Die Situation von weiblichen Flüchtlingen in Bremen nimmt Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe aus Anlass des morgigen Internationalen Aktionstages zur Frauengesundheit (28. Mai) in den Blick: "Viele dieser Frauen haben in ihrem Herkunftsland und/oder auf der Flucht Gewalt erfahren, auch hier sind sie mitunter mit den Tätern konfrontiert. Die Situation in den verschiedenen Flüchtlingseinrichtungen stellt sich für Frauen unterschiedlich dar. Zum Teil sehen die Verantwortlichen sehr gut, welche Form der Unterstützung diese Frauen brauchen und kümmern sich darum. Doch wir wissen auch von Häusern, in denen die Frauen weitestgehend sich selbst überlassen sind bzw. ihre spezifischen Probleme unbeachtet bleiben." Dies gilt vor allem dann, wenn diese Frauen schwanger sind. Oft bekommen sie nur geringe oder gar keine Begleitung, wissen nicht wohin mit ihren älteren Kindern während der Geburt oder müssen mit ihren Neugeborenen auf engstem Raum mit anderen Müttern leben, sodass Ruhe nicht einkehren kann. "Situationen wie diese müssen rasch behoben werden. Auch dass Frauen aus Angst vor Männern in den Einrichtungen – anderen Flüchtlingen oder dem Wachdienst – nicht wagen, ihre Zimmer zu verlassen, ist ein unhaltbarer Zustand", erklärt die Landesfrauenbeauftragte. Hauffe betont, dass Bremen im Umgang mit Flüchtlingen in vieler Hinsicht vorbildlich sei: So haben sie durch die Gesundheitskarte schnellen und unbürokratischen Zugang zum Gesundheitssystem. Auch dass traumatisierte Flüchtlinge im – allerdings völlig überlasteten – Behandlungszentrum Refugio therapeutische Hilfe bekommen, ist eine Leistung, die nicht alle Bundesländer vorhalten. "Die Sozialsenatorin hat kürzlich angekündigt, eine eigene Einrichtung für geflüchtete Frauen zu schaffen. Diesen Plan begrüße und unterstütze ich ausdrücklich", so Hauffe.
Dolmetsch-Dienste finanzieren
Weiterer wesentlicher Aspekt für Flüchtlinge wie für alle Menschen, die die deutsche Sprache nicht oder nur wenig sprechen, ist die Verfügbarkeit von Dolmetsch-Diensten. Ulrike Hauffe: "Sprache oder das Sich-verständlich-machen-können sind der Schlüssel zur Teilhabe und zum Zugang zu Hilfsangeboten. Diesen Schlüssel muss Bremen bereithalten." Ein breites Bündnis von rund 40 Verbänden und Einrichtungen aus den Bereichen Bereich Migration, Gesundheit, Frauen und Familie hatte daher noch vor den Bürgerschaftswahlen an die politisch Verantwortlichen appelliert, die Finanzierung von Sprachmittlung in der sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen in den Koalitionsvertrag aufzunehmen und verbindlich zu regeln. Qualifizierte Dolmetsch-Dienste müssten kurzfristig erreichbar, ihre Bezahlung unbürokratisch gesichert sein. Die vielfältigen Sprachkenntnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin in Einrichtungen und Behörden sollten als Qualifikation anerkannt werden, ein Behörden-Dolmetsch-Dienst sollte eingerichtet werden. "Ich rufe diesen Appell den demnächst um den Koalitionsvertrag Verhandelnden in Erinnerung und setze darauf, dass er seine Wirkung nicht verfehlt", so die Landesfrauenbeauftragte abschließend.
Zur Stellungnahme "Dolmetschen in der sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen finanzieren":
www.frauen.bremen.de/sixcms/media.php/13/Stellungnahme%20Dolmetschdienste_2015.pdf