Termin: 17.-19. April 2015, Hochschule Bremen
08.04.2015Wird mein Kind behindert sein? Wird es eines Tages krank werden? Will ich das wissen und was werde ich tun? Die vorgeburtliche Suche nach möglichen Behinderungen verspricht Frauen Selbstbestimmung, nötigt aber auch zu folgenreichen Entscheidungen. Darum geht es bei der Tagung "Alles selbst bestimmt? Funktionieren. Kontrollieren. Optimieren." des Netzwerks gegen Selektion durch Pränataldiagnostik, die vom 17. bis 19. April 2015 in der Hochschule Bremen (Neustadtswall 30) stattfindet.
Zur Eröffnung am Freitag, 17. April um 19.30 Uhr, mit dem Festvortrag "Stell dir vor, es ist Inklusion und keine/r mehr da…" von Udo Sierck sind Interessierte herzlich eingeladen. Ebenso ist die Teilnahme am Samstag, 18. April, als Tagesgast noch möglich. Alle weiteren Informationen gibt es hier: www.netzwerk-praenataldiagnostik.de/startseite
Die vorgeburtliche Suche nach möglichen Behinderungen ist Ausdruck neuer Verantwortlichkeiten von Frauen. Und sie ist Teil eines wachsenden Gesundheitsmarktes. In dem oft gehörten "Hauptsache gesund" steckt auch ein Menschenbild, das sich am Funktionieren und an Selbstoptimierung orientiert. Unser Umgang mit dem Beginn des Lebens und mit schwangeren Frauen verdeutlicht grundsätzliche Haltungen, wie sie auch in anderen Lebensbereichen herrschen. "Frauen sollen und wollen alles für die Geburt eines ‚gesunden Kindes‘ tun. Einzelne handeln aber immer im Rahmen dessen, was gesellschaftlich gewollt ist. Schon jetzt muss ein Verzicht auf Untersuchungen begründet werden. Hier tun sich schwerwiegende ethische Fragen für die Einzelnen und für unsere Gesellschaft auf, die Erörterung und Antworten suchen.
"Es gibt für mich viele Gründe, warum ich mich im Netzwerk gegen Selektion durch Pränataldiagnostik engagiere und ich freue mich, dass diese hochkarätige Tagung in Bremen stattfindet", erklärt Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe. Die Bremische Gleichstellungsstelle ist eines von vielen Mitgliedern im Netzwerk gegen Selektion durch Pränataldiagnostik, das mit der Tagung zugleich sein 20-jähriges Jubiläum begeht.
Beim Festakt am Freitagabend (17. April 2015) wird Udo Sierck unter dem Titel "Stell Dir vor, es ist Inklusion und keine/r mehr da…" zum widersprüchlichen gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung zwischen Akzeptanz und Diskriminierung sprechen. Mit dem "Ohrenkuss" können Besucherinnen und Besucher eine Lesung der besonderen Art erleben. "Ohrenkuss" ist eine Zeitung gemacht von Menschen mit Down-Syndrom. Der Besuch der Abendveranstaltung ist kostenfrei.
Wie kann Inklusion gelingen, die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wertschätzt und diese Vielfalt l(i)ebt? Hat sich die feministisch-frauenpolitische Sicht der Dinge in den letzten 20 Jahren geändert? In den Vorträgen am Samstag thematisieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die historische Einbettung der aktuellen Diskussion um Pränataldiagnostik und die besonderen Lasten, die die regelmäßige Anwendung dieser Medizintechnik gerade Frauen aufbürdet. Sie zeigen auf, wie die Kontrolle am Lebensanfang Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen und Trends ist. Auf dem von Ulrike Hauffe moderierten Podium denken Europa- und Bundestagsabgeordnete, die Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe und weitere Aktivistinnen darüber nach, was politisch ansteht. Zum Programm am Samstag sind Tagesgäste herzlich eingeladen.
Die Tagung ist eine Kooperation von:
Presseauskünfte erteilt:
Cara - Beratungsstelle zu Schwangerschaft und vorgeburtlicher Diagnostik
Mail: cara-ev@t-online.de
Telefon: (0421) 591154