewässerufern sind Wasservögel wie Löffel-, Krick- und Knäkenten zuhause, in den ausgedehnten Röhrichten kommen unter anderem Wasserrallen, Rohrweihen und Blaukehlchen vor. Der ehemalige Weserarm „Alte Weser“ bietet Lebensraum für Eisvogel, Grünspecht, Kormoran, aber auch für verschiedene Frosch- und Libellen- und Fledermausarten.
Die Luneplate repräsentiert die typische weite, naturnahe und störungsarme Flusslandschaft der Unterweser, die andernorts durch wirtschaftliche Nutzung stark überformt wurde und im Rückgang befindlich ist. Ihr herausragender Naturschutzwert wurde insbesondere durch umfassende Kompensationsmaßnahmen für Hafenentwicklungsprojekte in Bremerhaven wie die vierte Ausbaustufe des Containerterminals (CT 4) gestärkt und entwickelt.
Um die Luneplate für Erholungssuchende attraktiv zu machen, aber auch um durch gezielte Angebote die Besucher so zu lenken, dass Störungen der Natur möglichst vermieden werden, werden derzeit Einrichtungen zum Naturerleben gebaut, die mit Mitteln der EU gefördert und im Mai fertiggestellt werden. Hierzu gehören ein Aussichtsturm, ein Beobachtungsversteck und zwei Aussichtspunkte auf dem Deich. Zwei Informationspavillons im Zusammenhang mit Parkplätzen am Rand des neuen Naturschutzgebietes runden das Angebot ab. Da öffentlicher Verkehr auf der Luneplate ausgeschlossen ist, erlebt man die Natur der Luneplate von ihren Wegen aus zu Fuß oder per Rad.